150 Jahre Glarner Industriegeschichte

Mit der Gründung des Glarner Börsenvereins 1864 beginnt die Geschichte der heutigen Glarner Handelskammer. An der 150-Jahr-Feier im «Schützenhaus»-Saal in Glarus blickte Frau Dr. Sibyll Kindlimann, Leiterin des Glarner Wirtschaftsarchivs, auf die bewegte und spannende Geschichte des Vereins zurück. Einen Blick in die nähere Zukunft der Wirtschaft richtete Dr. Eric Scheidegger, stellvertretender Direktor beim SECO.



150 Jahre Glarner Industriegeschichte

Wie Peter Rufibach, Präsident der Glarner Handelskammer, in seiner kurzen Begrüssung betonte, sei man nur gemeinsam stark und erfolgreich. «Wir dürfen aber nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Besteht doch die Gefahr, dass wenn es uns gut geht, wir gerne zurücklehnen.» Wer nicht politisiert, mit dem werde politisiert, führte Rufibach weiter aus. Es sei auch wichtig Risiken, kalkulierte Risiken einzugehen. Wir brauchen Unternehmer, die dazu bereit sind.»

Unternehmerpersönlichkeiten und konstruktive Kooperation


In ihrem spannenden und äusserst interessanten Referat richtete Frau Dr. Sibyll Kindlimann zu Beginn ihren Blick auf die Zeit vor der Gründung der heutigen Glarner Handelskammer. Sie erinnerte, dass 1859 die erste Bahnlinie nach Glarus gebaut wurde. «Infrastrukturprojekte für den Handel und die bevorstehende Sozialgesetzgebung haben dazu beigetragen, dass 1864 Industrielle den Glarner Börsenverein gründeten.» Weil aber die Börsentätigkeit in den folgenden Jahren immer mehr an Bedeutung verlor und Stellungnahmen zu Wirtschafts- und Sozialfragen immer wichtiger wurden, wandelte der Börsenverein 1895 seinen Namen in Handels- und Industrieverein des Kantons Glarus um. Wie Kindlimann weiter ausführte, habe der Wandel im internationalen Umfeld wegen Handelshemmnissen, zunehmender Konkurrenz und Überproduktion zu wirtschaftlichen Krisen mit ernsten sozialen Problemen geführt. Dies sei im Glarnerland vor allem am Einbruch der Textilindustrie, verbunden mit hoher Arbeitslosigkeit, zu spüren gewesen. «Erstaunlich zu verfolgen, wie dies durch Umsteigen auf andere Branchen und Produkte überwunden wurde – fast ein zweites Glarner Wirtschaftswunder.» Wie sie weiter ausführte, wurde dies durch einzelne, innovative Unternehmer ermöglicht. «Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist Samuel Blumer, Gründer der Therma. Er glaubte an den Slogan «Elektrizität ist Zukunft».« Innert 20 Jahren setzte er seine Vision in den Aufbau einer Weltfirma um.»

Nach dem Ersten Weltkrieg gab sich der Verein einen neuen Auftritt und setzte neu Akzente. Damit verbunden wurde auch der Name in Glarner Handelskammer umgewandelt. Gezielte Orientierungen für Unternehmer bot die Handelskammer in den informativen Braunwalder Symposien und Weiterbildungskursen. «Ein Anliegen war es, junge Leute für Wirtschaftsfragen zu interessieren, was mit den Wirtschaftswochen an der Kantonsschule realisiert wurde.» Am Schluss ihres Referates betonte sie, dass es auch heute ausserordentlich wichtig sei, dass die Handelskammer es als aktuellen Informationsauftrag betrachte, Verständnis dafür zu schaffen, dass den Glarner Firmen der nötige Spielraum für neue Investitionen weiterhin gesichert ist. «Unternehmerpersönlichkeiten und konstruktive Kooperation braucht es für die Zukunft.»

Die heutigen Herausforderungen des Wirtschaftsumfeldes


Er könne nicht wie die Vorrednerin auf einen Zeitraum von 150 Jahren eingehen, er werde seinen Ausblick auf rund 150 Tage beschränken. Das Referat von Dr. Eric Scheidegger war in erster Linie auf die Schweizer Wirtschaft gerichtet. Immer wieder fand er dabei aber auch enge Berührungspunkte zur Glarner Wirtschaft. Interessant schilderte er, wie, und dies auch dank den Unternehmern, die verschiedenen Wirtschaftsprobleme der Vergangenheit erfolgreich bewältigt werden konnten. Er zog einen interessanten Vergleich bei den wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen von heute und vor 150 Jahren. Am Ende seines sehr informativen Referates betonte er, dass in Bern alles unternommen werde, dass die Schweizer Wirtschaft weiter erfolgreich prosperiere. «Als Richtschnur hilft uns dabei eine weitsichtige, glaubwürdige und vertrauenswürdige Politik der Marktwirtschaft.» Diese sollte sich nach den Grundsätzen der Handels- und Gewerbefreiheit sowie an der Schaffung wichtiger Handelsbeziehungen orientieren. «Und diese Ausrichtung dient der Glarner Handelskammer seit der Gründung.»

Die Gratulationswünsche der Glarner Regierung überbrachte Landammann Röbi Marti und für Unterhaltung sorgte der Glarner Tambourverein Näfels mit einer sehr tollen Darbietung. Die sehr spezielle Einladungskarte wurde von der Glarner Jungunternehmerin Pascal Küng entworfen.

*Edi Huber ist Pressebeauftragter der Glarner Handelskammer.