125 Jahre Netstaler Kalkgeschichte

Die Kalkfabrik Netstal (KFN) feiert 2025 ihr 125-jähriges Bestehen. Was als kleine Kalkbrennerei begann, ist heute ein topmoderner Betrieb mit 50 Mitarbeitenden – und die einzige Weisskalkfabrik der Schweiz. Genauso wie das Familienunternehmen, hat sich auch der Einsatzbereich des Kalks über all die Jahre laufend weiterentwickelt. Einblicke in diese vielfältige Welt werden Besucherinnen und Besuchern am Jubiläumsanlass vom 27. September geboten.



Aus einer kleinen Kalkbrennerei .........
Aus einer kleinen Kalkbrennerei .........

Die Geschichte der Kalkfabrik Netstal (KFN) begann bereits 1859. Damals gründete Stechermeister Zopfi eine Kalkbrennerei und ein Ziegelwerk im Tänniberg bei Schwanden. Wenig später übernahm sein Sohn Melchior Zopfi den Betrieb und führte ihn, bis die Kalklager gegen Ende des letzten Jahrhunderts erschöpft waren. Ein neues Vorkommen fand er am Elggis in Netstal – und so fiel 1900 der Startschuss für das Unternehmen, das bis heute am gleichen Standort tätig ist.

Grossvater, Enkel und eine Vision

Was mit einem einzigen Ofen begann, wuchs innert weniger Jahre kontinuierlich: Sechs Schachtöfen steigerten die Kapazitäten, eine eigene Wasserkraftanlage an der Linth lieferte Energie und mit dem Bau eines Gleisanschlusses wurde der Grundstein für die Logistik per Bahn gelegt. 1912 trat dann Konrad Auer-Brunner, ins Unternehmen ein. Die Vision: Die Netstaler Kalkfabrik zum führenden Unternehmen der schweizerischen Weisskalkindustrie auszubauen. Diesen Meilenstein konnte die KFN bis Mitte der 1970er-Jahre erreichen. Dafür mussten über Jahrzehnte hinweg mit Weltkriegen, Wirtschaftskrisen und Rohstoffmangellagen einige Herausforderungen gemeistert werden. Konrad Auer-Schaeppi – Sohn von Konrad Auer-Brunner und selbst viele Jahre in der KFN tätig – sagte später über die Leistungen seines Vaters in schwierigen Zeiten: «Immer wieder hat er den Mut gehabt, Mittel und Wege zu finden, die Kalkfabrik und damit auch die Existenz der im Betrieb Beschäftigten zu erhalten.»

Nachhaltig in die Moderne

Neben Durchhaltewillen, Flexibilität und der Ambition zur Verbesserung prägten vor allem auch der hohe Grad der Selbstfinanzierung die Geschichte der KFN. «Unsere Aktionäre haben nie einfach auf Rendite gepocht. Das Geld blieb und bleibt im Unternehmen, um Investitionen zu tätigen», erklärt Heinz Marti, heutiger Verwaltungsratspräsident der KFN. «Daher konnten viele Innovationen rasch vorangetrieben werden.» Oft betraf dies Projekte mit Bezug zu Nachhaltigkeitsthemen. Bereits 1969 nahm bspw. eine Abwasserkläranlage als Beitrag zum Umweltschutz ihre Arbeit auf. In den 1990er-Jahren wurde der erste Maerz Ofen SOM 1 als Ersatz für die beiden koksgefeuerten Öfen in Betrieb genommen: eine wichtige Investition in eine möglichst nachhaltige Kalkverarbeitung, die mit der Umstellung auf Erdgas im Jahr 2013 weiter gestärkt wurde. Das jüngste Beispiel für nachhaltige Innovation ist die neue Materialseilbahn zur Erschliessung des Abbaugebiets in Gründen. Bei jeder Fahrt überwindet sie 200 Meter Höhendifferenz und 700 Meter Distanz und generiert dabei dank einem ausgeklügelten System mehr Energie, als sie verbraucht.

Mit reiner Qualität in die Zukunft

Ein grosser Schritt zur weiteren Verbesserung erfolgte 2020 mit dem Neubau des Kalkofens. Dank dem Einsatz der besten verfügbaren Technologie und Innovationen wie einem neuartigen Nachkühlbunker konnten einerseits Optimierungen in Bezug auf Kalkprodukte erreicht werden, andererseits wurden damit auch die Umweltauswirkungen weiter verringert. So führten über die letzten drei Jahrzehnte hinweg diese und andere Investitionen dazu, dass sich das Brennstoff-CO2 gegenüber 1990 um über 50% reduzierte.

Die «Chalchi» sagte Danke

Heute ist die KFN – in der Region als «Chalchi» bekannt – die einzige Weisskalkfabrik der Schweiz. Zum langjährigen Erfolg trug auch die starke lokale Verankerung in Netstal bei. Diese zeigte sich in der jüngsten Vergangenheit beispielsweise bei der Erweiterung Elggis Süd und Gründen, die das Stimmvolk mit deutlichem Mehr befürwortete.

Der Jubiläumsanlass vom 27. September wird daher gemäss Heinz Marti insbesondere genutzt, um sich bei der Bevölkerung zu bedanken. Sein Sohn Konrad H. Marti, der 2015 ins Familienunternehmen eintrat und heute als Leiter Unternehmensentwicklung tätig ist, freut sich besonders darauf, den Betrieb der Öffentlichkeit präsentieren zu können: «Viele sehen die KFN nur aus dem Auto, wenn sie am Steinbruch vorbeifahren. Aber was alles dahintersteckt, bleibt oft verborgen. Das Jubiläum ist eine tolle Gelegenheit, das zu zeigen.»

Weitere Informationen zur bewegten Geschichte der KFN, zahlreiche visuelle Eindrücke und Details zum Jubiläumsanlass: https://www.kfn.ch/ueber-kfn/125-jahre-kfn/