Abschlusskonzert mit Rossinis Petite Messe solennelle

Der Singwochenchor setzte am letzten Freitag den markanten Schlusspunkt zur diesjährigen Musikwoche Braunwald mit der neben dem Stabat Mater wichtigsten geistlichen Komposition Gioachino Rossinis, der Petite Messe solennelle.



Schlusskonzert in der Tödihalle. Leitung Peter Freitag. (Bilder: Robert Jenny)
Schlusskonzert in der Tödihalle. Leitung Peter Freitag. (Bilder: Robert Jenny)

Die in der Tradition der Missa solemnis stehende und vom Opernkomponisten Rossini ironisch mit «klein» bedachte Messe wurde in ihrer Originalfassung mit zwei Klavieren, Harmonium, Chor und Gesangssolisten in der Tödihalle in Braunwald mit viel Engagement zur Aufführung gebracht. Der alternde und zu humoristischen Spässen aufgelegte Rossini schien sich mit seiner kleinen Messe einen Platz im Himmel erbitten zu wollen, schrieb er doch in einer Widmung an den «lieben Gott»: «Hier ist sie, die arme kleine Messe. Ist es wirklich heilige Musik (musique sacrée) oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weisst es wohl! Ein bisschen Können, ein bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.»

Ob heilig oder verwünscht – Rossini packt in seine Messvertonung, die neben den traditionellen Bestandteilen ein Offertorium in Form eines instrumentalen Prélude religieux, ein dem Sanctus vorangestelltes Ritornello für Harmonium und ein «O salutaris hostia» für Sopran solo beinhaltet, nochmals seinen ganzen kompositorischen Fundus an Technik, melodischem Erfindergeist, Entlehnungen von Vergangenem aus der Musikgeschichte (z.B. Palestrina) und harmonischem Gespür hinein. Gemischt mit einer italienischen, oft volksliedhaften Opernsprache des Belcanto entsteht ein Werk, das in seiner Art einmalig ist, dramaturgisch nicht immer zwingend auf den Text eingeht, aber eine opernhaft wirksame Grunddramatik in Chorpartien und gross angelegten Arien enthält.

Unter der Leitung von Peter Freitag, der den Singwochenchor zusammen mit Gabriela Schöb betreute und vom Harmonium aus dirigierte, liess sich der Chor zu einer glanzvollen Leistung animieren und überzeugte nahezu ausnahmslos durch eine stimmliche und textliche Präsenz, Leuchtkraft und Kompaktheit. Rafael und Tobias Rütti meisterten ihre Aufgabe an den Klavieren mit guter Linienführung, kräftigem, orchestralem Akkordspiel, klanglicher Noblesse und rhythmischem Temperament. Die Solisten Trudy Walter, Sopran, Barbara Erni, Alt, Simon Witzig, Tenor, und Robert Koller, Bass, bewiesen Meisterschaft in ihrem Fach, sangen in ihren Soloarien mit viel Gestaltungskraft, im Grundsatz gefälligerweise nicht mit zu viel überschwänglichem OpernpathosArtikel und zeigten in gemeinsamen Passagen eine einfühlsame, dem Gesamtergebnis sich verpflichtende Umsicht für ein optimales kammermusikalisches Miteinander.
Es war ein feierlicher und gelungener letzter Akt der diesjährigen Festwoche, deren heitere, dramatische und bisweilen tragische Schlussklänge in romantischer Manier das Motto der nächsten Musikwoche 2012 vorwegnehmen: «Liebe, Tod und Vollmondnächte», mit einer Vollmondnacht am Dienstag.