12 Meter hoch und 8 Tonnen schwer – ein Silo für Pulveraktivkohle findet sein Endziel

«Am 10. Oktober 2022 zwischen 12 und 13 Uhr ist bei der ARA Glarnerland in Bilten Spektakuläres im Gange. Ein 12 Meter hohes und 8 Tonnen schweres Silo wird von einem Pneukran in den Rohbau der Anlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen gehievt. Ein grosser Moment für die Anlage und für alle am Bau Beteiligten». So stand es vielverheissend auf der Einladung zu einer Medienorientierung von ARA-Geschäftsführer Klaus Biermann.



Ein Silo für Pulveraktivkohle findet sein Endziel (Bilder: hasp)
Ein Silo für Pulveraktivkohle findet sein Endziel (Bilder: hasp)

Klaus Biermann, Geschäftsführer des Abwasserverbandes Glarnerland, hatte in seiner Einladung zu einer Informationsveranstaltung bei der ARA in Bilten nicht zu viel versprochen, als er voraussagte, dass bei der ARA in Bilten am vergangenen Montag um die Mittagszeit Spektakuläres passiere. In der Tat waren das Emporhieven und Einsetzen eines 12 Meter hohen und 8 Tonnen schweren Silos in den Rohbau der neuen Anlage spannend und äusserst spektakulär. Im Beisein von Abwasserverbandspräsident Hanspeter Spälti, Projektleiter Andreas Büeler von der Winterthurer Firma Hunziker Betatech AG sowie Vertretern der am Neubau beteiligten Firmen wurde das riesige, weiss bemalte «Ungetüm» von einem Pneukran scheinbar problemlos in die Höhe gehoben und millimetergenau in den vorgesehenen Gebäudeteil eingeführt.

Verfahren ist schweizweit eine Premiere

Baubeginn für die neue Anlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen war im April 2021. Heute nach rund eineinhalb Jahren ist der Rohbau des 21 Meter breiten und 50 Meter langen Gebäudes praktisch fertig. Die Anlage ist ein wichtiger Bestandteil des Verfahrens zur Elimination der Mikroverunreinigungen auf der Kläranlage in Bilten. Die Hunziker Betatech AG als Gesamtplaner hatte zusammen mit Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs mittels Pilotanlagen verschiedene Verfahren geprüft. Letztlich entschieden sich die Fachleute in Absprache mit dem BAFU für ein kombiniertes Verfahren mit einer Filtration mit granulierter Aktivkohle mit Zugabe von Pulveraktivkohle in die Biologie. Das gewählte Verfahren ist schweizweit eine Premiere und wird erstmals in dieser Kombination eingesetzt. Die Anlage zur Elimination von Mikroverunreinigungen soll, wenn alles rund läuft, im Frühsommer 2023 in Betrieb genommen werden.

Was sind Mikroverunreinigungen?

Mikroverunreinigungen sind organische Stoffe, welche bereits in sehr tiefen Konzentrationen die Umwelt belasten. Dazu gehören beispielsweise Medikamentenwirkstoffe, Pflanzenschutzmittel, Nahrungsmittelzusätze, Inhaltstoffe von reinigungs- oder Pflegemitteln, Kosmetika oder Materialschutzmittel. Diese Mikroverunreinigungen wurden bisher von den kommunalen Abwasser-Reinigungsanlagen nur teilweise oder gar nicht entfernt. Mit Inkraftsetzung der revidierten Gewässerschutz-Gesetzgebung per 1. Januar 2016 gelte heute erhöhte Anforderungen an die Reinigung des Abwassers. Damit werden bestimmte Kläranlagen in der Schweiz aufgrund spezifisch definierter Kriterien verpflichtet, Anforderungen zur Elimination von Mikroverunreinigungen zu erfüllen.

Was ist die Funktion von Aktivkohle

Aktivkohle besteht überwiegend aus Kohlenstoff mit hochporöser Struktur. Die Poren sind wie bei einem Schwamm untereinander verbunden. Bereits vier Gramm Aktivkohle haben eine innere Oberfläche, welche ungefähr der Fläche eines Fussballfeldes entspricht. Wenn die in die biologische Reinigung dosierte Pulveraktivkohle mit Mikroverunreinigungen beladen ist, wird sie der Schlammbehandlung zugeführt und schliesslich im Zementwerk verbrannt. Die beladene granulierte Aktivkohle in den Filterzellen der MV-Anlage kann reaktiviert und wieder verwendet werden.