Abtreten für den Jahrgang 1974

80 Wehrmänner und eine „Wehrfrau“ sowie drei Offiziere erlebten am vergangen Freitag ihren letzten Dienstag anlässlich der Entlassungsinspektion im Zeughaus Glarus und an der anschliessenden Feier im GEHA Ennenda.

 



Brigadier Daniel Lätsch
Brigadier Daniel Lätsch

Es waren die 34-Jährigen des Jahrgangs 1974 sowie einige der Jahrgänge 1975 bis 1978, welche ihre Diensttage bereits erfüllt hatten.

Im üblichen Rahmen

Die Inspektion, konkret die Abgabe eines grössern Teils der Ausrüstung sowie die Formalien um die persönliche Waffe wickelte sich im üblichen Rahm in der Garage des Zeughauses ab, wo Hanspeter Cadonau den bewährten Parcours eingerichtet hatte, den speziell aufgebotene Soldaten mit teilweise längerer Erfahrung und Mitarbeiter der Militärbetriebe betreuten - nachdem Jakob Blumer die Entladekontrolle und Major Walter Rhyner die Eingangskontrolle vorgenommen hatten.

Von Tisch zu Tisch entledigte man sich seines Materials, angefangen bei der Taschenmunition über Helm und Schutzmaske bis zur Kampfausrüstung. Zuletzt ging es um die Waffen, die, falls man sie behalten wollte, mit einem „P“ für „privat“ gestempelt wurde, mit Hilfe des Automators für die Gewehre oder mit Schablone und Hammer für die Pistolen. In grossen Kisten lagerte alsdann das,was die Wehrmänner bisher begleitet hatte, auch jene Dinge, die sie hätten behalten können, aber nicht behalten wollten.

Es ging alles sehr schnell und bei guter Laune, und auch die hundert Franken, welche für die Abänderung des Sturmgewehrverschlusses verlangt wurden, damit nur noch Einzelfeuer möglich ist, wurden dem für das Inkasso engagierten Zivilschützen Jan Zogg aus Matt gerne bezahlt. Wer seine Waffe behalten wollte hatte eine Selbstdeklaration zu unterschreiben, mit der er sich verpflichtete, die Waffe nicht missbräuchlich zu verwenden.

Eine markante Ansprach

Der feierliche Teil an den gedeckten Tischen im GH Ennenda, wo das Land Glarus ganz zum Schluss ein Nachtessen servieren liess, wurde vom Glarner Militärtrompeterverein unter der Leitung von Wachtmeister Benjamin Mühlemann umrahmt.

Oberst im Generalstab Fritz Stüssi, Chef der Militärbetriebe und Kreiskommandant, begrüsste speziell Brigadier Daniel Lätsch, Direktor der Militärakademie an der ETH Zürich, den Ennendaner Gemeinderat Ernst Disch und Sektionschef Josef Meli, und er überbrachte die Grüsse des an der Teilnahme verhinderten Regierungsrates Dr. Andrea Bettiga.

Brigadier Lätsch erklärte in seiner markanten, auch mit Humor gespickten Ansprache, dass die Wehrmänner auf Erlebnisse zurückblicken können, die sie ohne Dienst nicht gehabten hätten. Sie machten Dienst in der Armee 95 und dann in der Armee XXI und haben so unglaubliche Veränderungen miterlebt, die auf eine veränderte Bedrohungslage „unterhalb der Kriegsschwelle“ zurückzuführen sind. Allerdings, fügte Lätsch bei, sei die Lagebeurteilung sehr schwierig.

Die Armee bereitet sich wesentlich auf subsidiäre Einsätze vor, um das bedrohte Verteilsystem zu schützen. „Bravour-Leistungen“ wie z.B. die Überquerung des Panixerpasses seien heute nicht mehr „in“. Der wieder eingeführte Ein-Jahres-Rhythmus bei den WK begeisterte nicht unbedingt, aus wirtschaftlichen Gründen oder mit Bezug auf die Weiterbildung.

Lätsch sagte zur aktuellen Finanzkrise, dass die Wirtschaft wohl leiden werde, und es könnte zu sozialen Spannungen kommen, allerdings nicht unbedingt bei uns. Ein Problem sei auch die Energiesicherheit und die Migration. Er sprach auch die Diskussionen um die Armee an; er hoffe auf Vernunft bei der SVP, dass sie das Persönliche vom Sachlichen trenne. Die Armee habe mit dem 3,6-Milliarden-Budget schlicht zu wenig Geld, um ihre Aufgabe korrekt erfüllen zu können. Wir brauchen nämlich neue Flugzeuge. Der „Fall Nef“ und das Kander-Unglück wären aber nicht nötig gewesen.

Lätsch dankte den Entlassenen herzlich für ihre Dienstleistung und fordere sie auf, weiterhin für die Öffentlichkeit tätig zu sein. Den jeweils persönlichen Dank stattete er jedem einzelnen bei der Überreichung des speziellen Sackmessers ab, das er zusammen mit Fritz Stüssi überreichte.

Die letzte Achtungstellung wurde für die Landeshymne befohlen, welche die Militärtrompeter intonierten. Lätsch und Stüssi statteten alsdann dem Jahrgang 1930, der in der Gemeindestube seiner schon einige Zeit zurückliegenden Entlassung gedachte, eine Besuch ab.