«An Ihrem letzten Militärdiensttag wollen wir Sie nicht alleine ziehen lassen!»

Für 41 Offiziere, höhere Unteroffiziere und Soldaten hiess es am vergangenen Freitagnachmittag Abschiednehmen von der Schweizer Armee. Mit der Abgabe der persönlichen Ausrüstung im Zeughaus in Glarus und einer Entlassungsfeier im Saal des Brauereigasthofs Adler in Schwanden wurden die Verdienste der Wehrmänner entsprechend gewürdigt. Die Übergabe des traditionellen Armee-Taschenmessers und der Dank per Handschlag durch Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga und Divisionär Willy Brülisauer war einer der Höhepunkte an der diesjährigen Entlassungsfeier.



Impressionen von der Armee-Entlassungsfeier 2022 im Brauereigasthof Adler in Schwanden (hasp)
Impressionen von der Armee-Entlassungsfeier 2022 im Brauereigasthof Adler in Schwanden (hasp)

Der Tag der Entlassung ist für jeden Angehörigen der Schweizer Armee ein besonderes Ereignis. Im Wissen, das sie sich für Heimat und Vaterland bedingungslos eingesetzt hatten, konnten am vergangenen Freitagnachmittag 41 Offiziere, höheren Unteroffiziere und Soldaten in ihren wohlverdienten militärischen Ruhestand antreten. Die Zeit in Diensten der Schweizer Armee ist mit dem Entlassungstag, auf den sich wohl die meisten der anwesenden Wehrmänner gefreut, einige wenige vielleicht sogar gefürchtet hatten, unwiderruflich vorbei. Zurück bleiben viele Erinnerungen – gute oder eben weniger gute. Die guten werden erfahrungsgemäss überwiegen! Mit einem lachenden, da und dort aber bestimmt auch mit einem weinenden Auge erinnert man sich gerne an vergangene Zeiten als Offizier und Soldat in der Armee, an gemeinsame unvergessliche Stunden, von denen man immer wieder gerne erzählen wird und nicht zuletzt an tolle Kameraden, mit denen man auch nach dem Militärdienst ein Leben lang verbunden sein wird.

Sie werden immer jünger!

Das «Abgeben» ist in der Tat ein spezieller und denkwürdiger Tag für alle Angehörigen der Schweizer Armee, die am Ende des 10. Kalenderjahres nach Beförderung zum Soldaten ihren Dienst für das Vaterland wohl oder übel quittieren müssen. So erging es auch den 41 Offizieren, höheren Unteroffizieren und Soldaten am vergangenen Freitagnachmittag. Ein Blick in die Runde zeigte, dass die Teilnehmer an der Entlassungsfeier offensichtlich immer jünger werden. Es ist also nicht mehr der Jahrgang für die Entlassung massgebend. Die Durchdiener bleiben nach der Absolvierung ihrer Dienstpflicht noch 4 Jahre eingeteilt und werden erst dann aus der Armee entlassen. Der jüngste der entlassenen Wehrmänner in diesem Jahr ist der in Glarus wohnhafte Josua Hämmerli. Im Alter von 24 Jahren ist Hämmerlis Zeit in der Schweizer Armee schon beendet. Mit 18 hat er den Orientierungstag in Elm besucht, mit 19 absolvierte er die Rekrutierung in Mels und mit 20 Jahren rückte er in die Winter-RS ein, leistete seine 300 Dienstage als Durchdiener und war Ende 2018 eigentlich fertig, und das im 20. Altersjahr

Der letzte Tagesbefehl: «Abgeben»!

