Aktuelle Fragen an einen Finanzfachmann

Die aktuelle Finanzkrise beschäftigt zurzeit auch die Glarnerinnen und Glarner. glarus24.ch hat in diesem Zusammenhang mit einem unabhängigen Glarner Finanzfachmann gesprochen und Thomas Fischli, Geschäftsführer von Interesta AG, in Glarus fünf Fragen gestellt.



Thomas Fischli
Thomas Fischli

glarus24.ch: Die erste Frage bezieht sich ganz speziell auf die doch unsichere und laufend wechselnde Finanzmarktsituation. Was bedeutet das für die Glarner Kunden, welche ihr Geld in erster Linie in Wertpapieren angelegt haben? Behalten oder verkaufen ist hier vermutlich die meistgestellte Frage?

Thomas Fischli: Wenn der Kunde gut beraten und mit ihm eine klare Anlagestrategie erarbeitet wurde, dann darf er zwar über die Verluste enttäuscht, aber nicht überrascht sein. Es ist wichtig, das Geld schon in guten Zeiten nur so anzulegen, wie die Kunden das in einer möglichen Krisensituation auch ertragen können.

Sicher macht es in diesem schwankenden Umfeld Sinn, die Anlagestrategie laufend zu überprüfen und sicherzustellen, dass diese mit den richtigen Produkten umgesetzt wurde. Ist dies gegeben, macht es keinen Sinn, sich der Panik der Märke anzuschliessen. Ruhe, Gelassenheit und Geduld sind auch in diesem Geschäft unerlässlich.

glarus24.ch: Gold ist im Moment in aller Munde. Der Preis pro Unze steigt ständig, wie lange noch und in welchem Bereich sehen Sie das Ende?

Thomas Fischli: Der Goldpreis steigt im Moment zu Recht. Solange die ganze Welt ihre Schulden zu begleichen versucht, indem sie einfach mehr Geld druckt, wird der Geldwert laufend weiter abnehmen. Diese Geldentwertung verunsichert die Anleger immer mehr, sodass diese Ersatz in Sachwerten wie Gold und aktuell auch immer mehr in Immobilien suchen.

glarus24.ch: Immobilien werden in letzter Zeit immer mehr als Alternativanlagen erwähnt. Wie sehen Sie diesbezüglich die Chancen und vor allem die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt im Glarnerland?

Thomas Fischli: Die tiefen Zinsen, die Komplexität einer erfolgreichen Geldanlage und die Zuwanderung hat die Nachfrage nach Immobilien in den letzten Jahren massiv ansteigen lassen. In Teilen der Schweiz muss das Wort Immobilienblase bereits in den Mund genommen werden. Auch im Glarnerland – vor allem in Glarus Nord – ist die Nachfrage in letzter Zeit stark gestiegen, sodass sich die Preise weiter nach oben entwickeln. Solange das in normalen Bahnen abläuft, ist das sicher in Ordnung und marktkonform. Nur stelle ich zu meinem Bedauern leider fest, dass wir langsam an einen Punkt gelangen, wo das Ganze ungesund und gefährlich wird. Mir ist bekannt, dass heute Banken zum Teil eine Immobilie bis zu 100 Prozent finanzieren, aber auch von Käufern, die sich an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten begeben. In beiden Fällen ein sehr risikoreiches Verhalten. Sobald die Zinsen wieder steigen, der Arbeitsplatz unsicher oder der Lohn reduziert wird, spätestens dann wird der Traum von einem Eigenheim zu einem wahren Alptraum. Ich möchte dabei aber keinesfalls den Teufel an die Wand malen, aber es ist auf jeden Fall Vorsicht geboten, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis des Objektes nicht stimmt und die Eigenkapitalquote des Käufers zu klein ist. Aber Sie habe recht mit Ihrer Frage: Im Glarnerland bieten sich immer noch gute Chancen für Immobilien-Anlagen.

glarus24.ch: Was empfehlen Sie dem Glarner, der einen Teil seines Vermögens oder seiner Ersparnisse heute anlegen möchte?

Thomas Fischli: Der Zeitpunkt dafür ist vielleicht gar nicht einmal so schlecht. Es ist jedoch wichtig, dass die Beratung stimmt. Dieses soll unabhängig, neutral und ehrlich sein. Für die erfolgreiche Anlage braucht es eine massgeschneiderte Strategie, die zum Kunden passt und diese Strategie muss mit geeigneten Produkten umgesetzt werden. Wir bieten keine Standard-Lösungen, wir arbeiten nach Mass.

glarus24.ch: Nun noch eine letzte Frage, die sich im Speziellen auf Ihre Firma bezieht. Wer und ab welchem Betrag kann Ihre Dienste als Finanzberater in Anspruch nehmen?

Thomas Fischli: Immer wieder ist zu vernehmen, dass nur Kunden, welche über ein Barvermögen von mindestens einer Million Franken verfügen, angenommen und beraten werden. Dem ist sicher nicht so. Die Grenze, wo es Sinn macht einen unabhängigen Vermögensverwalter zu konsultieren, ist fliessend und hängt von der persönlichen Situation und den Perspektiven des Kunden ab. Auch zu diesem Thema kann der Kunde von uns eine ehrliche und faire Beratung erwarten.

Herr Fischli, wir danken Ihnen für dieses sehr offene und informative Gespräch. Die Zukunft wird zeigen, wohin der Weg weiterführt. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik, aber auch die Bankenwelt schon bald die richtigen und zukunftsorientierten Lösungsansätze finden, damit auch Herr und Frau Glarner wieder etwas beruhigter schlafen können.