Alphorn, «Abendweide» und Alpsegen im BSINTI

Weit bis ins Tal hinein hörte man am Samstagabend von Braunwald aus ein Alphorn klingen. Es war das Alphorn von Fridolin Kundert, der mit seinen Tönen und einer speziellen Überraschung die erste offizielle Lesung von Hans Schnyder mit seinem Erstlingswerk «Abendweide» vor dem BSINTI einläutete.

 



Alphorn, «Abendweide» und Alpsegen im BSINTI

«Hoi Fridli», «Hoi Hans» – schon ab der Talstation Linthal wird klar: Hier kommen alte Bekannte. Der eine im Winter in Braunwald als Skilehrer arbeitend, der andere entsprungen aus einer Älplerfamilie mit Netstaler Wurzeln. So verschieden beide heutzutage aussehen, in der Kindheit führten beide ein ähnliches Leben – das Leben eines Älplerkindes.

Von der Wärme der Kühe

Den Bezug zur Natur und zu den Tieren nie aus den Augen verlierend: Liest Hans Schnyder aus seinem Buch «Abendweide», so versinkt Fridolin Kundert in sein eigenes Leben und erinnert sich an Momente, die er ebenfalls so erlebt hat. «Das mit den Kühen kenne ich, das hab ich doch genauso gemacht», so Kundert zu einer Passage, die Schnyder ebenfalls mit Genuss vorgetragen hat. Die Tiere spielten damals sowie am Samstagabend eine grosse Rolle. «Man muss sich mal vorstellen, wie einsam es auf einer Alp auch sein kann, da werden die Tiere schnell zu deinen Freunden» – wie eng die Verbindung zwischen ihnen war, wird auch in der Passage, die der neue Schriftsteller am Samstagabend zum Besten gibt, klar:

«Oft lag ich statt in der Blütterkiste auf den Kühen. Ich suchte mir eine liegende, meist ältere Kuh aus. Dann kroch ich auf den Bauch der Kuh und legte mich bäuchlings darauf. (...) Wie ein kleines Äfflein lag ich da auf dem Bauch einer Kuh, geborgen in der Wärme, vertraut mit den Tieren und immer auf der Hut zum Absprung, sollte die Kuh vom Läger aufstehen.»

Urechter Netstaler Mut in Braunwald

Gespannt lauschten auch die zahlreich erschienenen Gäste und lachten über die detailgetreuen Ausformulierungen zu dem Alpleben des Hans Schnyder. Selbst bei der Behauptung, dass man nur in Netstal den richtigen Glarner Dialekt sprechen könne, konnte sich kaum jemand vor Lachen halten. Mit Witz und Charme meistert Schnyder seine erste offizielle Lesung, erzählt noch mehr Details aus seinem Leben auf der Auern-Alp und zieht die Gäste in den Bann des einfachen Lebens. Nur einer konnte ihm den Rang an diesem Abend streitig machen – Fridolin Kundert.

Ein Mann mit Herz und Melodie

«Fridli» – so wird der stämmig aussehende Mann mit Bart von allen genannt, barfuss läuft er am liebsten durch die Gegend. Im Winter sieht man ihn als Skilehrer in Braunwald, Landwirt ganzjährig, nebenbei Totengräber und Alphornspieler, um nur einiges aus seinem Leben zu nennen. Am Samstagabend zeigte er sich wieder einmal mehr als Mann mit grossem Herz. «Ich freue mich, dass ich wieder bei seiner Lesung spielen darf» – schon bei der Buchvernissage am 8. Juni war er der Alphornspieler, der das Älplerleben auch akkustisch zum Ausdruck brachte. «An dem Abend bekam ich das Buch Abendweide geschenkt und hatte es bereits am nächsten Tag um die Mittagszeit ausgelesen», erinnert sich der sympatische Landwirt kurz bevor der zum ersten Mal das Alphorn im BSINTI erklingen lässt. Es wären die Parallelen, die zum Teil gleichen Menschen gewesen, die ihn so ans Buch gefesselt hatten. Am Morgen habe seine Frau Mühe gehabt, ihn in den Stall zu treiben.

Der besondere BSINTI-Bet-Ruf

Nach gut 90 Minuten neigt sich die Lesung mit musikalischer Umrahmung dem Ende zu, es ist der grosse Augenblick für Kundert. «Ich habe mir für heute noch eine Überraschung überlegt. Es ist sehr emotional für mich» – sympatisch erzählt er vom Bet-Ruf, was dieser für ihn bedeutet und dass er zwei Bet-Rufe, einen Sankt Galler und einen Glarner, vereint habe und nun hofft, es richtig vortragen zu können. Mit dieser Überraschung öffnet er den Gästen an diesem Abend endgültig die Tür zu einem anderen Leben und fesselt sie gekonnt und eindrücklich an die Schönheit des Älplerlebens. An diesem Abend stimmte im BSINTI einfach alles und man darf sicher gespannt sein, wie es mit dem neu geborenen Älplerteam noch weitergehen wird.