Am letzten Freitagnachmittag herrschte in- und ausserhalb des Zeughauses in Glarus ein emsiges Treiben, Kommen und Gehen. Soldaten im schmuckem Ausgangstenü und bunten Kampfanzügen, mit Waffe, Rucksack und Effektensack schwer beladen, warteten auf ihren letzten militärischen Einsatz. Der Tagesbefehl auf dem letzten Aufgebot der Schweizer Armee lautete kurz und bündig: «Abgeben»! Mitarbeiter der Hauptabteilung Militär und Zivilschutz waren eifrig daran, Ausrüstungsgegenstände, Uniformen, Kampfanzüge, Sturmgewehre und Pistolen entgegenzunehmen. «Wetsch nuch öppis bhaltä», war die viel gestellte Frage. Die meisten entschieden sich für kleinere Ausrüstungsgegenstände. Die gut organisierte Abgabe im Zeughaus verlief wie am Schnürchen., sodass die 41 Wehrmänner pünktlich um 16 Uhr im Saal des Brauereigasthofs Adler in Schwanden durch Kreiskommandant Major Walter Rhyner beim Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga gemeldet werden konnten.

Hochkarätige Gäste an der Entlassungsfeier 2022

Im Beisein von Vertretern kantonaler und kommunaler Behörden, unter ihnen Regierungsrat Dr. Andrea Bettiga (Vorsteher Departement-«Sicherheit und Justiz»), Hansruedi Forrer (Gemeindepräsident Glarus Süd), Thomas Kistler (Gemeindepräsident Glarus Nord) sowie ranghohen Militärs, unter ihnen Divisionär Willy Brülisauer (Kommandant Territorialdivision 4), Oberst i Gst Urs Stucki, (Kdt-Stv Rekr Zen Mels) konnte Kreiskommandant Major Walter Rhyner die Teilnehmer an der diesjährigen Entlassungsfeier im Saal des Brauereigasthofs in Schwanden herzlich begrüssen. Für den musikalischen Part war wie immer der Glarner Trompeterverein unter der musikalischen Leitung von Hans Ueli Landolt zuständig. Zu den bewegendsten und emotionalsten Momenten an der Entlassungsfeier gehört das Abspielen und Mitsingen unserer Landeshymne, intoniert vom Glarner Militärtrompeterverein. Die anwesenden Wehrmänner – Frauen waren in diesem Jahr nicht dabei – erwiesen ein letztes Mal in Achtungsstellung dem weissen Kreuz im roten Feld die Ehre. Ich habe mich nicht getäuscht – bestandene Offiziere und Soldaten wischten sich nach dem Abspielen der Nationalhymne verstohlen ein kleines Tränchen aus den Augen. Die Überreichung des obligaten Militär-Sackmessers und die Verabschiedung per Handschlag durch Regierungsrat Dr. Bettiga und Divisionär Brülisauer bedeutete für die Teilnehmer gleichzeitig das definitive Ende in der Schweizer Armee.

Worte des Dankes und der Anerkennung

Die Entlassungsfeier ist zugleich ein Tag im Zeichen des Dankes und der Anerkennung für alle Angehörige der Schweizer Armee, die ihren langjährigen, wertvollen Dienst für das Vaterland quittieren müssen. Sowohl Regierungsrat Bettiga als Divisionär Willy Brülisauer taten dies mit einfühlsamen und anerkennenden Worten des Dankes und der Anerkennung. Viel Beifall erhielt der Molliser Sdt Raffael Bosshard mit seinem tollen und interessanten Kurzvortrag, in dem er selbst über seine Erlebnisse und Erfahrungen als Soldat in einer Panzereinheit spannend und lehrreich erzählte. Als Dank und Anerkennung, dass er einem Mann dank einem beherzten Einsatz und richtig angewandter Reanimation, notabene als Soldat erlernt in der Armee, das Leben retten konnte, wurde Soldat Valentino Diller aus Niederurnen für die Entlassungsfeier 2022 eingeladen.

Zurück bleiben viele Erinnerungen

Fröhlich und in aufgeräumter Stimmung nahmen Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten im Anschluss eines feinen Nachtessens aus der «Adler»-Küche Abschied von liebgewonnenen Kameraden, mit denen man während vielen Jahren Freud und Leid in der Armee geteilt hatte. Gemeinsam zog man am selben Strick. Sinnvolle und zugegeben manchmal auch weniger sinnvolle Befehle von Vorgesetzten wurden ohne oder höchstens mit leichtem Murren umgesetzt, stets aber das eine Ziel vor Augen, unserer Bevölkerung und unserem Vaterland zu dienen.