Animal Farm – Gian Rupf und Volker Ranisch im Wortreich Glarus

Die «Farm der Tiere» basiert auf dem Roman von George Orwell. Es ist ein Geschehen voller Leidenschaften, Klagen, Hochpolitischem, handelt von Tieren, die auf einem Bauernhof leben und den Ton angeben, sich von der Dominanz der Menschen gelöst und die Entscheidungsgewalt übernommen haben. Sie leben den Traum einer besseren Freiheit und Gleichheit für alle Vierbeiner. Zweibeiner sind Feinde. Es wird geklagt, festgestellt, entschieden, geplant, realisiert, gesungen, gelitten, politisiert, von Revolutionen gesprochen. Es wird eine Einheit zelebriert, die irgendwann auseinanderbricht, schmerzlich für jene, die betroffen sind, sich nicht rauslösen können.



Gian Rupf (rechts) und Volker Ranisch (Bilder: peter meier)
Gian Rupf (rechts) und Volker Ranisch (Bilder: peter meier)

Es ist eine faszinierende Vielfalt von gefühlsstarken Momenten, es ist ein Aufbruch in die Welt ohne Menschen. Die Tiere auf der Farm – einem Bauernhof irgendwo im Rheintal – nehmen sich dem an, was der Mensch offenbar nicht hinkriegt. Sie haben ihren Peiniger weggejagt, sie versorgen sich selber. Es geht beschwingt, selbstbestimmt zu und her. Wie weit das auf die Länge gut geht, zeigt sich im Laufe des turbulenten, faszinierend wechselvollen Geschehens. Es zeigt sich bald einmal, dass eine schlaue, durchtrieben agierende Elite das Sagen hat, angeführt von den Schweinen Napoleon und Schneeball. Enge Freunde leben sich auseinander, belauern sich, klagen an. Immer noch gilt die Erkenntnis, dass vier Beine gut, und zwei Beine schlecht seien. Animalismus lautet die Devise des neuen Lebens. Es wird beispielsweise über den so vieles zerstörenden Staub, über den Fall des Windkraftwerks, Alltägliches, breite Gerechtigkeit für alle Vierbeiner, Lebensgewohnheiten, Angst, Kraftvolles, Zerstörerisches, Göttliches, Tod und Jenseits geredet, nachgedacht, aufgezeigt. Hunde, Schweine, Schafe und Pferd kommen vor, sie leben Richtung vermeintliche Utopie ohne Kapital und Dominierendes. Sie sind eine vermeintlich tolle Gesellschaft, zelebrieren ein Zusammensein, das starke Risse kriegt.
Orwells Roman ist als Märchen konzipiert, ist aber fern vieler Schönheiten und Harmonien, ist auch Kraft, Zerstörung, ist Anklage und Hinführung zur Diktatur.
Vordergründig Friedliches und Schönes kippt urplötzlich, wird eine Vermischung von geballter, brutaler Macht, wird Anklage und neu gelebte Herrschaft, mündet in Bekenntnisse, Schuldzuweisungen und Geständnisse. Es macht sich Bedrohliches breit, Angst dominiert urplötzlich.

Gian Rupf und Volker Ranisch agieren unglaublich gekonnt, bewegen sich unnachahmlich elegant, stimmungsstark, wortstark, klug und variantenreich auslebend. Sie zelebrieren nicht bloss theaterwürdige, damit zuweilen weltfremde Vielfalt. Sie sind enorm leidenschaftlich, ungemein stimmungsstark, zaubern Aktuelles in Windeseile heran, switchen in einer unglaublichen szenischen Vielfalt in ganz kluger Art rum. Sie leben Leidenschaft, Angst, Freude, Überbordendes, Anklage, Resignation, Kraft riesig temporeich aus, fügen so vieles an- und ineinander, sie leben ihre Bühnenpräsenz in riesiger Reichhaltigkeit vor.

Mit ganz viel Beifall wurde die ausgespielte Fülle verdankt. Es war eine meisterliche Verknüpfung von Orwellschen Tatsachen.