2020 wird zum Schicksalsjahr für die Landwirtschaft

Rund 60 Mitglieder des Glarner Bauernverbandes hielten im Panoramasaal der lintharena sgu in Näfels Rückschau auf das vergangene Jahr 2019. Im Zentrum der Verhandlungen standen nebst der Behandlung einer umfangreichen Traktandenliste die Ehrungen landwirtschaftlicher Funktionäre und Ausbildungsabsolventen sowie ein Vortrag mit Peter Schneider von Proviande zum Thema «Wichtigkeit der öffentlichen Viehmärkte».



Blick auf den Vorstandstisch
Blick auf den Vorstandstisch

Mit dem Klang einer Glocke wie im Bundeshaus zu Beginn einer Session eröffnete Fritz Waldvogel, Präsident des Glarner Bauernverbandes, im Panoramasaal der lintharena sgu in Näfels die Hauptversammlung 2020. Nebst einer illustren Gästeschar, unter ihnen die Ständeräte Dr. Thomas Hefti und Mathias Zopfi, Regierungsrätin und Departements-Vorsteherin Marianne Lienhard, Vertreter kantonaler und kommunaler Behörden sowie Verbandsvertretern aus verschiedenen Kantonen, konnte der Verbandsvorsitzende hocherfreut rund 60 BVGL-Mitglieder begrüssen. Souverän und speditiv wie immer führte Präsident Waldvogel durch die 13 Punkte umfassende Traktandenliste. Die statutarischen Geschäfte wurden im Schnellzugstempo verabschiedet. Sein Jahresbericht für das Jahr 2019 und jener der Geschäftsstelle wurden diskussionslos genehmigt. Für die perfekt und sauber geführten Jahresrechnungen des Glarner Bauernverbandes, der Geschäftsstelle, des Betriebshelferdienstes sowie der Spezialfinanzierungen erteilte die Versammlung den Rechnungsführerinnen Adelina Tschudi und Deborah Plattner ohne Einwände Décharge. Für das Jahr 2020 dürfen die GLBV-Mitglieder sich wiederum auf ein interessantes und anspruchsvolles Tätigkeitsprogramm freuen. Im Zentrum steht die Teilnahme an der Glarner Messe 2020, die wegen Sanierungs- und Umbauarbeiten der lintharena sgu ausnahmsweise auf das Areal der Eternit AG in Niederurnen disloziert werden muss.

2020 wird zum Schicksalsjahr für die Landwirtschaft

Gute Futtererträge, unterschiedliche Milchpreise und eine gute Nachfrage beim Nutz- und Schlachtvieh! Dass sind die mehrheitlich positiven Schlagzeilen des Jahres 2019 für die Landwirtschaft im Kanton Glarus. Diese steht 2020 vor grossen Herausforderungen. Man spricht sogar von einem Schicksalsjahr. Drei für die Landwirtschaft eminent wichtige Eidgenössische Vorlagen kommen zur Abstimmung. Da stehen die Initiativen zum Wasser- und Pflanzenschutz zur Diskussion. Hier muss noch grosse Aufklärungsarbeit geleistet werden, damit diese zwei Vorlagen bachab geschickt werden können. Zum anderen steht das Referendum zum Jagdgesetz im Zentrum des Interesses. Es braucht ein JA zum neuen revidierten Jagdgesetz, damit ein massvoller Umgang mit schadenstiftenden Wildtieren möglich ist. Die Bauernsame hat es mit an der Hand. Deshalb ist der Weg zur Urne für alle Bäuerinnen und Bauern absolut essenziell. Gleichzeitig beraten die Parlamentarier in Bern die AP22+. Hier konnte der Glarner Bauernverband Meinungen und Vorschläge zur künftigen Landwirtschaftspolitik einbringen.

Wetterkapriolen und Wölfe beschäftigten die Glarner Bauern

Aus dem ausführlichen Jahresbericht von Verbandspräsident Fritz Waldvogel ist zu entnehmen, dass das für die Landwirtschaft gute Wetter im letzten Jahr nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass sich die Wetterlagen immer extremer zeigen. Auf intensive Niederschläge folgten grosse Temperatur-Schwankungen und lange trockene Perioden. Die Glarner Landwirtschaft wurde dadurch stark betroffen. Den Umgang mit diesen Wetterkapriolen zu lernen, erfordert gemeinsame Lösungen. Probleme gab es aber nicht nur am Himmel und in der Luft, sondern auch am Boden. Die Ausbreitung der Wolfpopulationen geschieht in Windeseile. Hier wird der Graben zwischen der Bevölkerung, die höchstens Haustiere hält und der Landwirtschaft mit der Nutztierhaltung, immer grösser. Wenn es nicht gelingt, den Richtungswechsel in der Regulierung der Grossraubtiere zu vollziehen, wird es in den kommenden Jahren schwierig werden, im Bergebiet von einer guten Sömmerung zu berichten.

