Altersvorsorge aus Frauensicht oder warum die AHV-Reform gar keine ist!

Über 50 Frauen und Männer aller Altersklassen hatten sich zum Anlass der Frauenzentrale Glarus am vergangenen Mittwoch in der Landesbibliothek eingefunden und informierten sich während zwei Stunden über das System der Altersvorsorge in der Schweiz und die anstehenden möglichen Abstimmungen.



Anlass der Frauenzentrale Glarus am vergangenen Mittwoch in der Landesbibliothek (Bild: zvg)
Anlass der Frauenzentrale Glarus am vergangenen Mittwoch in der Landesbibliothek (Bild: zvg)

«Wir haben aktuell einen Lehrermangel zu beklagen, aber niemand käme auf die Idee, die Unterrichtsjahre für die Schüler zu kürzen», sagte die Juristin Gabriela Medici mit einem Augenzwinkern gegen Ende des Abends und nachdem aus einer anfänglichen Einführung in das System der Schweizer Altersvorsorge schon bald ein angeregter Frage- und Diskussionsabend geworden war.

Die Stärke dieses Systems, so betonte sie immer wieder, liegt in der solidarischen AHV, die, so belegte sie es mit Zahlen des Bundes, für die nächsten Jahre keine Finanzierungsprobleme hat und lediglich einige Übergangslösungen bräuchte.

Die Schwäche des Systems offenbart sich vielmehr im System der Pensionskassen, dem eine Reform besser anstünde, denn die grosse Ungleichheit der Altersvorsorge zeigt sich nirgends besser: Aufgrund der Eintrittsschwelle sind nicht alle Löhne versichert und dies betrifft vor allem Frauen, die oft mit Teilzeitpensen arbeiten. Unterbrüche in der Erwerbsbiografie aufgrund von Carearbeit wie beispielsweise Familienpausen sowie der Koordinationsabzug verhindern eine angemessene Vorsorge in der zweiten Säule, die damit ein männliches Privileg bleibt. Das führt als direkte Konsequenz für Frauen schliesslich gesamthaft zu einer Rentenlücke von einem Drittel.

Auch die gesellschaftlichen Realitäten brachte Gabriela Medici anschaulich näher: Ein Jahr vor dem aktuell geltenden Rentenalter ist nur noch knapp die Hälfte der Frauen und Männer erwerbstätig, die Arbeitslosenquote der zwischen 60- und 64-Jährigen ist statistisch gesehen die höchste, die gerne angenommene Frühpensionierung ein Privileg gutverdienender Männer und die dritte Säule können sich nur die wenigsten leisten. Hinzu kommen die steigende Teuerung, ein drohenden Prämienschock bei den Krankenversicherungen und die potenzielle Erhöhung der Mehrwertsteuer. All dies wird tiefere Einkommen treffen und vor allem Frauen mit ihren leider immer noch viel zu tiefen Renten. Das hat nichts mit Gleichstellung zu tun und Gabriela Medici erinnerte auch daran, dann manch eine Frau, die heute keine komplette Erwerbsbiografie vorweisen kann, ein Opfer der damaligen Gesetze war: Erst seit gut 40 Jahren dürfen Ehefrauen ohne Erlaubnis des Ehemannes einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

Gelassen und gut mit Zahlen und Statistiken ausgestattet, gelangen Gabriela Medici an diesem Abend viele Aha-Momente vor einem dankbaren Publikum. Ihre Präsentation findet sich zum Nachlesen auch unter der Rubrik «Aktuelles» auf der Homepage der Frauenzentrale unter www.frauenzentrale- glarus.ch.