90 Tonnen Gestein pro Stunde

Die neue Materialseilbahn der Haltengut AG in Mollis läuft. Sie ist ein Novum; in der Schweiz gibt es noch keine solche. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten und Verbesserungen konnte sie nun den Behörden demonstriert werden.

 



Die Bergstation der Materialseilbahn im Hartschotterwerk Haltengut liegt 400 Meter über dem Talesgrund. (Bild: zvg)
Die Bergstation der Materialseilbahn im Hartschotterwerk Haltengut liegt 400 Meter über dem Talesgrund. (Bild: zvg)

Die Behördevertreter und die Mitarbeiter des Hartschotterwerkes Haltengut stehen auf dem Installationsplatz Bortwald – mit sicherem Abstand vor dem Felsabbruch, der fast senkrecht 400 Meter abfällt. Sie blicken gespannt in die Tiefe. Von dort hat sich soeben die mächtige Gesteinsmulde in Bewegung gesetzt. Es ist eine extra konstruierte Mulde, die 11 Kubikmeter Gesteinsbrocken fassen kann und Teil der neuen funkgesteuerten Pendelbahn mit 18 Tonnen Nutzlast ist. Der Windenantrieb erfolgt von der Talstation aus.

Fritz Hösli, Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident, hat das Zeichen gegeben. Nach drei Minuten ist die beeindruckende Mulde bei der Bergstation angekommen. Der Pneutrax füllt sie mit dem hier abgebauten Quintnerkalk. Manche der Brocken sind gerade so gross, dass sie als Wuhrsteine für den Hochwasserschutz der Linth eingesetzt werden können.

Der Ladevorgang dauert rund 90 Sekunden, und schon saust die nun gefüllte Mulde talwärts. Während der Talfahrt wird die Bremsenergie in elektrischen Strom umgewandelt und ins Netz eingespiesen. Wie es bei der Talstation aussieht, erfahren die Besucher bald darauf, denn auch der Abladevorgang darf mitverfolgt werden. Dieser demonstriert sich noch imposanter, vor allem für jene, die sich auf die luftige Treppe wagen und hautnah den Kippvorgang miterleben. Auf einem Bildschirm kann das Aufrollen des Doppelzugseils mitverfolgt werden.

Steine nicht mehr abwerfen

Rund 30 000 Kubikmeter Quintnerkalk sind es, die pro Jahr in Mollis abgebaut werden. Da zum Abtransport des Materials keine Strasse zur Verfügung steht, wurde das abgebaute Gestein bisher vom Bortwald über die Felswand in ein 200 Meter darunter liegendes Roll-Loch abgeworfen. Aus Sicherheitsgründen musste dabei das Werk bei jedem Abwurf geräumt werden. Ausserdem durfte eine solche Materialbeförderung wegen der grossen Staubentwicklung nur bei Regen stattfinden.

Deshalb musste eine Transportalternative gefunden werden, mit der man das Gestein schnell und umweltschonend zur Verarbeitung bringen kann. Auf Antrag von Fritz Hösli und Remo Kummer als Betriebsleiter entschied sich der Verwaltungsrat für eine Materialseilbahn. Verschiedene Offerten wurden eingeholt und Varianten geprüft. Schliesslich fiel die Wahl auf das Projekt der Firma Steurer aus dem Vorarlberg, welche mit einer Speziallösung überzeugte.

90 Tonnen pro Stunde

Thomas Rentsch, der Geschäftsführer der neu gegründeten Schweizer Niederlassung (siehe Kasten): «Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand dabei im Neuland, das in vielen Bereichen zu betreten war.» Es habe kein erprobtes System gegeben. Da nur wenig Platz zur Verfügung stand und auch keine Stromversorgung am Berg vorhanden war, habe man sich für eine funkgesteuerte Pendelbahn mit 18 Tonnen Nutzlast entschieden. Die Transportkapazität betrage 90 Tonnen pro Stunde.

Im Februar lagen die Bewilligungen vor; mit sämtlichen Ämtern sei die Zusammenarbeit sehr gut und speditiv verlaufen, erzählt Fritz Hösli. Trotzdem gab es Überraschungen: So musste bei der Talstation gepfählt werden; bei der Bergstation mussten geologische Untersuchungen vorgenommen werden, und die Testfahrten im Sommer zeigten, dass eine zusätzliche Hängestütze nötig sein würden. Nun läuft alles nach Plan; das Pilotprojekt scheint so faszinierend, dass immer wieder Führungen durchgeführt werden.