Afghanistan – fern und faszinierend

Dank Claudia Kock Marti, unermüdliche und kreative Schafferin, ist es zu einem ebenso wertvollen wie faszinierenden Begegnen gekommen, das unlängst mit einer gar gehaltvollen und enorm informativen Vernissage im Güterschuppen Glarus begann und bis zum 20. Mai dauert.



Afghanistan – fern und faszinierend

Im Zentrum steht die Ausstellung mit etwas mehr als 90 grossflächigen, sorgsam zusammengestellten Fotos zum Thema «EinBlick Afghanistan». Sie stammen von 14 Künstlerinnen und Künstlern, die Mitglieder von 3rd Eye, einer Agentur für Film und Fotojournalismus in Kabul, der afghanischen Metropole, sind. Es ist in begrüssenswerter und stark interessierender Weise gelungen, ein eigentlich fernes Land, das durch vorwiegend negative Schlagzeilen weltweit bekannt ist, dem Betrachter etwas näher zu bringen und vertiefende Einblicke zu gestatten. Es sind Einblicke, die von den zahlreichen Negativmeldungen ein Wegrücken gestatten und zu einer Reise einladen, die zuweilen Staunen, Schmunzeln, dann auch Unverständnis auslöst. In ihrer Einführung zur Ausstellung erwähnte Claudia Kock Schlagwörter wie Krieg, Taliban, Unterdrückung der Frau. Korruption, Drogenhandel, westliche Einflussnahme, Aufbauarbeit, Misstrauen und Abwehrhaltung der Einheimischen, Hunger, Überlebenskämpfe, Zerstörung von Kulturgütern wie Bibliotheken, Archive, Museen oder Denkmäler und anders hätten angefügt werden können.

Die Fülle der fotografischen Impressionen


Mit der Fotoausstellung sollen Hoffnung und Erwartung einer jungen Generation, auch deren nachhaltiges Engagement für eine erfüllendere, gerechtere und friedlichere Zukunft aufgezeigt werden. Die Fotos spannen eine Weite von Traditionen und der – gemässigten – Moderne. Sie handeln vom afghanischen Alltag mit Arbeit an Strassen, in Textilbetrieben oder Sägereien, fröhlichen Festen, Jahrmarkt, Familientisch, medizinische Betreuung, Betteln, Schulen, Umgang mit neuen Technologien, Kinderarbeit, erdrückend schönen Landschaften und anderem.

Die Ausstellung ist dank Unterstützung des Dialogs Nord – Süd, der DEZA Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit und 3rd Eye entstanden. Sie wurde in zehn afghanischen Provinzen gezeigt und wird nun auch in westlichen Ländern zugänglich. Die Fotos entstanden zwischen 2001 und 2011 in 24 Provinzen Afghanistans.

Die Anwesenheit von Vreni Frauenfelder


Die Schaffhauserin Vreni Frauenfelder weilte als geschätzter Gast in Glarus. Sie ist seit Jahrzehnten Präsidentin der Afghanistan-Hilfe und zeigte sich als gar einfühlsam Schildernde, unermüdliche und nachhaltig engagierte Frau, die still und leise, und vielleicht gerade aus diesen Gründen erfolgreich tätig ist und in Afghanistan – an den Orten der oft umfassenden, jahrelangen Aufbauarbeit und Begleitens – viel Anerkennung, Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Dankbarkeit erfährt. Sie berichtete über ihre Tätigkeit in so einfühlender und Bewunderung weckenden Art. Sie versteht es, sich dezidiert, mit offenbar sanfter und beharrlicher Nachhaltigkeit einzusetzen. Das Helfen ist nicht einfach ein Geben, es wird eine materielle Gegenleistung verlangt, die den afghanischen Hilfsbedürftigen wieder zugute kommt. Seit nunmehr 30 Jahren ist sie im Einsatz. Alles begann mit einer Reise, die immer weiter nach Osten führte. Den ersten Aufenthalt in diesem landschaftlich so herrlichen Land vergisst Vreni Frauenfelder nie mehr. Sie schwärmte von wunderbaren Landschaften, tiefer und ehrlicher Gastfreundschaft, Wohlwollen und Respekt. Sie lernte im Verlaufe der Jahrzehnte massgebend tätige und einflussreiche Leute kennen, die den Projekten – wie dem Aufbau und der Ausweitung einer grossen Schule für mehr als anfänglich 1000, heute 2500 Mädchen und jungen Frauen, der Erstellung von Ambulatorien-Waisenhäusern, Laboratorien und Spitälern, dem Beschaffen zeitgemässer Schulbücher, dem Hausbau für verarmte landwirtschaftliche Bevölkerung positiv gegenüberstehen und die Verantwortlichen aus der Schweiz lieber unterstützen als US-Amerikaner. Vreni Frauenfelder zeigte auf, was sie unter nachhaltigem Helfen versteht, sich in der Praxis auch bewährt. Erhält jemand aus der verarmten Landbevölkerung ein Häuschen, soll er im angefügten Land Obstbäume anbauen und Teile der Ernte weitergeben, Schafe züchten und Junge weiterschenken. Man glaubte Vreni Frauenfelder, dass sie am liebsten grad wieder nach Afghanistan reisen würde. Man hat sich gegenseitig sehr schätzen und respektieren gelernt.

Gastfreundschaft an der Ausstellung, weitere Filme


Anlässlich der Vernissage waren fernöstliche, zumeist afghanische Spezialitäten samt Getränken an der Bar angeboten. Am Stand der Stadtglarner Buchhandlung wortreich konnte man sich mit Literatur, reizenden Mitbringseln und vertiefenden Informationen über Afghanistan eindecken. Der Erlös aus allem kommt Vreni Frauenfelder und ihrer Organisation zugute.

Der erste bereits gezeigte Dokumentarfilm trägt den Titel «Traumfabrik Kabul». Es schliessen am 10. Mai der Spielfilm «Kinder des Himmels» und am 17. Mai «Drachenläufer» an.