Academia Glaronensis: Freude an der Glarner Mundart wecken

Das Glarnerdeutsch zu erhalten und zu pflegen, bezweckt die am 12. Dezember 2007 an der Kaufmännischen Berufsfachschule Glarus (kbs) gegründete Academia Glaronensis.



Die Academia Glaronensis organisierte vor einem Jahr eine «Gedänggstubete» für den verstorbenen Ruedi Hertach. (Bild: zvg)
Die Academia Glaronensis organisierte vor einem Jahr eine «Gedänggstubete» für den verstorbenen Ruedi Hertach. (Bild: zvg)

Regierungsrätin Marianne Dürst Benedetti, der 2011 verstorbene Ruedi Hertach, Hans Rhyner, Peter Wehrli und Dodo Brunner sind Gründungsmitglieder der Academia Glaronensis. Diese verpflichtet sich laut Gründungsurkunde «der Pflege und Erhaltung des Glarnerdeutschen. Sie versteht sich als fachlicher Beirat der kbs Glarus und als beratendes Organ.» Für Rektorin Dodo Brunner, welche den Vorsitz innehat, ist «der Erhalt unseres Dialekts von erstrangiger Bedeutung».

«Förderung und Ermunterung»


Zur Zeit der Gründung der Institution war Glarnerdeutsch ein neues Weiterbildungsfach an der kbs Glarus, und der pensionierte Niederurner Sekundarlehrer Hans Rhyner-Freitag (genannt Schang) leitete einen entsprechenden Glarnertüütsch-Kurs. Ruedi Hertach schrieb dazu in der «Südostschweiz»: «Wegleitend für die Academia Glaronensis ist dasselbe wie für den schon laufenden Weiterbildungskurs: Es soll die Freude geweckt werden an einer sorgfältigen und bewussten Pflege der Glarner Mundart(en). Doch um diese Freude zu wecken, erträgt es keine ‚Mundartpolizisten’. Gefragt ist nicht, wer nur seine eigene Art des Mundartredens und -schreibens als die allein richtige gelten lässt. Also nicht Dogma und Abschreckung, sondern Förderung und Ermunterung.»

Die Idee war, den 20 Teilnehmenden des Glarnertüütsch-Kurses für den erfolgreichen Kursbesuch ein Zertifikat auszustellen. «Dafür gründeten wir die Academia Glaronensis», sagt Dodo Brunner. Der Vorsitz liege übrigens nur bei ihr, weil im Konzept festgehalten sei, dass die Schulleitung der kbs über mindestens einen Sitz verfüge: «Heber und Leger der Academia ist ganz sicher Hans Rhyner, er hat unzählige kleinere und grössere Aktivitäten inszeniert oder zumindest initiiert, und ich habe dann häufig die Organisation übernommen.»

Gemäss Gründungsurkunde kommen der Academia folgende Funktionen zu: Sie kann Standards für die Sprachkompetenzen in Glarnerdeutsch setzen und deren Einhaltung überwachen. Sie kann Zertifikate für erfolgreich bestandene Prüfungen in Glarnerdeutsch verleihen. Sie kann weiter Sprachforschungen auf dem Gebiet des Glarnerdeutschen initiieren und als Herausgeberin von Werken auftreten, die einen Bezug zu unserer Mundart haben. Sie kann auch Initiativen und Veranstaltungen organisieren und fördern, die sich der Pflege des Glarnerdeutschen widmen. Und schliesslich kann sie eine Sammlung Glarnerdeutscher Publikationen und Wörterbücher/Glossars errichten und aktualisieren.

Lehrmittel herausgegeben

Seit der Gründung hat die Academia Glaronensis weitere Glarnertüütsch-Kurse organisiert und Lesungen (sogenannte «Stubete») für jeweils rund 100 Interessierte durchgeführt. Zudem hat sie ein neues Lehrmittel «Glarnertüütsch – das tüünt doch meijöörisch schüü!» anstelle der vergriffenen «Glarner Sprachschuel» herausgegeben. Im Oktober 2012 lud sie zur «Gedänggstubete» für den ein Jahr zuvor verstorbenen Ruedi Hertach ein – rund 400 Freunde und Bekannte kamen in die Aula der Kantonsschule Glarus.

Mit dem Wegzug von Peter Wehrli aus dem Glarnerland und dem Tod von Ruedi Hertach lagen die Aktivitäten nur noch auf den Schultern von Hans Rhyner, Dodo Brunner und Marianne Dürst Benedetti. Nun konnten jedoch weitere «Academisten» gewonnen werden, darunter Radiomoderator Roger Rhyner oder Ratssekretär Sepp Schwitter. «Die Academia ist vor kurzer Zeit wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Gerade die Tatsache, dass wir kein Verein sind und keine Statuten haben, bewirkt, dass eine gewisse Regelmässigkeit fehlt», so die Vorsitzende.

An Aktivitäten geplant sind eine Stubete im kommenden November, eine Adventsstubete im Dezember 2014, ein grosser Anlass mit einem Chor im Landesplattenberg im Jahr 2015 sowie eventuell die Verleihung eines Preises für besondere Verdienste fürs Glarnerdeutsche.