75 Tage im Einsatz: «Hohe Erwartungen und etwas Schiss»

Seit dem 24. März 2020 unterstützte das Spitalbataillon 75 die zivilen Gesundheitsinstitutionen in der Ostschweiz bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Am Freitagnachmittag, nach elf Wochen Dienst, ging der Einsatz der letzten Milizangehörigen zu Ende, wenn auch unter Bereitschaftsauflagen. Der Entlassungszeremonie in Frauenfeld wohnte viel Prominenz bei.



Major Tobias Marthy, Kommandant des Spitalbataillons 75 in seiner Abschiedsrede: "Hohe Erwartungen und etwas Schiss". (Bilder: zvg)
Major Tobias Marthy, Kommandant des Spitalbataillons 75 in seiner Abschiedsrede: "Hohe Erwartungen und etwas Schiss". (Bilder: zvg)

Einsatz beendet! Nach 11 Wochen im Assistenzdienst wurden am Freitagnachmittag die letzten Milizangehörigen der Sanitätstruppen aus dem in der Zwischenzeit schon 11 Wochen dauernden Assistenzdienst entlassen. An der würdigen Feier auf dem Areal der Frauenfelder Kaserne Auenfeld sprach der Kommandant des Spitalbataillons 75, Major Tobias Marthy, ein letztes Mal zu seiner Truppe. Mit Blick auf das Aufgebot Mitte März sagte der Kommandant ehrlich: «Es bereitete mir eine schlaflose Nacht: Die Erwartungen waren gross, und es bedeutete viel Einsatz. Das Ganze war aber auch begleitet von etwas Schiss!»

Rückblende

Es war ein denkwürdiger Moment, als der Bundesrat am 16. März den Lockdown und die Teilmobilmachung der Armee verkündete. Am Montagabend um 20.30 Uhr wurde die Truppe per SMS aufgeboten. Schon am kommenden Morgen zwischen 9 und 11 Uhr war das Gros der Soldaten am Einrückungsort in Gossau SG. Insgesamt rückten an diesem Tag 300 Angehörige des Bataillons zum Einsatz «CORONA 20» ein. Was für eine ausserordentliche Leistung einer Milizarmee! Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass ein ganzes Bataillon wieder mobilgemacht wurde. Zur Bewältigung der ausserordentlichen Lage wurde das Bataillon mit zwei Sanitätskompanien verstärkt.

Entlastung des Gesundheitswesens

Im Rahmen des Assistenzdienstes der Schweizer Armee unterstützten die Soldaten des Spitalbataillons 75 nach einer kurzen Ausbildungsphase das Gesundheitswesen in der Ostschweiz. Die Aufgaben waren vielfältig. Die Mehrzahl der Soldaten wurde als Pflegehelfer in den Spitälern und Pflegeheimen der Region eingesetzt, aber auch im Rettungsdienst und sogar in einem Untersuchungsgefängnis, welches als Quarantäne- und Isolationsstation diente, kamen sie zum Einsatz.

Der Zapfenstreich

Nach elf Wochen Einsatz wurden am Freitagnachmittag die letzten Kompanien des Spitalbataillons 75 aus dem Dienst entlassen. An der schlichten Feier war die Politik unter anderen vertreten durch den Thurgauer Grossratspräsidenten Norbert Senn, den Frauenfelder Stadtpräsidenten Anders Stokholm und die Winterthurer Stadträtin Barbara Günthard-Maier. Unter den zahlreichen militärischen Gästen befanden sich auch Divisionär Willy Brülisauer, Kommandant der Territorialdivision 4 und Brigadier Silvano Barilli, Kommandant der Logistikbrigade 1.

Definitiv Schluss – hoffentlich

Bis auf wenige Kaderangehörige ist nun der Einsatz der Miliz beendet. Die restlichen sanitätsdienstlichen Aufgaben werden nun von Durchdienern und Berufspersonal erfüllt. Obwohl nun die Miliz aus dem Assistenzdienst entlassen wurde: Vorbei ist die Pandemie noch nicht, und es gilt vorerst immer noch die ausserordentliche Lage. Entsprechend wurden die Armeeangehörigen auch nur unter Bereitschaftsauflagen entlassen. Sie müssen sich so zur Verfügung halten, dass sie innerhalb von 24 Stunden wieder aufgeboten werden könnten. An diesem sonnigen Freitagnachmittag hatte aber in Frauenfeld niemand Lust an dieses negative Szenario zu denken.