„Ankunft und Abschied“ – „Neues Zürcher Orchester“ in Schwanden

Das „Neue Zürcher Orchester“ trat am Samstagabend unter dem Motto „Ankunft und Abschied“ im Schwandner Gemeindezentrum auf. Es spielte unter anderem Teile aus Händels „Wassermusik“ und Haydns „Abschieds-Sinfonie“.



links Ronny Spiegel (Violine) und der rechts György Zerkula (Viola) (Bild: mst)
links Ronny Spiegel (Violine) und der rechts György Zerkula (Viola) (Bild: mst)

Das „Neue Zürcher Orchester“, das fast nur aus jungen Musikern besteht, gastierte am Samstagabend bereits zum sechsten Mal im Gemeindezentrum Schwanden. Die Frühjahreskonzerte 2008 führten es an acht Orte in der Schweiz. Dirigent Martin Studer-Müller möchte mit dem Programm „Ankunft und Abschied“ hörbar machen, wie Komponisten verschiedener Epochen dieses Thema umgesetzt haben.

 

Händel und Mozart

 

Den Auftakt bildeten Teile aus Georg Friedrich Händels „Wassermusik“, die er 1717 für eine sommerliche Bootsfahrt des englischen Königs auf der Themse komponiert hatte und bei der auch zwei festliche Hörner zum Tragen kommen, und das Einleitungsstück zum dritten Akt des „Salomon“, das eine königliche Atmosphäre vermittelt. Alle Musiker – ausser den Cellisten – spielten stehend, und auch wenn die Übergange nicht immer 100-prozentig klappten, so tat dies der Freude des Publikums am Konzert keinen Abbruch. Wie mir der Dirigent in der Pause sagte, versteht er das Orchester gewissermassen als „Durchlauferhitzer“. Der Nachwuchs soll Erfahrungen sammeln können. Und dafür, dass es kein Berufsorchester ist, macht es seine Sache hervorragend.

Die „Sinfonia Concertante“ in Es-Dur für Violine, Viola und Orchester ist eines der beiden einzigen Werke dieser Gattung, die Mozart geschaffen hat. Dieses Meisterwerk ist 1779 in Salzburg entstanden. Die Nachwuchskünstler Ronny Spiegel (Violine) und György Zerkula (Viola) meisterten das innige Wechselspiel im zweiten Satz ohne grössere Probleme und unter Körpereinsatz. Der dritte Satz – das „Presto“, das im Programmheft als „Unterhaltungsmusik“ apostrophiert wird – forderte den Künstlern alles an Virtuosität ab.

Als Zugabe brachten Spiegel und Zerkula uns die „Passacaglia“ des norwegischen Komponisten Johann Halvorsen zu Gehör. Das Orchester setzte sich hierbei auf die Bühne oder mischte sich unters Publikum. Dieses Stück für Violine und Viola über ein Thema von Händel wechselte zwischen sentimentalen, larmoyanten und fröhlich-zackigen Passagen. Auch Pizzicato-Stellen sind in das Werk hineinkomponiert.

 

Silvestrov, Haydn und die Zugabe

 

Die traurig-schräge „Abschieds-Serenade“ für Streicher des ukrainischen zeitgenössischen Komponisten Valentin Silvestrov zelebrierte das NZO unter Kerzenschein. Sie erinnert ein bisschen an Nebelschwaden, die sich erst nach und nach auflösen, nämlich dann, als Rhythmus aufkommt. Es handelt sich hierbei um ein ruhiges, meditatives Stück, bei dem die erste Violine herausgehoben wird.

Bei der „Abschieds-Sinfonie“ Joseph Haydns in fis-Moll, der Sinfonie Nr. 45, verlassen die Musiker beim vierten und letzten Satz nacheinander die Bühne, wobei manche zuvor noch ein kurzes Solo zu spielen haben: Zuerst erste Oboe und zweites Horn, danach das Fagott, hierauf die zweite Oboe und das erste Horn, dann der Kontrabass, hernach das Cello, alsbald die Violinen drei und vier und die Viola. Am Schluss spielen noch die Violinen eins und zwei, und zwar pianissimo. Nach und nach hatten die Künstler ihre Kerzen ausgeblasen, und das schwache elektrische Licht im Saal wurde auch noch ganz gelöscht. Das Publikum quittierte es mit einem Lachen. Die „Abschieds-Sinfonie“ entstand, weil die verzweifelten Orchestermusiker Haydns nach einem langen Aufenthalt in der Sommerresidenz des Fürsten Esterhazy wieder zu ihren Familien nach Eisenstadt zurückkehren wollten und Haydn hierin um Unterstützung baten.

Als Zugabe fungierte das bekannte „Alla Hornpipe“ aus der D-Dur-Suite der „Wassermusik“ von Händel, aus der wir schon eingangs drei Sätze gehört haben. Man hatte zwar nicht den vollen Klang eines grossen Orchesters, aber die Spielfreude des NZO kam vollständig rüber.

Gerne erwarten wir den siebten Auftritt des „Neuen Zürcher Orchesters“ in Schwanden!