An die Grenzen gehen, um diese zu verschieben

Nach dem frischgebackenen Motorrad-Weltmeister Dominique Aegerter (Supersport und Moto E-World-Cup-Gesamtsieger) durfte die ELYSATOR Engineering in Bilten beim Samichlaus-Apéro einen weiteren prominenten Gast begrüssen.

Die weltbeste Utra-Radmarathon-Fahrerin Nicole Reist (u.a. 3-fache Gewinnerin des RAAM (Race Across America) oder 5-fache Overall-Siegerin Race Around Austria), gab einen tiefen Einblick in ihren Extremsport Ultracycling (Rennen von 1000 bis 5000 Kilometern, Tag und Nacht). Sie hat seit 2012 sämtliche Rennen, bei welchen sie gestartet ist, gewonnen.

 



Nicole Reist: Erfolg entsteht ausserhalb der Komfortzone (Bilder: w.baumgartner)
Nicole Reist: Erfolg entsteht ausserhalb der Komfortzone (Bilder: w.baumgartner)

Das Motto: «Erfolg entsteht ausserhalb der Komfortzone» kann sowohl für die 1970 gegründete, weltweit tätige ELYSATOR Engineering in Bilten (technisches Wasser, einfach, sicher und umweltschonend) wie auch für die 38-jährige, dipl. Technikerin HF Hochbau, Nicole Reist, angewendet werden. Beide glänzen mit überdurchschnittlichen Leistungen in ihrem Betätigungsfeld.

Einzelsport, aber nicht ohne das Team

«Dass etwas schwer ist, bedeutet nicht, dass es unmöglich ist.» Ihre visualisierten Eindrücke aus dem RAAM 2022, aber auch der tiefe Einblick in den täglichen Sportler-/Berufsalltag, welche die Extremsportlerin den zahlreichen Anwesenden gewährte, liessen aufhorchen.

Nach knapp 5000 Kilometern, mehr als 55 000 Höhenmetern quer durch die USA, Temperaturen innerhalb von 24 Stunden von 0 bis 50 Grad, dem Durchfahren von 4 Zeitzonen, nach drei Stürzen und mit einer Schambein-Fraktur, erreichte Nicole Reist nach zehn Tagen, vier Stunden und 13 Minuten und mit lediglich 9 Stunden Schlaf, schliesslich den Zielort Annapolis im Bundesstaat Maryland erneut als Siegerin in ihrer Kategorie (und 3. Platz gesamt).
«Knallharte Disziplin ist meine grösste Stärke.» Das äussert sich nicht nur in ihren 40 bis 50 Trainingsstunden pro Woche und ihrem strikten Zeitplan: Tagwache 01.30 Uhr, dann 3 Stunden Training, bevor sie um 05.00 Uhr ihren 100%-Job beginnt, welcher bis 16.00 Uhr dauert. Danach ist erneut Training angesagt. Zwischen 19.00 und 20.00 Uhr geht sie ins Bett. Reists Erfolgsformel: 33% Körper (weil messbar), 33% mental (fokussiert auf den Moment, Ziel nie infrage stellen), 33% Team (38 Betreuer/Helfer, alle top-motiviert, belastbar, mit viel Improvisationstalent ausgestattet), 1% Glück (erzwingbar). Das Material erachtet Nicole Reist eher als zweitrangig.

Die Geschichte soll weitergeschrieben werden

Ein weiteres Kapitel hat Nicole Reist an der Tortur (1044 Kilometer rund um die Schweiz) bereits geschrieben. Nur acht Wochen nach ihrem Unfall (und mit zwei Wochen Training), hat sie dieses (vielleicht wichtigste Rennen ihrer Karriere, bei Dauerregen) souverän gewonnen und dabei mit 40 Stunden und 15 Minuten einen neuen Streckenrekord aufgestellt. «Rekorde sind da, um gebrochen zu werden», gibt sich Reist kämpferisch. Ziel für 2023 ist die Umrundung von drei Ländern: Dänemark 1600 km/10 000 hm; Polen 3600 km/33 500 hm, Österreich 2200 km/33 500 hm.
Und im 2024 soll die Geschichte dann mit dem Overall-Sieg am RAAM fertig geschrieben werden.

Weshalb tut man sich eine solche Tortur an?

Reist stellt klar: «Es ist eine Leidenschaft, an die Grenzen zu gehen und diese zu verschieben.» Alles andere sei jahrelanges Training. Seit 17 Jahren betreibt sie den Sport (erstes Rennen, spontan und fast ohne Vorbereitung, das 24-Stunden-Velorennen von Schötz), wo sie den zweiten Platz belegte. Die in Weisslingen bei Winterthur lebende Reist: «Der Aufbau hat Jahre gedauert, körperlich und mental.» Ihr Motto: «Erfolg entsteht ausserhalb der Komfortzone.» Doch wie weit weg von der Komfortzone es auch sein mag, Geld verdienen mit Ultracycling ist kein Thema. «Ich verdiene keinen Franken mit dem Sport, es kostet nur (RAAM Fr. 70 000.–)», so Reist. Und nicht nur Geld, sondern alle Ferientage und die Überzeit, die sich Reist immer wieder erarbeitet. Dass etwas schwer ist, bedeutet halt nicht, dass es unmöglich ist. Nur das Finden neuer Sponsoren erscheint fast unmöglich!