Alzheimer Glarnerland verleiht Fokuspreis an ein Geschwisterpaar

Über 70 000 Menschen mit Demenz in der Schweiz haben keine ärztliche Diagnose. Für sie sind passende Therapien und Unterstützungsangebote erschwert zugänglich. Alzheimer Glarnerland zeichnet am 28. September eine Familie aus Niederurnen für ihren Umgang mit Demenz in der Familie aus.



Zum Weltalzheimertag vom 21. September. (Bild: zvg)
Zum Weltalzheimertag vom 21. September. (Bild: zvg)

Im September verleihen die kantonalen Sektionen von Alzheimer Schweiz 18 Fokuspreise für ein besonderes Engagement für Menschen mit Demenz. Der diesjährige Fokuspreis von Alzheimer Glarnerland geht an das Geschwisterpaar Margrith Gamma/Ruth Bertsch in Niederurnen.

Margrith Gamma betreut ihre Schwester Ruth Bertsch, die wegen einer Demenz bereits mit gut 50 Jahren auf Hilfe im Alltag und im Haushalt angewiesen ist. Margrith Gamma hat sich bereit erklärt, anstelle von jemand Fremdem die Betreuung zu übernehmen und hat damit einem Wunsch ihrer erkrankten Schwester Ruth Bertsch entsprochen. Um für sie da zu sein, hat Margrith Gamma eine langjährige Berufstätigkeit beendet.

Der Fokuspreis wird am Donnerstag, 28. September, in der Aula der Kantonsschule Glarus verliehen, anschliessend an einen Vortrag von Christian Koch, Co-Chefarzt bei den Psychiatrischen Diensten Graubünden, zum Thema Demenz: «Wenn Vergessen zur Belastung wird.» Der Vortrag beginnt um 19.00 Uhr, die Preisverleihung findet um etwa 20.30 Uhr statt.

Dazu schreibt Christian Koch:

Es beginnt mit kleinen Dingen: man verwechselt ein Datum, vergisst einen Einkauf, ist unzuverlässig und unpünktlich. Immer schlechter können sich Betroffene daran erinnern, was sie vor ein paar Minuten getan haben. In der Schweiz leben etwa 120 000 Menschen mit Demenz. Demenz wird auch als die Krankheit der Angehörigen bezeichnet. Tatsächlich ist und bleibt ihre emotionale und körperliche Belastung enorm hoch. Erfahren Sie mehr zur Belastung des Vergessens für Betroffene und ihr Umfeld, sowie Abklärungsmöglichkeiten, Beratung und Unterstützung.

Rechtzeitige Diagnose von Demenz wichtig


Der internationale Weltalzheimertag vom 21. September ist der Früherkennung und zeitigen Diagnose von Demenz gewidmet. Ein Thema, das auch für die Schweiz von Bedeutung ist. Denn nach einer Hochrechnung von Alzheimer Schweiz leben aktuell etwa 144 000 Menschen mit einer Demenz in der Schweiz, 750 davon im Kanton Glarus. Geschätzt die Hälfte dieser Menschen verfügt über keine formelle Diagnose. Dabei ist diese äusserst wichtig, um Hilfeleistungen in Anspruch zu nehmen und eine adäquate Therapie zu erhalten. Gerade am Anfang können die richtigen Medikamente den Verlauf der Krankheit verlangsamen sowie die Begleitsymptome mildern.

Eine rechtzeitige Diagnose erleichtert zudem die Lebensplanung. Sie erlaubt Menschen mit Demenz, ihre administrativen und finanziellen Angelegenheiten noch selbst zu regeln (Patientenverfügung, Vorsorgeauftrag, letzter Wille). Betroffene haben so auch die Möglichkeit, Strategien zu entwickeln, um den Alltag mit einer Demenz einfacher zu gestalten und auch noch den einen oder anderen Traum zu verwirklichen.

Ein transparenter Umgang mit der Diagnose trägt auch zu mehr Verständnis seitens der Angehörigen und des sozialen Umfeldes bei. Gerade bei seltenen Demenzformen, wie der Frontotemporalen Demenz, die sich durch starke Verhaltensänderungen, wie beispielsweise Aggressivität oder Enthemmtheit äussert, ist dies besonders wichtig.

Warnzeichen einer Demenz

Die Entwicklung einer Demenz ist schleichend. Veränderungen von Fähigkeiten und Verhaltensweisen müssen immer im Vergleich zu früher gesehen werden. Warnzeichen sind:

· Gedächtnisprobleme (Merken von Namen oder Daten)
· Wiedererkennen von Personen, Gegenständen oder Orten
· Schwierigkeiten beim Planen und Durchführen alltäglicher Dinge
· Probleme mit Planung, abstraktem Denken und Einschätzung von Situationen
Stimmungsschwankungen und Veränderungen der Persönlichkeit
· Antriebslosigkeit bis hin zu sozialem Rückzug

Treten solche Warnzeichen auf, bedeutet dies nicht automatisch eine Demenzerkrankung. Auch andere Krankheiten können für den Rückgang der geistigen Leistung verantwortlich sein. Es ist daher empfehlenswert, den Hausarzt aufzusuchen. Bestätigt dieser den Verdacht auf Demenz, folgt idealerweise eine Abklärung beim Spezialisten.