Altholzinseln - Paradies für Specht und Co

Im Kanton Glarus wird die Artenvielfalt im Wald gezielt gefördert. Grundlage ist eine Programmvereinbarung mit dem Bund (NFA) für die Jahre 2008-2011, welche zum Beispiel die Schaffung von Alt- und Totholzinseln vorsieht. Diese liefern Baumhöhlen als Unterschlüpfe für Spechte und Co., sind Entwicklungsgebiet von vielen Insektenarten und spielen eine wichtige Rolle für das ökologische Gleichgewicht im Wald und bei der Waldverjüngung



Fledermausarten wie das Braune Langohr finden in Baumhöhlen geeignete Tagesschlafverstecke. (Foto: ww.fledermausschutz.ch)
Fledermausarten wie das Braune Langohr finden in Baumhöhlen geeignete Tagesschlafverstecke. (Foto: ww.fledermausschutz.ch)

Wälder sollen Dörfer vor Lawinen schützen, der Rohstoff Holz liefert aber auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Im kantonalen Waldplan, genehmigt vom Regierungsrat im Jahre 2004, werden den Wäldern Hauptaufgaben zugewiesen (Schutz-, Nutz- oder Naturwald). Auf dieser Basis hat die Abteilung Wald des Departements Bau und Umwelt mit den einzelnen Waldeigentümern Programmvereinbarungen für die Jahre 2008-2011 ausgearbeitet, von den Waldeigentümern und dem Vorsteher des Departements Bau und Umwelt wurden sie unterzeichnet. Darin wurden die Schwerpunkte der Waldbewirtschaftung festgelegt und die NFA-Programme mit dem Bund werden umgesetzt. Bei der Funktion des Waldes als Lebensraum für Tiere und Pflanzen spielen Altholzinseln eine wichtige Rolle.

Förderung der Artenvielfalt

Die Bäume im Wirtschaftswald werden bereits im „Jugendalter“, also vor Erreichen ihrer natürlichen Altersgrenze geschlagen. „Altholzinseln“ hingegen sind Gruppen von älteren Bäumen, welche als „Inseln“ mitten im Schutz- und Wirtschaftswald stehen gelassen werden. Nach ihrem Zerfall übernehmen andere geeignete Flächen ihre Aufgabe. Altholzinseln erhöhen die Strukturvielfalt im Wald, helfen das ökologische Gleichgewicht zu wahren und fördern die Bildung von Totholz. Es sind ungenutzte Flächen, welche aber nicht die Grösse und den Schutzstatus von eigentlichen Waldreservaten erreichen. Trotzdem dienen sie gezielt der Erhaltung und Förderung verschiedener Tier- und Pflanzenarten, vor allem wenn sie über die ganze Waldfläche verteilt vorkommen.

Alt- und Totholz als Lebensspender

„Biotopbäume“ mit Höhlen, Faulstellen oder abgestorbene Holzteilen sind für die Artenvielfalt von grosser Bedeutung. Höhlenbrütende Vögel wie Hohltauben und Schwarzspechte finden hier Nistmöglichkeiten und baumbewohnende Säugetiere wie das Braune Langohr oder der Baummarder Tagesschlaf-Verstecke. Aber auch abgestorbene Bäume sind wertvoller Bestandteil der Altholzinseln. So sind rund zwei Drittel der 100 im Wald lebenden Vogelarten und eine Vielzahl an Insekten auf Totholz angewiesen. Durch das Totholz vermehrt einfallendes Licht fördert ausserdem lichtbedürftige Pflanzenarten in der Krautschicht. Zudem sind die Keimbedingungen auf Moderholz für Fichte, Tanne, Arve und Vogelbeere besonders gut, was deren Naturverjüngung fördert.

Glarnerland mit hohem Totholz-Anteil

Zusammen mit den Waldbesitzern hat die kantonale Abteilung Wald für die Jahre 2008-2011 Pflegepläne für die einzelnen Waldgebiete ausgearbeitet. Diese beinhalten auch die drei mit dem Bund vereinbarten Programmziele bei der Waldbiodiversität: Die Schaffung und Erhaltung von Naturwaldreservaten und Altholzinseln, die Vernetzung des Waldes mit angrenzenden Lebensräumen sowie die Massnahmen zur Förderung der Artenvielfalt inklusive der Pflanzung von seltenen Baumarten. Bereits heute liegt der Totholz-Anteil im Glarner Wald mit zwischen 14 m3 pro Hektare auf frischen und wechselfeuchten Laubwaldstandorten und 55 m3 pro Hektare in den subalpinen Fichtenwäldern leicht über dem Schweizer Durchschnitt von 11.9 m3 pro Hektare. 385 ha Naturwaldteilreservate (keine Holznutzung, aber gezielte Eingriffe zur Bekämpfung von Borkenkäfer und nach Naturereignissen toleriert) und 670 ha Naturwaldreservate (keine forstlichen Eingriffe toleriert) sind im Glarnerland als Flächen gesichert, auf denen sich während 50 Jahren Alt- und Totholz entwickeln kann. Dazu kommen weitere 347 ha Sonderwaldreservate. Das sind 6.7 % der 20'991 ha Wald im Glarnerland (inkl. Gebüschwald).

Die Bemühungen um die Artenvielfalt im Wald zeigen mit dem häufigeren Vorkommen des Schwarzspechtes und der Zuwanderung und vereinzelten Beobachtung des Weissrückenspechtes bereits erste Erfolge.

In Zukunft ist man bemüht die vorhandenen Alt- und Totholzanteile im Glarner Wald, welche noch nicht gesichert sind, zu erhalten.

Weitere Informationen und Auskünfte rund um die Glarner Natur unter www.naturzentrumglarnerland.ch, [email protected] oder Tel. 055 622 21 82 (Di und Do von 8-12 Uhr).