Aktuell im Kunsthaus Glarus

Im Kunsthaus Glarus sind zurzeit Begegnungen mit Gestaltungsformen angeboten, die zum Innehalten Anlass geben, die Fragen nach Ausdrucksreichtum und Verschiedenartigkeiten unweigerlich provozieren. Es handelt sich um Teile des Schaffens von Nicole Wermers und Daphne Ahlers und – dies im Untergeschoss des markanten Gebäudes im Volksgarten Glarus – um die Sammlung von Gustav Schneeli.



Aktuell im Kunsthaus Glarus

Im Obergeschoss des Kunsthauses sind es Begegnungen mit praktisch lebensgrossen Gestalten, die sich – auf Zimmerservicewagen liegend – auszuruhen scheinen, die vielleicht über jene Arbeiten philosophieren, die eigentlich Haupttätigkeit wären. Zu jedem Wagen gehören Putzartikel, die, adrett geschichtet, zum Einsatz bereit lägen. Vielleicht spielen sich zwischen den liegenden Figuren irgendwelche Gespräche ab. Mit der eigenen Fantasie kann man sich reinbegeben, mitreden. Vielleicht träumen die nicht eben putzwilligen Personen einfach vor sich hin. Den Betrachtenden sind kaum Grenzen gesetzt. Zu jedem der drei Ausstellungsteile liegen beim Eingang willkommene Informationen auf. Nicole Wermers, 1971 in Emsdetten geboren, lebt und arbeitet in London. Die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg absolvierte sie zwischen 1990–1997. Seit 20217 ist sie Professorin für Skulptur, Keramik & Glas, an der Akademie der Bildenden Künste in München. Das Begegnen ist mit «Reclining Fanmail» betitelt. Es ist im erläuternden Text unter anderem nachzulesen: «In den Arbeiten von Nicole Wermer werden die Auseinandersetzung mit urbanem Raum und Überlegungen zur Formensprache der Moderne und ihren Materialien miteinander verbunden. Sie werden gleichermassen auf ihre soziologischen, ökonomischen und psychologischen Aspekte hin untersucht». Für das Kunsthaus Glarus habe sie eine neue Werkgruppe erarbeitet, die sich der «Liegenden», einem bekannten Motiv aus der Kunstgeschichte, widmet. Was bei den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung ausgelöst wird, ist gewiss enorm unterschiedlich.

Im Erdgeschoss sind es Skulpturen und Werke von Daphne Ahlers, 1986 in Hamburg geboren, in Berlin arbeitend. Studien führten sie ab 2008 bis 2017 nach Wien (Akademie der Bildenden Künste, Bachelor Philosophie, Universität). Das Begegnen mit ihrem Schaffen wirft unweigerlich Fragen, die Suche nach Antworten auf. Ein Zuordnen ist nie abschliessend möglich, so gross der Versuch auch sein mag. Ahlers arbeitet – wieder mit Bezug zum Beiblatt – mit den Begriffen «shell sculpture», sie nutzt das Motiv der «Schamkapsel». Es kommt das Motiv der Schleife hinzu. Es bleibt den Betrachtenden überlassen, was bei diesem Begegnen und Auseinandersetzen wächst. Es wird sich um Unverständnis, Ablehnung, Hinterfragen, kurzes oder langes Auseinandersetzen handeln – in die Erkenntnis mündend, dass der Begriff «Kunst» enorm dehnbar, nie abschliessend erfassbar ist.

Mit der Ausstellung «Sammlung Gustav Schneeli» wird im UG des Kunsthauses eine Reihe von Einzelausstellungen eröffnet. Vorgestellt werden Werke von Kunstschaffenden verschiedenster Generationen, die im Halbjahresturnus wechseln. Das Erbe von Gustav Schneeli ist für die Geschichte des Kunsthauses Glarus von immenser Bedeutung. Schneeli, 1872 in Zürich geboren, war Attaché der Schweiz in Rom, studierte in Basel Kunstgeschichte bei Jacob Burckhardt, begann ein Jurastudium und widmete sich ab 1905 vor allem der Malerei. Er lebte und arbeitete in München, Paris und Rom. Im Kunsthaus befinden sich ungefähr 140 Arbeiten, die zwischen 1900 und 1940 entstanden. Das Kunsthaus konnte dank Schneelis Unterstützung gebaut werden.

Im Untergeschoss sind zwölf Blumenstrauss-Gemälde von Schneeli präsentiert. Sie wurden noch nie über eine längere Zeitdauer gezeigt. Im Werk von Gustav Schneeli bilden sie die «einzige serielle Auseinandersetzung mit Stillleben- oder Interieur-Malerei».

Die Ausstellung ist bis 21. August geöffnet. Die Besuchszeiten: Dienstag bis Freitag:
12.00 bis 18.00 Uhr; Samstag und Sonntag: 11.00 bis 17.00 Uhr