Addis Abeba

Und weiter geht es mit unserer 29-jährigen Weltreise. Der nächste Stopp war Äthiopien.



Das waren unsere Angestellten.
Das waren unsere Angestellten.

Es war anfangs 1998, als wir von San Francisco nach Addis Abeba aufbrachen. Nach vier Jahren an der Westküste im Sonnenstaat Kalifornien hiess es nun in einem der ärmsten Länder der Welt Fuss zu fassen. Der Gegensatz konnte nicht grösser sein. Vom totalen Überfluss praktisch ins Nichts.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Glarus ging es erst mal nach Dubai. Von dort weiter nach Addis. Die Spannung war gross. Was würde uns dort erwarten? Viel wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht über dieses Land. Damals war das Internet noch nicht so verbreitet und in Bibliotheken hatten wir fast keine Informationen gefunden. Für uns fühlte es sich an wie ein Sprung ins kalte Wasser. Und so falsch war dieses Gefühl nicht.

Die ersten Tage wurden wir in einem Hotel in der Nähe der Botschaft untergebracht. Nun gut, ja es war ein Hotel. Aber nicht so wie man es sich vorstellen würde. Die Ansprüche, die man bis anhin hatte, mussten einige Punkte heruntergeschraubt werden. Fernseher im Zimmer? Fehlanzeige. Radio? Fehlanzeige. Warmes Wasser nur zu gewissen Zeiten. Und oft hatte es gar kein Wasser. Doch wir konnten damit umgehen. Oder besser gesagt, wir mussten es erst einmal lernen.

Für mich waren die ersten Tage und Wochen in einer neuen Stadt sehr aufregend. Und immer machte ich mich zu Fuss auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Doch das war hier nicht möglich. Kein Weisser war hier zu Fuss unterwegs. Auch wenn es nur einige hundert Meter waren. Man stieg ins Auto. Sobald man das Haus verliess und sich nur einige Meter ohne Fahrzeug bewegte, war man sofort von Einheimischen umzingelt. Erwachsene wie Kinder. Das mag am Anfang ja lustig und ungewöhnlich sein, aber auf die Dauer war es sehr anstrengend. Die Neugier der Einheimischen gegenüber Weissen war sehr gross. Viele wollte einem berühren und noch mehr erwarteten Geld oder irgendwelche Geschenke. Wenn man weiss war, ist man auch reich. Das war hier so.

Überhaupt war hier vieles anders. Ganz anders als man es sich gewohnt ist. Bevor wir in unser Haus einziehen konnten, wohnten wir wie schon erwähnt im Hotel. Da mussten wir zum Beispiel regelmässig das Küchenpersonal wecken, um uns Frühstück zu machen. Die schliefen entweder in der Küche oder im Gastraum. Na ja, wie gesagt es war anders. Oder auch beim Abendessen. Menükarte gab es keine, dafür aber eine ausführliche, jedoch für uns unverständliche Erklärung des Küchenchefs, was denn nun heute im Angebot stand. Meistens war es ein Stück Fleisch und Gemüse. Oder mal Kartoffeln mit einer Sauce. Doch sie gaben sich Mühe und meistens hat es gut geschmeckt.

Nach gut zwei Wochen konnten wir in unser Haus einziehen, das direkt neben der Botschaft lag. Sah ein bisschen aus wie ein Bungalow in der Toskana. Dazu ein sehr grosser Garten. Wir hatten vier Angestellte. Eine Haushälterin, die auch sehr gut kochen konnte, einen Gärtner, ein Laufbursche und ein Nachtwächter. Auch dieser Umstand war für uns neu. Man war nie alleine, immer war jemand zugegen. Das war aber auch gut so. Ohne die Angestellten hätten wir uns nicht zurechtgefunden. Selbst die einfachsten Dinge konnte man ohne Einheimische nicht erledigen. Ein bisschen fühlte man sich wie ein König. Alles wurde für einen erledigt. Doch auch ein König braucht mal eine Auszeit. Und wie das ausgesehen hat, erzähle ich euch das nächste Mal.