Rafik Schami las in der Landesbibliothek Glarus – ein Geschenk für alle

Mit unvergleichlicher Eleganz, inhaltlichem Reichtum, mit Humor und riesiger Beseeltheit las Rafik Schami in der bis auf den letzten Platz besetzten Landesbibliothek Glarus. Der Verein Kulturzyt und Baeschlin Bücher hatten eingeladen.



Kmpressionen von der Lesung von Rafik Schami in der Landesbibliothek in Glarus (Bilder: Holger Etter.)
Kmpressionen von der Lesung von Rafik Schami in der Landesbibliothek in Glarus (Bilder: Holger Etter.)

Gaby Ferndriger begrüsste mit Herzlichkeit und verständlicher Hochachtung gegenüber dem Bestsellerautor. Rafik Schami erzählte kunstvoll, garnierte seine Geschichten mit literarischen Kostbarkeiten, räumte Heiterem, Unerwartetem gebührend Raum ein, verflocht so viel Wissenswertes ineinander, machte aus Kleinem bunteste Geschichten. Inhalte begannen zu leben, wanderten zu den gebannt Hinhörenden, weckten ganz hohe Anteilnahme.
Rafik Schami baute Brücken zwischen Welten, die sich zuweilen so feindlich, unversöhnlich gesinnt sind. Der wahrlich international bekannte, mit namhaften Auszeichnungen bedachte Autor ist ein gar charmanter Poet, der sein beinahe unerschöpfliches, auf vielen Recherchen basierendes Wissen ungemein bunt, zuweilen märchenhaft lebensnah darzubieten vermag.
Er ist lebenskluger Wortmagier, der erhellend aufzeigt.
«Wenn du erzählst, erblüht die Wüste» ist der Titel seines neusten, im vergangenen Jahr erschienenen Romans. Rafik Schami, mit bürgerlichem Namen Suheil Fadel, kam 1946 in Damaskus zur Welt; seit 1971 lebt er in Deutschland. Sein umfangreiches Schaffen wurde in 35 Sprachen übersetzt.
Mit den Wiedergaben der kunstvollen Schilderungen wurde aufgezeigt, wie in ganz anderen als der unsrigen Kultur gelebt, gewirkt, gelitten, überzeugt, intrigiert und eingeladen wird. Es wurde hörbar, wie sich Armut urplötzlich in Reichtum verwandelt, wie der staubbedeckte, gegen aussen armselige und bemitleidenswerte einfache Mann urplötzlich in den Mittelpunkt rückt, wie sich Teilnahmslosigkeit und fehlende Lebenskraft urplötzlich wandeln.
Es ist der raffinierte Erzähler, der so viel übers Leben weiss, Innerstes seines Gegenübers durchschaut, genau weiss, wie geholfen werden kann, Begehrlichkeiten durchschaut, sich dann abwendet, wenn es angezeigt ist.
Rafik Schami beherrscht die Vielstimmigkeit dieser Lebensmelodien mit faszinierender Leichtigkeit. Er durchwandert die Welten des Märchenerzählers mit riesiger Eleganz und lässt einen an der Fülle dieser Erlebnisse bereitwillig teilnehmen. Er ist Meister so vieler fernöstlicher Feinheiten.
Über anderthalb Stunden gewährte er Einblicke in eine, uns eigentlich fremde Welt.
Sie ist üppig ausgestattet, birgt liebenswürdig präsentierte Details, wie sie in den vielen Geschichten enthalten sind. Oberflächliches, flüchtiges Lesen ist absolut fehl am Platz. Innehalten, Verweilen sind für jene ein Muss, die sich in der Überfülle dieser Lebenskreise zurechtfinden möchten. Es sind zuweilen beinahe intime Momente, dann wieder historische Tatsachen, Szenen aus längst vergangenen Zeiten. Es sind auch Geschehnisse, die sich in anderen Geschichten wiederholen.
Diese literarische Vielfalt birgt einen unermesslichen Reichtum an Gefühlen, Tatsachen, historischen Fakten, Vermutungen, Deutungen, Traurigem, wirtschaftlichem Elend und Wohlergehen, Achtung und Verachtung, Hilfe und Abwehr. Rafik Schami rückt Gegensätzliches ins Zentrum des jeweiligen Geschehens. Er ist der zuweilen humorvoll Betrachtende, der beispielsweise mit einem Augenzwinkern aufzeigt, dass während einer Siesta in der arabischen Welt nur Hühner und Touristen unterwegs sind. Er weiss, dass wirksames Helfen zuweilen nach intensivem Hinhören durchaus möglich ist – und verknüpft das – ganz im Stile des arabischen Märchenerzählers – mit einer langen, so beseelt auskonstruierten Geschichte. 
Rasch verging die Zeit, Rafik Schami hatte viele Bücher zu signieren, stand bereitwillig und liebenswürdig für kurze Gespräche bereit. Man trug Geschichten mit kurzen Titeln und ganz langen Inhalten gerne nach Hause.