Alzheimer geht uns alle an

Autorenlesung zum Welt-Alzheimer-Tag

Die Stühle waren fast alle besetzt, als Sylvia Hefti, Leiterin der Glarner Angehörigengruppe, im Giebelzimmer des Kantonsspitals Glarus den Abend eröffnete und Philipp Gurt zur Lesung begrüsste. Rasch und leicht kamen dem Autor des Romans «Im Garten des Vergessens» die Sätze über die Lippen.

 



Philipp Gurt. (Bild: zvg)
Philipp Gurt. (Bild: zvg)

Man musste gut hinhören, um nichts zu verpassen: Ein Sohn begleitet seinen demenzkranken Vater, dabei spannt sich der Bogen von den ersten Anzeichen über die Diagnose bis hin zu Abschied und Tod. In Tagebucheinträgen ordnet der Sohn das Erlebte: «Pa und ich entfremden uns immer mehr, und kaum versuche ich mich an seinen aktuellen Zustand anzupassen, verändert die Krankheit ihn schon wieder – noch ein Stück weiter weg von dem Vater, den ich kennen und lieben gelernt habe.»

Das Buch sei nicht den Kranken, sondern den Angehörigen von Menschen mit Alzheimer gewidmet, betonte Philipp Gurt einleitend. Sie würden viel durchmachen. Er will, dass sie sich beim Lesen verstanden und unterstützt fühlen. Um authentisch beschreiben zu können, was das langsame Vergessen mit den Betroffenen und ihnen Nahestehenden macht, hat Gurt Recherchen und Selbstversuche auf sich genommen, hat den «Blick von innen» gesucht. Jetzt übermittelt er seinem Publikum: Wir alle können eines Tages von Alzheimer betroffen sein – persönlich oder in unserem Umfeld. Vielstimmig, von Gitarrenakkorden begleitet, erklangen zwischendurch die vertrauten Lieder, die Philipp Gurt anstimmte: «Das Wandern ist des Müllers Lust» oder «Lustig ist das Zigeunerleben». Singen und Alzheimer? Ja, der Vater in Gurts Roman ist nicht nur einer, der zunehmend vergisst, was ihn und sein Leben ausmacht, sondern auch jemand, der inmitten des grossen Vergessens unermüdlich singend die alt-vertrauten Lieder erinnert.

Im Kanton Glarus bestehen verschiedene Hilfsangebote. Spitalintern sind es vor allem die Akutgeriatrie, vorgestellt durch Dr. med. Olav Rychter, und die Neurologie der RehaClinic, von Dr. med. Andreas R. Gantenbein näher gebracht, die von Alzheimer Betroffenen Unterstützung bieten. Sepp Schwitter nutzte zudem die Gelegenheit, sich als neuer Präsident der Alzheimervereinigung Glarnerland vorzustellen, vielseitigen Dank auszusprechen, und daran zu erinnern, dass zu guten Zeiten in unserem Leben viel Dankbarkeit gehört. Im Foyer lag umfassendes Informationsmaterial bereit, Philipp Gurt signierte Bücher und auf andere Weise vielstimmig klang der Abend bei einem Apéro aus.