Alt Glarus lebt wieder auf!

Der Brand von Glarus löschte vor 150 Jahren ein grosser Teil des historischen Ortes aus. Auf den Ruinen entstand ein neuer Kantonshauptort. Ein Besuch von Alt Glarus um 1861 kann man seit dieser Woche auch online machen.



digitalen Glanz. (Bilder: zvg) Einzelne Gebäude sind mit Informationen und Illustrationen verlinkt.
digitalen Glanz. (Bilder: zvg) Einzelne Gebäude sind mit Informationen und Illustrationen verlinkt.

Es ist wohl die stärkste Zäsur, welche die Geschichte eines Ortes erleben kann. Der Brand von Glarus vor 150 Jahren zerstörte nicht nur zwei Drittel der bebauten Fläche von Glarus, sondern auch Hunderte von Jahren an Siedlungsentwicklung. Auf den Ruinen machte Glarus einen Neustart. Aus verwinkelten Gässchen wurden rechtwinklig angelegte Strassen, aus einfachen Holzhäuschen veritable Steinhäuser. Sogar der Tschudirain wurde abgetragen. Statt langsam gewachsenen Strukturen, erstrahlte Glarus nach dazumal neuesten feuertechnischen Aspekten wie eine Metropole im Kleinformat. Der aktuelle Hauptort und Alt Glarus sind fast schon zwei völlig unterschiedliche Welten. Wie Glarus vor dem Brand ausgesehen hat, davon kann man sich seit dieser Woche auch im Internet ein Bild machen. Auf der Seite www.altglarus.ch. lebt der historische Ort wieder auf. Hinter dem ambitionierten Projekt stehen die Glarner Rolf Kamm, Reto Fuchs und Mathias Lutz. Unabhängig voneinander wuchs die Idee, aus dem vorhandenen Modell von Hans Leuzinger, das normalerweise in der Stadtkirche stationiert ist, für das Brandjubiläum aber in den Güterschuppen gewandert ist, ein virtuelles Abbild zu machen. Entstanden ist aber weit mehr, als nur eine digitale Kopie des bestehenden Modells. Im virtuellen Alt Glarus können einzelne Gebäude hervorgehoben werden, passend mit einer kurzen Beschreibung und Bild- oder Fotomaterial. Die Entwicklung des Brandes vor 150 Jahren kann in einem Zeitraffer nachvollzogen werden. Panoramaansichten von einzelnen Punkten zeigen Perspektiven auf die Stadt, die kein zeitgenössischer Maler festgehalten hat. Darüber hinaus kann auf den modernen Stadtplan stufenlos gewechselt werden. Man erkennt so auch, welches Gebäude heute an diesem Ort steht.

Die Arbeit am Modell ist mit der ersten öffentlich zugänglichen Version noch nicht beendet. Weitere Informationen und vor allem Bildmaterial sollen aufgenommen werden. Auch das Modell selber soll weiter verfeinert werden. Ausserdem sind weitere Themen und Möglichkeiten geplant. So könnte zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem Glarner Heimatbuch eine E-Learning-Plattform entstehen, die den Kindern und Jugendlichen das historische Glarnerland näherbringen kann. Mit der Online-Schaltung des Modells ist ein erster grosser Schritt im Projekt gelungen und zahlreiche Ideen zum Ausbau sind vorhanden. Ein Besuch in Alt Glarus wird sich somit sicher auch in Zukunft immer wieder lohnen.