Als unsere Region zum «Lande Glarus» wurde

Das Buch «Glarus zwischen Habsburg und Zürich» des Historikers Rolf Kamm blickt in die Zeit, in der sich der Kanton oder auch das Land «Glarus» entwickelte. Das Werk öffnet dem Leser dabei die Tür in eine für uns ziemlich ferne und andere Welt.



Einblick in ein eher unbekanntes Glarnerland gewährt das neue Buch von Rolf Kamm. (Bild: Jürg Huber)
Einblick in ein eher unbekanntes Glarnerland gewährt das neue Buch von Rolf Kamm. (Bild: Jürg Huber)

Was wir heute für selbstverständlich ansehen, muss nicht immer so gewesen sein. In einer Welt ohne Auto, ohne Computer und ohne Elektrizität ist auch das Weltbild des Menschen ganz anders. So konnte etwas für uns heute Ineffizientes, früher von eminenter Bedeutung gewesen sein. Früher heisst im Fall des Buches «Glarus zwischen Habsburg und Zürich» das Spätmittelalter. Die Zeit, in der sich aus unserer Region der souveräne Staat Glarus entwickelt hat, der sich in dieser Zeitspanne auch der Eidgenossenschaft anschloss.

Komplexes Umfeld

Das Werk des Glarner Historikers Rolf Kamm beleuchtet dabei nicht nur die globale politische Lage mit dem Einfluss der Habsburger auf unser Gebiet, sondern geht so weit ins Detail, dass der Leser nachvollziehen kann, wie diese Menschen zu dieser Zeit gelebt haben. Er erfährt, dass viele Produkte wie Wein und Wolle, die wir heute wie selbstverständlich importieren, selbst hergestellt wurden. Und dass die Berge nicht die unüberwindbaren Hindernisse darstellten, wie man vermuten könnte. Über zahlreiche Pässe hatten die Glarner mit ihren Nachbarn Kontakt und Austausch. Ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung des Glarnerlands war dabei damals wie auch heute die Stadt Zürich. Nicht nur wurden die meisten Glarner Produkte in der «grossen» Stadt verkauft, sondern zahlreiche Glarner kamen hier zu Reichtum und politischem Einfluss. Mächtige Familien bildeten sich in dieser Zeit, welche die wichtigsten Ämter untereinander teilten und nicht selten unterschiedlichste Interessen verfolgten.

Einblick in die Arbeit des Historikers

Das Buch von Kamm gibt dem Leser dabei nicht nur einen Einblick in das komplexe Leben der «Glarner» im Spätmittelalter, er zeigt auch auf, aus welchen Quellen er die Informationen und teilweise auch nur Hypothesen bezieht. In einer Zeit, in der die meisten Menschen des Lesens nicht mächtig waren und vieles mündlich tradiert wurde, hat das schriftliche Festhalten von Verträgen oder Besitzansprüchen eine ganz eigene Bedeutung. Der Text biete somit auf einer weiteren Stufe Informationen über die Textualität in dieser Zeit und gibt auf einer weiteren Ebene Einblick in die Arbeit eines Historikers. Wie man sich mit den Quellen oder teilweise dem Fehlen der Quellen auseinandersetzen muss.
«Glarus zwischen Habsburg und Zürich» ist somit ein historisch-wissenschaftlicher Text, der vom Leser mehr verlangt, als ein herkömmlicher Roman, der ihm aber dafür einen tiefen Einblick in die Geschichte unseres Landes bietet und uns Glarner vielleicht auch zeigt, warum wir so sind, wie wir sind.