475 Jahre Freiberg Kärpf – ein Grund zum Feiern?

Im Rahmen des Jubiläums «475 Jahre Freiberg Kärpf» gibt es während der Sommer- und Herbstsaison ein spannendes Programm, welches einen vertieften Einblick in den Freiberg Kärpf gewährt und Fauna sowie Flora auf eine besondere Art und Weise erleben lässt. Im Programm integriert ist ein spannender und interessanter Vortrag von Jagdverwalter Dr. Christoph Jäggi zu den Themen «Kärpf und Jagd», «Kärpf und Wald/Forstwirtschaft», Kärpf und Landwirtschaft» sowie «Kärpf und Tourismus/ Freizeitaktivitäten. Die Veranstaltung fand Mitte August im Hotel Glarnerhof in Glarus statt.



Vortrag von Jagdverwalter Dr. Christoph Jäggi im Hotel Glarnerhof in Glarus (Bilder: hasp)
Vortrag von Jagdverwalter Dr. Christoph Jäggi im Hotel Glarnerhof in Glarus (Bilder: hasp)

Der Vortrag von Jagdverwalter Dr. Christoph Jäggi mit dem kontroversen Titel «475 Jahre Freiberg Kärpf – ein Grund zum Feiern» vermochte Mitte August zahlreiche Interessierte in den Saal des Hotel Glarnerhof in Glarus zu locken, unter ihnen auch eine Delegation des Glarner Jagdvereins. Kompetent und aufschlussreich startete der Referent mit einem geschichtlichen Rückblick und informierte über die aktuelle Situation bei den drei existierenden Jagdbanngebieten im Kanton Glarus. Ein Thema war auch das neue, kurzfristig von Bundesbern revidierte Jagdgesetz. Und der Dauerbrenner «Wolf» und seine Existenzberechtigung durfte natürlich an der anschliessenden Diskussion nicht fehlen, wobei sich die Geister nach wie vor gewaltig scheiden. Auf der eine Seite besteht das aktuelle Jagdgesetz, auf das sich die Jagdverwaltung stützen muss, auf der anderen Seite der berechtigte Unmut der vom Wolfsriss betroffenen Bauern und Älpler. Hier müssen die Verantwortlichen zwingend und rasch möglichst einvernehmliche Lösungen finden. Dieses Thema auf die lange Bank schieben, könnte unter Umständen verheerende Folgen haben!

Ultimatives Naturerlebnis im ältesten Jagdbanngebiet Europas

Der Freiberg Kärpf ist nicht nur das älteste Wildschutzgebiet Europas, sondern mit seiner Fläche von 106 Quadratkilometer auch eines der grössten der Schweiz. Hier leben zahlreiche Steinböcke, Gämsen, Hirsche und Rehe – aber auch Murmeltiere, Adler, Birkhühner und viele andere wildlebende Tiere. Mit etwas Glück und Geduld können diese mit blossem Auge beobachtet werden. Gleichzeitig lädt die traumhafte Berglandschaft mit ihren Bergblumen, Gräsern, Kräutern sowie Felswänden, Bergseen und Wäldern zu unvergesslichen Naturerlebnissen ein. Seit 1548 ist die Jagd im Freiberg Kärpf verboten. Für den Schutz der wildlebenden Tiere und die Überwachung des Jagdwesens sind vier kantonalen Wildhütern zuständig. Eine Besonderheit im Kanton sind die drei Eidgenössischen Jagdbanngebiete, welche rund 18% der Kantonsfläche bedecken. Nebst den beiden Jagdbanngebieten «Schilt» und «Rauti-Tros» ist das Jagdbanngebiet Kärpf als ältestes, heute noch existierendes Wildschutzgebiet Europas (gegründet 1548) tief in der Glarner Kultur und der Bevölkerung verankert.

Umgang mit geschützten Problemarten

Zu den echten Herausforderungen im Kanton Glarus gehört ganz klar der Umgang mit geschützten Problemarten, an erster Stelle der Wolf. Aber auch nach dem bereinigten Jagdgesetz vom 16. Dezember 2022 durch Bundesbern dürfen geschützte Arten in eidgenössischen Jagdbanngebieten weder reguliert noch als Einzeltier getötet werden. Im Moment laufen zu diesem Thema zwei Vorstösse und emotionale Diskussionen im Nationalrat.

Geschichtlicher Rückblick über die Glarner Jagdbanngebiete

Im Kanton Glarus haben Jagdbanngebiete eine lange Tradition. Die eidgenössischen Jagdbanngebiete waren ein frühes und probates Instrument zur Lenkung der Jagd. Seit 1876 sind auch eidgenössische Jagdbanngebiete vorgesehen (Jagdgesetz des Bundes). Diese haben keine starren Grenzen und können unter «Beistandsbewahrung» jederzeit angepasst werden.

1548               Ratsbeschluss: Bannung des Freiberg Kärpf
1560 – 1564 Bannung Glärnisch-Gruppe
1663 – 1702 Bannung Wiggis- Hirzel
1901 – 1911  Bannung der Wiggis-Kette
1912               Bannung Rauti-Tros am 24. Dezember durch den Bundesrat
1926               Bannung Schilt als Ausgleich zur Verkleinerung des Kärpf
2023               Anpassung des Jagdbanngebiets Kärpf und Ausscheidung eines neuen eidgenössischen Jagdbanngebiets Chrauchtal. Damit soll die touristische Entwicklung von Elm gesichert werden.

Am 2. Juni 2023 hat der Bundesrat im Zuge der Revision der Jagdverordnung beschlossen, das Gesuch des Kantons Glarus zur Anpassung des Perimeters des Eidgenössischen Jagdbanngebiets Kärpf und zur Ausscheidung eines neuen Eidgenössischen Jagdbanngebiets Chrauchtal umzusetzen. Damit ist der seit Jahrzehnten bestehende Zielkonflikt zwischen dem Jagdbanngebiets-Perimeter Kärpf und der richtplanerischen Festsetzung für die touristische Nutzung in Elm gelöst.

Ausstellung «Im Reich der Gämsen»

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten läuft noch bis an 28. Oktober im Naturzentrum Glarnerland beim SBB-Bahnhof in Glarus eine Sonderausstellung mit dem Thema «Im Reich der Gämsen».Mitten im Kanton Glarus liegt das älteste Wildschutzgebiet Europas: der Freiberg Kärpf. Bereits vor 475 Jahren wurde hier die Jagd «gebannt», um die Bestände der Gämsen, Steinböcke und Hirsche zu schonen. Wie kam es zu diesem visionären Beschluss? Was waren die Folgen? Und welche Bedeutung hat das Gebiet heute für Mensch und Natur? Die Ausstellung führt mit kurzweiligen Geschichten durch 475 Jahre Freiberg Kärpf. Die Gämse, das Maskottchen des Gebiets, begleitet die Besucherinnen und Besucher auf dieser Zeitreise. Objekte zum Anschauen sowie Entdecker- und Spielstationen machen die Ausstellung zum Erlebnis für die ganze Familie. kostenlos.