Alpenjazz und Glarnertüütsch

Es bedarf vorerst einer kreativen und engagierten Planung, bevor es zu einer derart lässigen Vermischung von Sprache und Musik kommt, wie es am vergangenen Freitag, 19. Februar, in total stimmungsvoller Umgebung, nämlich im Schwandner „Hänggiturm“, der Fall war. Das Zustandekommen ist der von Paul Aebli seit vielen Jahren präsidierten Gemeindestube Schwanden nachhaltig zu verdanken.



Paul Haag (Dritter von links)
Paul Haag (Dritter von links)

„Tiidi und Schang“, nach eigenem Bekunden intime Kenner ab Glarus Süd bis tief in den Norden hinein, begrüssten freundschaftlich, in urchigstem Sernftaler Dialekt. Aber was hatten wohl sechs dekorativ aufgereihte Alphörner, Büchel und eine Lure (so eine Art norwegisches Kurzalphorn) neben dem unübersehbar imposanten Schlagzeug verloren? Lange brauchte man nicht zu warten. Paul Haag & The Horns und Melanie Schiesser sowie der Schlagzeuger Gabriel Schiltknecht gruppierten sich bei den vielen Hörnern. Das Ensemble, das sich ganz schnell in die Herzen der begeistert Hinhörenden reinspielte, setzte sich neben dem klaren Leader und der jodelnden, handörgelnden und Alphorn-blasenden Melanie Schiesser aus Kurt Lustenberger und Martin Bucher (laut Haag kommen sie vom Steinhauser Berg) und dem Menzberger Felix Steffen zusammen. Roli Schiltknecht fehlte bedauerlicherweise. Beim Skifahren hatte er sich die Hand gebrochen – herzliche Genesungswünsche werden ihn in Glarus Süd bald erreichen. Was die Bläser und der Schlagzeuger über den ganzen Abend hinweg anboten, war rundweg hochklassig, absolut faszinierend, aus einem ungewohnt frechen, witzigen, zuweilen leicht meditativen Mix bestehend. Die Interpretierenden entstammen ganz verschiedenen Stilrichtungen, auf die Kompositionen wirkt sich das ungemein reichhaltig aus. Es wuchs ein wahres Feuerwerk buntester Klangerlebnisse. Es rockte, rappte, flötete, jauchzte, vieles stark akzentuiert, vom Schlagzeuger hervorragendst begleitet. „Tiidi und Schang“ bewegten sich mit sprachlichem Geschick, charmanter Eleganz und kostbaren Raritäten vor und im Publikum. Die sprachlichen Angebote waren ebenfalls Musik – Sprachmusik. „Tiidi und Schang“ werden als Hüter, Pfleger und Sprachvirtuosen Teil unseres Kantons sein – unter anderem als Leitende der nicht unbescheiden benannten „Academia Glaronensis“.
Sprachschatz und Sprachwitz – es trugen die Netstalerin Rina Arnold, der Ennendaner Fritz (Jimmy) Trümpi, die Mühlehornerin Marianne Küng und der in Schwanden lebende Heiri Hämmerli glarnerische Geschichten vor – wurden in unnachahmlicher Weise lebendig. Sei das nun mit den Erinnerungen an die Sernftalbahn, der ersten Bahnfahrt des Bauern und Schulrates Heiri Jenny ab dem Linthaler „Sunneberg“, dem Einüben des vertrackten Schritts beim Einzug in den Landsgemeindering oder Familiärem auf Kerenzen.