Aktiv mit dabei beim nächsten grossen Schritt der Auto-Herstellung

Grossbauteile statt Hunderte kleiner Werkstücke: das ist der nächste grosse Schritt, den die Hersteller im Karosseriebau aktuell vollziehen. Bei Volvo mit an Bord bei dieser Entwicklung ist auch das Glarnerland mit der Marti Engineering AG aus Mitlödi.



marti engineering ag in Mitlödi, die Firma für Automatisierungslösungen (Bilder: zvg)
marti engineering ag in Mitlödi, die Firma für Automatisierungslösungen (Bilder: zvg)

Die Automobilindustrie war schon immer der Vorreiter in Sachen automatisierten Produktionsabläufen. Ganz vorne mit dabei war auch in vielen Fällen Marti Engineering AG aus Mitlödi. Ihre Automatisierungslösungen für hochkomplexe Teile sind zurzeit sehr gefragt. «Aktuell steht die Branche vor einem grossen Wandel in der Produktion», erklärt Inhaber Thomas Marti. Bei der Karosserie geht man davon weg, diese mit vielen hundert kleinen Teilen zu produzieren, sondern giesst direkt grosse, hochkomplexe Elemente. «Diese Technik bietet in vielen Bereichen hohe Effizienz, stellt aber ganz neue Herausforderungen.» Um welche es sich dabei handelt, weiss sein Unternehmen aktuell ganz genau. Für Volvo ist die Marti Engineering AG zusammen mit dem langjährigen Partner Bühler AG Uzwil, an dieser Entwicklung beteiligt. Bühler stellt dabei mit der riesigen Druckgussmaschine mit Formplattengrösse 4x4 Metern das Herzstück. Dieser neue Maschinentyp mit Schliesskraft von 9000 Tonnen kann bis zu 200 Kilogramm schwere Bauteile in einem Guss herstellen.

Die direkte Weiterverarbeitung läuft dann nach den Plänen und Vorstellungen des Glarner Unternehmens. Zuerst werde das über 100 Kilogramm schwere Bauteil aus der Form genommen und abgekühlt. «Das ist die heikelste Phase», führt Projektleiter Michael Luchsinger weiter aus. Denn das Teil darf sich auf gar keinen Fall verziehen. «Ausschuss ist bei diesen Grössenordnungen das letzte, was man will.» Anschliessend werden Zuführkanäle und Ähnliches entfernt sowie das Teil mit Laser vermessen und beschriftet. Zum Abschluss des Aufgabenbereiches werden die nahezu einbaufertigen Teile in speziellen Trägern aus der Produktion gefördert.

Die Zeit, die hier gebraucht wird, gibt den Takt vor, wie schnell ein Automobil am Ende produziert wird. «Wir arbeiten hier wirklich am neuralgischen Punkt.» Aktuell wird für die ganze Apparatur eine neue Werkhalle in Schweden errichtet und viele Teile der Marti Engineering werden gleich direkt vor Ort aufgebaut. «Auf der einen Seite können wir so Transportwege einsparen, aber auch die Grösse der Roboterarme wären ein Problem für unsere Platzverhältnisse», betonte dazu Marti. Schliesslich sind diese Roboter mit einer Reichweite von acht Metern die grössten, die sein Unternehmen je verwendet hat.

Obwohl die Aufgabe ihr Team vor viele Knacknüsse gestellt hat, sind Marti und Luchsinger stolz, dass sie es gemeistert haben. Das sehr komplexe Projekt ist bereits in der Herstellphase.

Wichtig für Marti sei, dass man sehr früh an diesem Technologie-Wandel partizipieren kann und hier ein Vorzeigeprodukt entsteht. «Volvo benötigt ja nicht nur dieses Bauteil, um die Elektromobilität zu beschleunigen.» Da sei es von grossem Vorteil, wenn man schon den Fuss in der Tür habe. Andere Autobauer wollen dieser Entwicklung folgen und haben im Glarnerland bereits für eine Zusammenarbeit angefragt.

*Jürg Huber ist Medienbeauftragter der Glarner Wirtschaftskammer