130 Jahre Glarner Export Handel

Es hätte wohl keinen besseren Ort gegeben, um ein Buch der Glarner Handels- und Wirtschaftsgeschichte vorzustellen – der Hänggiturm in Schwanden. Das Gebäude selbst ist schon ein Denkmal dieser Zeit.



Helen Oplatka, Autorin des Buches (Bilder: martin c.mächler)
Helen Oplatka, Autorin des Buches (Bilder: martin c.mächler)

Ein monumentales Werk sei es, meinte Gaby Ferndriger vom Baeschlin Verlag bei ihrer Begrüssung der zahlreichen Gäste. Zwei Bände, ca. 700 Seiten, verfasst von Helen Oplatka. Ein Zeitdokument der Baumwolldruckerei der Gebrüder Streiff (1802–1927). Helen Oplatka doktorierte in Germanistik in Zürich, Schweizer Geschichte und Staatsrecht. Seit bald 20 Jahren beschäftigt sie sich mit der Aufarbeitung und Archivierung von Dokumenten der Firma Gebrüder Streiff im Glarner Wirtschaftsarchiv in Schwanden. Daraus ist nun ein grosses Werk entstanden, das jetzt schon weit über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung findet.

«130 Jahre Glarner Exporthandel» – das ist der Titel des Buches. Der Glarner Historiker August Rohr aus Diesbach hatte das Privileg, die Manuskripte zu lesen und sich so ein Bild zu machen. In seinen Worten an Helen Oplatka und den Gästen würdigte er die grosse und ausführliche Arbeit. Ein aussergewöhnliches Zeitdokument. Tausende von Geschäftsbriefen mussten gesichtet, sortiert und gelesen werden. Die meisten in Altdeutscher Schrift geschrieben, was die Sache nicht einfach machte. Dazu mussten viele Dokumente in italienischer, französischer und englischer Sprache noch übersetzt werden.

Gespannt hörten die Gäste an Helen Oplatka zu, als sie einige Passagen aus dem Buch herausgriff. Dabei wurden nicht ausschliesslich geschäftliche und politische Themen behandelt. So manches Dokument beinhaltet auch Privates oder Kurioses. Auch schwierige Zeiten wurden da niedergeschrieben. Ein kleines Beispiel: Als sich einer der Gebrüder Streiff zu Fuss an die Messe nach Frankfurt a.M. machte, schmerzten ihm bereits in Eglisau die Füsse. Die gestrickten Strümpfe waren damals noch nicht von der heutigen Qualität. Aber er kämpfte sich durch und fand an der Messe die Erlösung. Rund gestrickte Strümpfe, die er sogleich in hoher Anzahl ins Glarnerland mitbrachte. Von dieser und vielen anderen Geschichten, nebst wirtschaftlichen und politischen Themen, berichtet Helen Oplatka in ihrem Buch. Diese gesichtete Geschäftskorrespondenz erzählt die Geschichte der Gebrüder Streiff in allen Höhen und Tiefen. Vom Beginn bis zum Untergang. Die Anwesenden hätten ihr noch lange zuhören können, doch der Apéro wartete.

700 Seiten Glarner Handels- und Wirtschaftsgeschichte. Ein wahrlich monumentales Werk, das in den letzten 20 Jahren entstanden ist.