Landwirtschaft – «Bölimaa» für Umweltbelastungen?

Die Landwirtschaft wird dauernd als grosser Verursacher der Umweltbelastung dargestellt. Dabei übersehen gewisse Kreise, was für Leistungen die Landwirtschaft in Bezug auf die Umweltbelastung heute erbringt. Es gibt genügend Beispiele, die das beweisen, unter anderem das Erstellen grosser Photovoltaikanlagen auf Stalldächern, das Interesse an Elektrotraktoren, der Aufbau von Biogas-Anlagen oder der Einsatz von Drohnen für einen präzisen Einsatz von Hilfsstoffen. Den «Bölimaa» bei den Landwirten zu suchen ist ungerecht und entspricht nicht der Realität. Vielmehr ist es die heutige Lebensform der Menschen in verschiedensten Bereichen, welche die Umwelt belasten und Rückstände hinterlässt. Deswegen können die Bauern ja nicht einfach die Produktion der Nahrungsmittel einstellen. Unser Gesundheitssystem verursacht ebenfalls Umweltbelastungen, aber deswegen wird auch nicht auf Ärzte und Medikamente verzichtet. Die Mobilität verursacht ebenfalls viele Umweltbelastungen. Es wird aber trotzdem mit dem Auto zur Arbeit gefahren oder Flugreisen gemacht. Tatsache ist, dass man daran arbeiten muss, mit den Ressourcen sorgsam umzugehen und die Bedürfnisse der stetig wachsenden Bevölkerung möglichst effizient zu erfüllen. Die Schweizer Landwirtschaft hat diese Herausforderungen längst erkannt und arbeitet mit Hochdruck an der Optimierung der Lebensmittel-Produktion.

Auf Augenhöhe mit den Kunden

Der persönliche Austausch mit den Konsumenten wird bei der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen immer wichtiger. In Bezug auf den Kantonalen Richtplan wurden die Anliegen des Glarner Bauernverbandes betreffend Vergrösserung der landwirtschaftlichen Vorrangflächen vom Landrat berücksichtigt und verabschiedet. Die Kommunikationsarbeit des BVGL für ein besseres Verständnis der Landwirtschaft wird nebst dem bisherigen Angebot kontinuierlich ausgeweitet. Erste Probelektionen von « agro-Image» wurden durchgeführt. Bei «Agro-Image» kommen die Schüler nicht auf den Betrieb, sondern ein Bauer oder eine Bäuerin besucht die Schulklassen. Die Konsumenten werden auf verschiedensten Medienkanälen über die Arbeit der Landwirte informiert und aufgeklärt. Definitiver Beweis, dass der technische Fortschritt und die Digitalisierung auch vor den Bauern keinen Halt machen. «Der wohl wirksamste Informations- und Werbe-Kanal für die Schweizer Landwirtschaft sind aber der Bauer oder die Bäuerin selbst», meinte zu Recht Verbandspräsident Waldvogel in seiner Einleitung zur Hauptversammlung 2020.

Ehrung für 16 Ausbildungs-Absolventen

Krönender Abschluss einer in jeder Beziehung gelungenen Hauptversammlung war die feierliche Ehrung von Jakob Schuhmacher für 23 Jahre Markleiter Schlachtschafannahme und für die 16 Absolventen der landwirtschaftlichen Fachschulen. Von den 16 Absolventinnen und Absolventen musste sich leider exakt die Hälfte entschuldigen lassen. Dieses jährlich sich wiederholende, feierliche Prozedere wurde wie immer vom Präsidenten des Glarner Bauernverbandes Fritz Waldvogel höchstpersönlich vorgenommen. Nachstehend die Namen der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen.

Die Wichtigkeit der öffentlichen Märkte

Das mit Spannung erwartete Referat von Peter Schneider, Leiter des Geschäftsbereiches «Klassifizierung & Märkte» von Proviande erfüllte die Erwartungen der Anwesenden. Geschäftsstellenleiter Schneider verstand es vortrefflich, seine Institution vorzustellen und beantwortete allfällige Fragen gleich an Ort und Stelle. Proviande ist die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft. «Schweizer Fleisch» ist als registrierte Marke ein Produkt von Proviande. Sie vereinigt Produzenten, Viehhandel, Verbraucher von Schlachtvieh, Fleisch und Nebenprodukten sowie den Detailhandel, die Importeure und Exporteure.