Der Näfelser Gemeinderat Peter Hauser begrüsste die zahlreich anwesenden Vertreter von Industrie, Gewerbe und Handel zum sechsten Wirtschaftshearing LinthLand in der linth-arena sgu in Näfels. Im Jahre 2001 wurde LinthLand mit dem Ziel gegründet, eine bessere Verständigung zwischen Politik und Wirtschaft zu erreichen und ein Netzwerk zu schaffen. Das Ziel war es, die Unternehmenskultur in der Region aktiv zu stärken und zu verbessern.
Begrüssung durch Frau Regierungsrätin Marianne Dürst
Frau Regierungsrätin Marianne Dürst bedankte sich in ihrer kurzen Ansprache bei Peter Hauser für seinen grossen Einsatz, immer wieder namhafte Referentinnen und Referenten zu den Wirtschaftshearings von LinthLand gewinnen zu können. Für dieses Jahr ist es ihm wiederum gelungen, zwei interessante Redner mit äusserst aktuellen Themen nach Näfels einzuladen. Der erste Referent - Herr Fred Jaumann - ist ein echter Glarner. Geboren in Netsal, absolvierte er die Kantonsschule in Glarus um anschliessend in Zürich Geschichte und Politologie zu studieren. Von 1999 bis 2004 amtete er als stellvertretender Verteidigungsattaché in Moskau. Seit 2004 führt er in Moskau eine eigene Unternehmung, das „Swiss Service Center Russia“. Die zweite Rednerin, Paola Ghillani, ist sicher vielen der Anwesenden noch als CEO der Max Havelaar Stiftung bekannt. In dieser Funktion ist es ihr gelungen, die Position und auch das Verständnis der Bevölkerung zu dieser Stiftung zu vertiefen, um so gleichzeitig den Umsatz mit den Produkten schweizweit massiv zu steigern. Im Jahre 200? wurde ihr am Wirtschaftsforum in Davos der Titel eines „global leader for tomorrow“ verliehen. Heute führt sie ein eigenes Unternehmen, die Paolo Ghillani & Friends AG.
Wirtschaftsraum Russland mit Fred Jaumann
„Mir gefällt Russland!“ Mit diesen Worten eröffnete Jaumann sein Referat über die Chancen für Innovative KMU’s in Russland. Ein Land von unvorstellbarer Grösse und Ausdehnung. Russland ist flächenmässig 414-mal grösser als die Schweiz. Nur schon Moskau und Umgebung sind so gross wie die ganze Schweiz. Allerdings hat Russland mit einer rückläufigen Bevölkerung zu kämpfen und die Sterblichkeitsrate ist nach wie vor sehr gross. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Russland liegt heute bei 67 Jahren. Im Vergleich dazu: Die Schweiz liegt mit über 80 Jahren in den Top Ten der Welt. Die Politik in Russland werde seit ewiger Zeit von „oben“ gemacht, so Fred Jaumann weiter. Zaren, Diktatoren und die Kommunisten haben jeweils über dieses grosse Land bestimmt. Die heutige Demokratie entspricht aber eher einer „Black Box“ und ist nicht unbedingt die idealste Staatsform für Russland. „Der Russe ist ein Fan der Schweiz und wir geniessen einen hohen Vertrauensbonus“ führt Jaumann weiter aus. Diesen Bonus dürfe man aber nicht durch Ueberheblichkeit verspielen. Es sei wichtig, dass man auf die russische Mentalität eingehe. Der Russe entscheidet sehr schnell, also müssen auch wir schnell entscheiden. Dies oftmals gegen unsere angeborene Zurückhaltung und unser Sicherheitsdenken. Langfristig kann Russland nur aufgrund ihrer Rohstoffe nicht überleben. Deshalb wird bewusst eine Diversifizierung angestrebt und dies ist die Chance von Schweizer KMU’s. Die KMU’s in Russland befinden sich erst in einer Entwicklungsphase, dies kann sich aber sehr schnell ändern. In Russland geht eigentlich alles über Beziehungen. Deshalb empfiehlt es sich, für erste Kontakte wenn immer möglich eine Kontaktperson – am besten einen Schweizer mit russischen Sprachkenntnissen - welche die Gepflogenheiten des Landes kennt, in die ersten Verhandlungen miteinzubeziehen. In Russland bestehen in vielen Branchen und Gebieten grosse Marktlücken, also eine gute Chance für ein innovatives und auch mutiges Schweizer Unternehmen. „Die Russen können viel von uns lernen, wir dürfen aber nicht vergessen, auch wir können von den Russen lernen.“ Mit diesen Worten schloss Jaumann seinen sehr interessanten Vortrag. Er sei gerne bereit, interessierten KMUs mit Rat und Tat unterstützend zur Seite zu stehen, das ist ja schlussendlich die vorrangige Aufgabe seines Unternehmens.
Nachhaltiges Wachstum mit Paola Ghillani
„Wie sehe ich die Schweiz im Jahr 2015“. SO der Titel des Referates von Paola Ghillani. Das zentrale Thema darin: das nachhaltige Wachstum der Wirtschaft, insbesondere aber der Schutz der Umwelt und die Hilfe und die wirtschaftliche Unterstützung und Zusammenarbeit mit der dritten Welt. Ihre Sprache war durch eine leichte Erkältung leicht behindert, was dem Inhalt ihres Referates aber überhaupt keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: Die eindrücklichen und eindringlichen Worte wurden dadurch von den Anwesenden noch deutlicher aufgenommen. Immer wieder kommt sie auf das Problem der dritten Welt zu sprechen. Wichtig sei, dass die Arbeit und die Produkte dieser Leute gerecht bewertet und auch entschädigt werden. Weiter betont Paola Ghillani: „Wachstum ist ein wichtiges Element der Wirtschaft und der Unternehmungen. Ohne Wachstum hat die Wirtschaft langfristig keine Chance zu überleben. Wachstum muss aber auf jeden Fall nachhaltig sein“. Früher war die Schweiz berühmt für einen grossartigen Pioniergeist. KMUs entstanden aufgrund hervorragender Pionierideen. Heute sei dieser Geist leider etwas verloren gegangen. Oft spielt auch die Frage nach der Weiterführung von Familienunternehmungen eine entscheidende Rolle. Nebst ihrem zentralen Thema des nachhaltigen Wachstums der Wirtschaft - untermauert mit verschiedenen Daten und Grafiken – kam Ghillani auch noch auf die Zukunft der Schweiz im Jahre 2015 zu sprechen. „Die Schweiz muss sich wieder auf ihren Pioniergeist besinnen. Sind wir doch ein Land von Hochqualität und sehr guter Bildung. Wir dürfen unsere Leistungen und Produkte nicht zu Tiefstpreisen „verscherbeln“, sondern uns unserer Stärke mehr bewusst werden. Die Schweiz ist das Silicon Valley der Nachhaltigkeit in der Wirtschaft.“ Mit diesen Worten schloss Ghillani ihr Referat.
Dankesworte und Apéro
Im Anschluss an die beiden Referate folgte eine angeregte Diskussion. Beide Referenten standen den Fragen von Heinz Martinelli und Marianne Dürst kompetent und allgemein verständlich Red und Antwort. Zum Schluss bedankte sich der Gemeindepräsident von Näfels, Bruno Gallati, bei den Anwesenden und den Referenten für die Teilnahme an diesem Anlass und die interessanten Ausführungen. Beim abschliessenden Apéro, gespendet von der Glarner Kantonalbank, wurde noch angeregt und engagiert über die beiden Referate diskutiert.
