150 Jahre Weseta Textil AG, Glarus

Luxus auf der Haut – eine Schweizer Weberei behauptet sich.

Die Weseta Textil AG, die einzige Schweizer Weberei von Premium-Frottiertextilien, feiert dieses Jahr ihr 150-Jahr-Jubiläum. Ihre Geschichte ist ein spannendes Beispiel für unternehmerischen Mut und den unerschütterlichen Glauben, dass Schweizer Wertarbeit noch lange Zukunft hat. Dank der Fokussierung auf exklusive Frottierwäsche für den Luxus- Markt gelang es dem Traditionsunternehmen, sich trotz den Veränderungen in der globalisierten Textilwirtschaft zu behaupten und weiterhin am Standort Schweiz zu bleiben.

 



Engi. (Bilder: zvg) Qualitätskontrolle am Längssäumer. Stück für Stück wird handkontrolliert. Längssäumer in Konfektion Engi.
Engi. (Bilder: zvg) Qualitätskontrolle am Längssäumer. Stück für Stück wird handkontrolliert. Längssäumer in Konfektion Engi.

Von der Schiefertafel zum Luxus-Frottiertuch

Mitte des 19. Jahrhunderts litt die Schweiz unter schweren Wirtschaftskrisen. Wie viele Kantone, war auch Glarus gezeichnet von Überbevölkerung, Armut und Hungersnot. Wer konnte, wanderte aus: 150 Glarner gründeten New Glarus in den USA. Wer blieb und zu wenig Land besass, um seine Familie zu ernähren, wurde Taglöhner im Plattenberg und baute Schiefer ab, für Schulschreibtafeln, Wirtshaustische, Dachplatten. Das änderte sich, als 1864 ein 19-jähriger Bürger aus Engi neue Arbeitsplätze schuf.

Leonhard Blumer hiess der Mann, der den Glarnern zu besserer Arbeit verhalf. Er bewegte reiche Einheimische dazu, ihm eine Weberei mit 180 Webstühlen zu finanzieren. 1864 erbaute er die Weberei Sernftal und produzierte neben Frottiertüchern ein umfassendes Sortiment von Damast, Hemdenstoffen, Tisch- und Bettwäsche für die sogenannten Verleger, die bis vor wenigen Jahrzehnten hauptsächlich für den Vertrieb von Textilien verantwortlich waren. Ab 1972 spezialisierte sich das Unternehmen auf Frottier-Produkte und hat sich unter dem Namen Weseta Switzerland zum einzigen Schweizer Hersteller von Premium-Frottierwäsche entwickelt.

Mann mit Visionen


Blumer war ein Pionier und Visionär, brachte ausser der Textilindustrie auch die Elektrizität nach Engi, gründete eine Schule und gehörte – nebenbei – zu den Initianten der Sernftalbahn. Um 1900 beschäftigte die Weberei Sernftal AG über 300 Mitarbeitende. Die Weberei litt unter der Wirtschaftskrise der Dreissigerjahre, überstand die beiden Weltkriege und blühte Mitte des 20. Jahrhunderts wieder auf. 1995 wurde das Unternehmen von Conrad Peyer und Heini Kählin übernommen, neu ausgerichtet und in Weseta Textil AG umbenannt. Heute beschäftigt es rund 40 Mitarbeitende.

Firmengeschichte als Wirtschaftsgeschichte


An der Geschichte von Weseta lassen sich viele Veränderungen ablesen, die die Schweizer Wirtschaftsgeschichte in den letzten 150 Jahren geprägt haben. Angesichts der Tatsache, dass die Schweizer Textilindustrie in den letzten 50 Jahren von 80 000 auf 8000 Arbeitsplätze geschrumpft ist, ist es auch eine Geschichte echten Unternehmertums, in der sich Mut zur Innovation, Durchhaltevermögen und visionäres Denken exemplarisch darstellen. Entgegen aller Tendenzen in der globalisierten Textilindustrie hat sich Weseta der Idee von «Swiss Made» verschrieben und bekennt sich zur Schweizer Qualität und damit zum Standort Schweiz.

«Weil Gutes gut tut, findet es immer ein Publikum»


Conrad Peyer, der heutige Inhaber, steht für den Werkplatz Schweiz ein, ist überzeugt von seinen Chancen und investiert auch in schwierigen Zeiten ins Unternehmen. Ihm ist es zu verdanken, dass es heute noch eine Schweizer Frottierweberei gibt, die anspruchsvollen Menschen etwas in die Hand gibt, was in dieser Qualität und Perfektion nirgendwo sonst auf der Welt zu haben ist.

