555 Pfadis gehen am Siechämarsch an ihre Grenzen

Der Siechämarsch ist ein Leistungsmarsch der Pfadi, der jedes Jahr über 50, 80 oder 100 Kilometer von einem Punkt in der Schweiz zurück ins Glarnerland führt und von einem Team der Glarner Pfadi organisiert wird. Am 25. Mai war es wieder so weit. 555 abenteuerlustige Pfadis aus der ganzen Schweiz machten sich auf, um «ihren inneren Schweinehund» herauszufordern. Ein Erlebnisbericht.



sicheren Route mit regelmässigen Verpflegungsposten. (Bild von Ruedi Eiermann v/o Pascha) 555 Getränkeflaschen als Souvenir und Leuchtstreifen für die Sicherheit bei Dunkelheit stehen am Check-in für die motivierten Läufer bereit. (Bild von Ruedi Eiermann v/o Pascha) Beim 14-stündigen Marsch geht es um Selbstmotivation
sicheren Route mit regelmässigen Verpflegungsposten. (Bild von Ruedi Eiermann v/o Pascha) 555 Getränkeflaschen als Souvenir und Leuchtstreifen für die Sicherheit bei Dunkelheit stehen am Check-in für die motivierten Läufer bereit. (Bild von Ruedi Eiermann v/o Pascha) Beim 14-stündigen Marsch geht es um Selbstmotivation

Ich selber nahm den 80-Kilometer-Marsch ab Landquart unter die Füsse, andere starteten in Trübbach oder Chur. Der Anfang war leicht und ich war voller Tatendrang. Der Weg führte durch kleine Dörfer und lange Strecken am Waldesrand entlang. Auf der ganzen Route verteilt gab es fünf Verpflegungsposten, an denen man etwas essen und Kraft tanken konnte. Während dem Laufen wurden viele interessante Gespräche geführt und man lernte Pfadis aus der ganzen Schweiz kennen. Doch nach ein paar Stunden, mittlerweile kurz vor Walenstadt, spürte ich langsam meine Beine und Füsse. Der Weg folgte schön dem Waldrand, wurde jedoch zwischendurch von steilen, energieraubenden Passagen unterbrochen. Es war eine grosse Freude, als sich der Walensee am Horizont zeigte. Irgendwann begann es stark zu regnen. Ich liess mir meine gute Laune jedoch nicht verderben, zog die Regenjacke an und weiter ging es. Es war nun der Zeitpunkt gekommen, an dem einige aufhörten und sich von einem Auto abholen liessen, da sie keine Energie oder Motivation mehr hatten. Auch ich spürte meine Beine immer mehr. Beim nächsten Verpflegungsposten verweilte ich nur kurz, denn wenn man zu lange sitzen bleibt, steht man nicht wieder auf. Mittlerweile war es dunkel. Ich hatte das Gefühl, der See würde kein Ende nehmen. Als ich um Mitternacht endlich das Ende des Walensees erreichte, wusste ich, bis nach Niederurnen konnte es nicht mehr weit sein. In diesen letzten 4 Kilometern fühlte ich mich wie ein Roboter, welcher langsam, aber stetig einen Fuss vor den anderen setzt, um voran zu kommen. Als ich um 01.45 Uhr, nach 14 Stunden unterwegs, die Unterkunft und mein Ziel erreichte, war ich überglücklich und konnte es kaum fassen. Ich hatte es geschafft! Jetzt konnte ich mich erholen und mir eine Massage gönnen.

Der Siechämarsch ist ein einzigartiges Erlebnis, bei dem jeder seine persönliche Grenze kennenlernen und auch überwinden kann. Es ist ein sehr gut organisierter Anlass, bei dem jeder Teilnehmer versorgt und von Fachpersonen betreut wird. Ich habe sehr viele positive Erfahrungen und Meinungen auch von anderen Läufern gehört und werde den Lauf sicherlich irgendwann noch einmal versuchen. Vielleicht dann mit 100 Kilometern.