Alzheimer Schweiz tagte erstmals im Glarnerland

Kein strahlendes Wetter, aber eine schöne Premiere bescherte die Sektion Alzheimer Glarnerland den schweizerischen Delegierten am Freitag in Glarus.



Landammann Dr. Rolf Widmer präsentierte an der DV Fakten zum Thema Demenz im Kanton Glarus. (Bilder: mb.) Sepp Schwitter (vorne links) begrüsste die Delegierten im Landratssaal. Hinten links Geschäftsleiterin Dr. Stefanie Becker
Landammann Dr. Rolf Widmer präsentierte an der DV Fakten zum Thema Demenz im Kanton Glarus. (Bilder: mb.) Sepp Schwitter (vorne links) begrüsste die Delegierten im Landratssaal. Hinten links Geschäftsleiterin Dr. Stefanie Becker

Sepp Schwitter, Präsident Alzheimer Glarnerland, begrüsste die 58 Delegierten, die Mitglieder des Zentralvorstandes und die Gäste am Freitagvormittag erstmals im Landratssaal. «Es ist ein sehr gesittetes Parlament. Ein gutes Vorzeichen für uns», schmunzelte er.

Wenn eine Kantonalsektion zur schweizerischen Delegiertenversammlung einlade, sei dies ein Zeichen, dass es ihr gut gehe, dass sie leistungsfähig sei und sich zeigen könne, sagte Zentralpräsident Ulrich E. Gut. Dies gelte ebenfalls für kleinere Sektionen. Glarus sei ein fortschrittlicher Kanton, der zu mutigen Reformen fähig sei. Die Innovationskraft könne sich auch eine Organisation wie Alzheimer Schweiz zum Vorbild nehmen.

Interessante Zahlen aus dem Kanton Glarus


Landammann Rolf Widmer erntete grosses Gelächter, als er in seinen Begrüssungsworten zunächst auf die Sitzordnung nach Parteien im Landratssaal verwies und erlaubte, sich allenfalls noch umzuplatzieren. Er stellte den Kanton vor und verwies dabei vor allem auf die Landsgemeinde, deren Besuch er den Delegierten empfahl. Es folgten Ausführungen zum Industrie- und zum Gesundheitskanton, ehe er sich dem Thema Demenz zuwandte.

«Rund 600 Menschen im Kanton Glarus leben mit Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz», sagte der Landammann. 300 zu Hause, 300 in Heimen. 8,1 Prozent der Menschen über 65 hätten eine Demenzerkrankung. Mit zunehmendem Alter steige das Risiko. «Auch wir erwarten leider eine Zunahme um rund 80 Prozent bis 2035», so Rolf Widmer. Jährlich erkrankten 150 Menschen neu an Demenz. 1800 Angehörige seien direkt mitbetroffen.

Die Kosten der Demenz im Kanton Glarus beliefen sich 2009 auf 31 Millionen Franken pro Jahr: 16 Millionen direkte Kosten, 15 indirekte (Angehörigenpflege). Pro demenzkranke Person rechnet man mit Kosten von 28 500 Franken pro Jahr, was dank tieferer Heimkosten im Glarnerland unter dem schweizerischen Mittel liegt.

Da primär die Gemeinden verantwortlich für die Langzeitpflege sind, gibt es bei uns keine kantonale Demenzstrategie. Trotzdem wird die nationale Strategie umgesetzt. «Wir sind vielleicht etwas pragmatischer unterwegs», meinte der Landammann. Derzeit befinde sich ein Konzept zur Stärkung der ambulanten Langzeitpflege in der Vernehmlassung.

Nationales Alzheimer-Telefon ist gefragt


«Das sind durchaus ermutigende Worte», sagte Zentralpräsident Ulrich E. Gut, ehe er zur Behandlung der statutarischen Traktanden überleitete. Geschäftsleiterin Stefanie Becker stellte die vielfältigen Leistungen der Vereinigung vor, die 21 Sektionen und mehr als 10 000 Mitglieder zählt.

Aufschlussreich waren die Ausführungen zum nationalen Alzheimer-Telefon, welches kompetente Beratung durch auf Demenz spezialisierte Pflegefachfrauen bietet. Im Jahr 2016 verzeichnete man 2637 Beratungen, zur Hauptsache von Angehörigen (63 Prozent). Die durchschnittliche Beratungszeit betrug 19 Minuten. «Dies zeigt, dass die Fälle komplexer geworden sind», so die Geschäftsleiterin. Häufige Themen waren unter anderem Leistungserbringer, Begleitung, Vermittlung von Adressen, familiäre Beziehungen, Finanzielles und Rechtliches, Diagnose und Behandlung.

Stefanie Becker verwies zudem auf die 85 Alzheimer-Cafés an 20 verschiedenen Orten in der Schweiz: «Ein sehr schönes und gutes Angebot.» Auch die Glarner Sektion arbeitet an dessen Einführung.

Nach Erledigung der Verbandsgeschäfte dislozierten die Delegierten ins «Schützenhaus» zum Mittagessen. Anschliessend genossen sie noch eine interessante Stadtführung.

Alzheimer-Telefon: 024 426 06 06. Angehörigengruppe Glarnerland: Jeweils am ersten Mittwoch im Monat von 18.30 bis 20.00 Uhr im Kursraum der Pro Senectute (Gerichtshausstrasse 11 in Glarus). Teilnahme nach Absprache: Tel. 055 644 15 37 oder E-Mail: [email protected]. Auch Einzelgespräche möglich nach Absprache. Mehr Infos: www.alz.ch/gl