Acht Hände, 88 Tasten, ausverkaufter Rittersaal

Der Rittersaal des Freulerpalasts Näfels war am vergangenen Sonntag bis auf den allerletzten Platz besetzt, als Daniel Zbinden mit seiner programmbezogenen Begrüssung begann. Man müsse, so seine Einleitung, nur auf den Boden blicken, die Platten kunstsinnig fügen, um bei der Zahl Acht anzukommen. Und es war ebendiese Zahl, die Teil des attraktiven, ungemein wechselvoll zusammengesetzten Programms war.



von links: Patrick Aendekerk, Daniel Zbinden, Irina Venckus, Vilma Zbinden (Bilder: p.meier)
von links: Patrick Aendekerk, Daniel Zbinden, Irina Venckus, Vilma Zbinden (Bilder: p.meier)

Vier aufeinander hervorragend abgestimmte Pianistinnen und Pianisten hatten sich zur Interpretation einer kunterbunten Fülle von Kompositionen entschieden. Das begann mit der Ouvertüre zu Mozarts «Zauberflöte» und endete mit Musik aus dem Film «Alexis Zorbas (arr. Kesttutis Grybauskas). Es war eine Hörvergnügen der Sonderklasse, so beschwingt, reichhaltig und enorm kunstvoll interpretiert.

Man wurde – wie im Flug – durch musikalische Jahrhunderte geführt, durfte bei Bekanntem und eher selten Gehörtem verweilen, sich mittragen lassen, die viel zitierte «Leichtigkeit des Seins» für kurze Momente geniessen. Irina Venckus und Patrick Aendekerk stimmten mit der Ouvertüre zu Mozarts «Zauberflöte» ein, einfühlsam, stimmungsreich, aufeinander kunstvoll abgestimmt, sehr akzentuiert und wirblig, dann wieder bedachtsam, leicht herrisch, einherjubilierend. Die behutsam ausgedeutete Kraft und Innigkeit waren strahlender Beginn, bevor es mit Musik aus verschiedensten Filmen, wie «Otto e mezzo», «Amarcord», «I vitelloni» und «La strada», von Nino Rota (1911–1979) weiterging, in ganz andere Klang- und Erlebniswelten führte.

Mit einem Hirtenlied von Giselle Galos (1821–1903) wurde man ins 19. Jahrhundert zurückgeführt, es schloss enorm Neckisches und Verspieltes mit einer Habanera von Eduardas Balsys (1030–1984) an. Es interpretierten in faszinierender Abgestimmtheit Irina Venckus, Patrick Aendekerk und Vilma Zbinden.

Es gesellte sich dann Daniel Zbinden dazu. Achthändig wurde gespielt. Alles wirkte so leichtfüssig, riesig elegant, festlich und kraftvoll. Tanz, Lebensfreude, Unbekümmertheit, Burschikoses, Kraftvolles und Verspieltheiten kamen zum Tragen. Man durfte wirbelnden Fingern auf besagten 88 Tasten folgen, sich zurücklehnen und vorbehaltlos geniessen, beim Galopp von Florian Hermann (1822–1892), der Musik aus dem Ballett «Petruschka» von Igor Strawinski (1882–1971) und Bekanntestem aus dem Film «Alexis Zorbas» von Mikis Theodorakis (1925–2021). Es waren echte Kostbarkeiten, die riesig stilvoll und stimmig aufklangen. Man bewunderte die riesige Präsenz der Musizierenden und deren kunstvolles Spiel, das eine fast übergrosse Fülle an gern Gehörtem in sich barg.

Die morgendliche Verwöhnstunde war fast zu schnell vorbei. Im Park konnte man sich bestens unterhalten, den Apéro geniessen und nochmals das eine oder andere in sich aufklingen lassen.

Am 27. August ist mit dem Duo Tutto o Dio (Greta Staponkuté-Rakau (Bratsche) und Augustinas Rakauskas (Harmonika) eine weitere Matinee – wieder im Freulerpalast Näfels – angeboten.