64 bestanden Maturitätsprüfung

64 erfolgreiche Maturandinnen und Maturanden wurden am frühen Freitagabend in der Aula der Kantonsschule Glarus gefeiert. 15 hatten einen Notendurchschnitt von 5,0 und mehr erreicht.



Regierungsrat Benjamin Mühlemann übergab die Maturitätszeugnisse. (Bilder: mb.) Dr. Jonathan Huston erörterte in seiner Maturarede
Regierungsrat Benjamin Mühlemann übergab die Maturitätszeugnisse. (Bilder: mb.) Dr. Jonathan Huston erörterte in seiner Maturarede

Er habe viele – mehrheitlich gute – Erinnerungen an den Jahrgang, sagte Rektor Peter Aebli in der voll besetzten Aula. «Ich habe einige von Ihnen als kritische Lernende erlebt. Sie haben Stellung genommen, wenn Sie mit etwas nicht zufrieden waren, haben damit auch Klassenlehrpersonen und Schulleitung gefordert.» Es sei wichtig und richtig, sich einzubringen. Die «engagierten, solidarischen jungen Menschen» hätten gelernt, wenn nötig auszuharren und zu akzeptieren, dass nicht immer alles nach Wunsch laufen könne. «Auch dies eine wichtige Tugend», so der Rektor.

15 hatten einen Notendurchschnitt von 5,0 und mehr erreicht. Die «Besten der Besten» wurden namentlich erwähnt: Julia Katharina Wild (5,69), Jonathan Golling (5,61), Nina Alissa Schätti (5,54), Alexandra Bärtsch (5,46) und Danielle Hefti (5,27). Ein Kandidat hatte nicht bestanden.

Samuel Acosta alias Rapper El Cambio blickte fast ein bisschen wehmütig auf die Schuljahre zurück. Es sei im Nachhinein eine schöne Zeit gewesen, die schnell vorbeigegangen sei. Er appellierte an seine Mitschüler, die Chance im Leben zu packen, positiv zu bleiben und nach vorne zu blicken. «Pack dini Chance» hiess es dann auch in seinem begeisternden Rap.

Sind Institutionen langweilig?


Die Maturarede hielt Dr. Jonathan Huston, Jurist, Kognitionswissenschaftler, Philosoph und Autor. Er wurde in Los Angeles geboren und wuchs in Mitlödi auf. «Ein äusserst vielseitiger Mensch», sagte Peter Aebli in der Vorstellung. Der Referent sei ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie Karrieren heute nicht mehr linear verliefen. Der Rektor wünschte, dass sich die Maturandinnen und Maturanden «trotz Vorfreude aufs Maturazeugnis einen Augenblick lang durch den Kopf gehen lassen, wie vielfältig ihre Zukunft ist, wie spannend es sein kann, wenn man offen ist für Unterschiedliches, neugierig eben, offen für das Andere, das Unbekannte».

Der Augenblick dauerte dann etwas länger. «Ich möchte heute über etwas sehr Langweiliges sprechen. Es geht mir um Institutionen. Schon das Wort ist langweilig», begann Jonathan Huston seine Rede. Vom Lateinischen her sei eine Institution etwas Eingerichtetes oder etwas Aufgestelltes – müsse aber nicht gezwungenermassen etwas Langweiliges sein. Anhand von verschiedenen Beispielen zeigte er auf, wie Identität der Schnittpunkt eines Netzes an Beziehungen sei, die nur innerhalb von Institutionen überhaupt Sinn machten.

Es stelle sich die Frage, wie man innerhalb der Institutionen einer Gesellschaft frei beziehungsweise sich selbst sein könne. Aber auch, wie man sich die Institutionen zunutze machen könne «oder gar kreativ mitgestalten kann, um diese Freiheit und dieses Sich-Selbst-Sein zu gewährleisten, ohne dass die Solidarität und die Gerechtigkeit dabei zugrunde gehen».

Grundsätzlich gebe es nur zwei Möglichkeiten, kreativ mit Institutionen umzugehen: «Man versucht, innerhalb der bestehenden Institutionen etwas zu bewegen oder zu verändern. Oder man versucht, die Institutionen selber zu verändern oder gar neue zu schaffen.» Der zweite Ansatz habe ihn immer mehr interessiert, so der Referent. Alle Institutionen würden durch die Politik geformt. Das Leben sei immer politisch, auch wenn man es nicht wahrhaben möchte.

«Unsere Identität wird von Institutionen geformt, und wir können nur frei sein – also nur uns selbst sein –, wenn wir uns dessen bewusst sind und wenn wir alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Institutionen zu formen. Dies geschieht wiederum nur durch die Politik.» Es liege an uns, Widerstände zu durchbrechen: «Wenn wir die Welt nicht nur kritisieren, sondern auch nachhaltig verändern wollen, kommen wir nicht um institutionelles Denken und Handeln herum.»

Jonathan Huston gab den Maturandinnen und Maturanden «sechs Weisheiten» mit auf den Weg: «1. Ideen ohne Institutionen sind machtlos. 2. Wenn man Institutionen langweilig findet – oder wenn man die Politik langweilig findet –, findet man das Leben langweilig. 3. Wenn ihr eine Revolution anzetteln möchtet, zettelt eine institutionelle Revolution an. 4. Denkt und handelt interdisziplinär. 5. Institutionen können so bunt, inspirierend, aufgestellt sein wie die Menschen, die daran teilhaben. 6. Seid also institutionelle Denker und Macher. Wenn ihr eure Arbeit gut macht, wird in 20 Jahren niemand mehr denken, Institutionen seien langweilig.»

Rüstzeug für das spätere Leben bekommen


Nach dieser nicht leichten Kost gab es zunächst Musik, die ja jede Maturafeier bereichert. Diesmal waren es Auftritte eines Maturandinnen-Streichquartetts sowie des Schwerpunktfachs Musik unter Leitung von Randy Müller.

Und dann war die Reihe an Regierungsrat Benjamin Mühlemann, der garantierte, «dass meine Rede noch langweiliger ist als diejenige von Jonathan Huston». Schulisches Lernen sei Lernen auf Vorrat, so der Bildungsdirektor. Der grosse Aufwand habe sich gelohnt, weil die Maturandinnen und Maturanden gelernt hätten, wie sie mit Wissen umgehen müssten, wie sie rausfiltern könnten, was für sie wichtig sei und wie sie die Informationen verknüpfen und einordnen könnten. Dies sei wichtig, denn: «Wer nichts weiss, muss alles glauben.» Die Kantonsschule habe ihnen damit das Rüstzeug für später mitgegeben.

«Sie haben Grosses erreicht und dürfen stolz sein», sagte Benjamin Mühlemann und überbrachte die Grüsse und Glückwünsche des Kantonsschulrats und der Regierung. «Packen Sie die Zukunft mit Mut an, die Wirtschaft wartet ungeduldig auf Sie.»

Schliesslich kam der lang ersehnte Moment: Die 64 erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden bekamen ihre Zeugnisse aus den Händen des Bildungsdirektors und von den jeweiligen Klassenlehrpersonen eine Rose. Nach der Abschlussmusik dislozierte die grosse Festgemeinde in die Eingangshalle, wo der obligate Apéro auf sie wartete. Samt Gratulationen für die nun ehemaligen Kantonsschülerinnen und -schüler.