Die Schweizer Wertarbeit, die Liebe zum Detail und der unerschütterliche Glaube daran, dass Gutes gut tut und deshalb immer ein Publikum findet, machte es möglich, dass die Firma sämtlichen Turbulenzen der Schweizer Textilindustrie trotzen konnte und heute mit Zuversicht in die Zukunft geht.

Investition in den Standort Schweiz


Diese Zuversicht zeigt sich nicht zuletzt im Mut, sich antizyklisch zu verhalten. 2008, mitten in der Finanz-und Immobilienkrise, investierte Conrad Peyer gemeinsam mit der Weseta Kraftwerke AG grosse Summen in die neue Produktionsinfrastruktur, und seit 2011 besitzt die Firma eine der modernsten Frottierwebereien Europas. Das ging jedoch nicht ganz reibungslos vonstatten, weil die neuen Maschinen zwar vieles besser, aber auch vieles nicht mehr konnten, was zum guten alten Handwerk gehört. Weseta brachte die Ingenieure fast zur Verzweiflung, aber am Ende kam alles gut, getreu dem Prinzip: «Qualität ist eine Frage der Einstellung» – und zwar bei Menschen und Maschinen.

Premium-Qualität für Luxus auf der Haut

Was Weseta mit viel Liebe zum Detail herstellt, ist weit weniger ein Produkt als ein Gefühl. Die Basis dazu bilden erlesene Baumwollblends und als gut gehütetes Geheimnis eine spezielle Webtechnik, die den Weseta-Frottiertextilien unübertreffliche Weichheit und eine Haptik verleihen, die den Luxus traditioneller Handwerks nicht nur sichtbar, sondern vor allem auch spürbar machen.

Feinste Frottierwäsche für Warenhäuser, Fachhandel und Lifestyle-Brands


Seit Langem stellt Weseta exklusive Frottierwäsche als massgeschneiderte Fertigprodukte für gehobene Warenhäuser und die Luxusmarke Christian Fischbacher her. Unter dem Brand «Weseta Switzerland» kam 2012 «douceur», die erste eigene Frottierkollektion, auf den Markt. Weseta Switzerland hat sich inzwischen national und international einen starken Namen für Luxus auf der Haut gemacht.

Die moderne Kunst, ein Bad zu nehmen


Die Kultur des Bades und des Badens erhält heute einen weit höheren Stellenwert als noch vor Jahren, und der Trend hält an. In der zeitgenössischen Architektur hat sich das Bad zum eigentlichen Wellness- und Lebens-Raum entwickelt, in dem schöne Dinge und edle Materialien zum persönlichen Statement werden. Man nimmt für sich in Anspruch, was man gern auch seinen Gästen bietet: zum Beispiel den Luxus edelster Frottierwäsche von Weseta.

Weseta Textil AG, Glarus

1864
Gründung der Weberei Sernftal

1901
320 Arbeitsplätze. Herstellung von Frottier- und Damast-Geweben, Hemdenstoffen, Tisch- und Bettwäsche
1945
Umbautätigkeit im Nachkriegsboom

1972
Fokussierung auf Frottiertextilien

1980
Zunehmende Konkurrenz aus Niedriglohnländern
1989 125-Jahr-Jubiläum als «Weseta, Vereinigte Webereien Sernftal AG»
1994
Perfektion des Luxus-Produkts «Dreamflor»
1995 Übernahme durch Conrad Peyer und Heini Kählin mit Umbenennung zu Weseta Textil AG. Positionierung im 
Premium-Segment angestrebt
1998
Produktion von Bademänteln mit Christian-Fischbacher-Stoffen. Vertrieb der Produkte unter der Marke ChristianFischbacher
2008 CO2-freie Energieversorgung durch eigenes Hochdruckwerk, Versorgung von 2500 Haushalten
2011
Neue Weberei und Näherei in Glarus, neue elektronische Infrastruktur
2012
Kreation des Brands «Weseta Switzerland» mit der 
Produktlinie «douceur»
2013
Kompletterneuerung des firmeneigenen Niederdruckkraftwerks am Sernf
2014 150 Jahre Weseta Textil AG