700 Jahre fürs Geschichtsbuch

Ein letztes Mal traf sich eine grosse Anzahl Bürgerinnen und Bürger des Tagwen Dorf, Linthal, zu einem interessanten und geselligen Tag. In diesem Rahmen fand eine ganz persönliche und inoffizielle Verabschiedung der Tagwensräte und der Verwalterin statt, bevor die offizielle Verabschiedung aller Räte von Glarus Süd am 30. Juni während der Fusionsfeier, der Ouvertüre, stattfinden wird.



Jakob Schiesser und Hansheinrich Zweifel. (bilder: rzw.) Der Tagwenspräsident Jakob Schiesser erläuterte in spannenden Worte die abwechslungsreiche Geschichte des Tagwens Dorf. Jann Etter (rechts) verfasst im Auftrag des Tagwenrates Dorf eine Chronik über die mehr als 700jährige Geschichte
Jakob Schiesser und Hansheinrich Zweifel. (bilder: rzw.) Der Tagwenspräsident Jakob Schiesser erläuterte in spannenden Worte die abwechslungsreiche Geschichte des Tagwens Dorf. Jann Etter (rechts) verfasst im Auftrag des Tagwenrates Dorf eine Chronik über die mehr als 700jährige Geschichte

Nachmittags war wenig von Abschied zu verspüren, als in hervorragend organisierter Weise alle Teilnehmenden sich zuerst auf dem Vorplatz der Schnitzelheizung versammelte und die beeindruckende Demonstration verfolgte, wie aus einem Baum Heizkraft in Form von Holzschnitzel entsteht. Aufgeteilt in 3 Gruppen wurden an ebenso drei Standorten Informationen ganz unterschiedlicher Weise vermittelt: Im Besucher-Infozentrum im Hotel „Tödi“, Tierfehd, über die Jahrhundertbaustelle „Linthal 2015“, über die Tätigkeiten des tagweneigenen Forstbetriebes im Werkhof „Hütten“ und anhand von Filmdokumenten von 1935/36 über das einstige anspruchsvolle Wildheuet und Holzfällen – einst gedreht von Hans Schönwetter.

Verabschiedung des Tagwenrates

Festlich eingekleidet trafen sich abends über 130 Bürgerinnen, Bürger und Gäste zum letzten tagwensinternen Akt in den festlich geschmückten Räumlichkeiten der Linthkraft Stiftung. Wehmut über das Ende einer über 700jährigen geschichtsträchtigen Zeit kam erst bei der Rede des jetzigen Tagwenspräsident, Jakob Schiesser, leise auf. Denn, was seit dem Mittelalter im wirtschaftlichen Sinne und vor allem auch im sozialen Bereich das Tagwen zu leisten fähig waren, gebührt grossen Respekt. Damit dies alles auch künftig nicht in Vergessenheit gerät, beauftragte der Tagwensrat Dr.Jann Etter, Sool, die historische Entwicklung vom Mittelalter bis in die Neuzeit in einer Chronik festzuschreiben, die allen Tagwensbürgern und weiteren Interessierten überreicht werden wird.

Die Verabschiedung erfolgte in einem einfachen und deshalb vielleicht auch gerade dadurch emotionalen Akt. Ruedi Zweifel, der in der neuen Gemeinde als Förster mit seinem Team nun für das gesamte Gebiet der Noch-Ortsgemeinde Linthal verantwortliche sein wird, würdigte die teilweise langjährigen Amtsdauern der einzelnen Tagwensräte. Seit 1968 sitzt der heutige Präsident Jakob Schiesser im Rat, Albrecht Zweifel seit 1971 und Vizepräsident Hansheinrich Zweifel seit 1982. Fast ebenso lange – seit 1988 – amtet Werner Ronner als Tagwensschreiber und wurde 1998 zusätzlich noch als fünfter Tagwensrat ins Gremium gewählt. Brigitte Ryser als Verwalterin überreichte allen Räten ein kleines Präsent, bevor sie selber mit einem Blumenstrauss für ihre über zehnjährige tadellose Arbeit geehrt wurde.

So wie diese Abschiedsfeier auf sehr abwechslungsreiche Weise erfolgte, so werden in den nächsten Monaten bestimmt noch einige andere folgen – nicht nur in Linthal, sondern in all den andern Ortsgemeinden - bevor es dann heisst, sich in der neuen Gemeinde Glarus Süd neu zu organisieren oder eben auch den „Ruhestand“ einzuläuten.