«Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet»

Grossaufmarsch zur Vernissage von Walter Hausers neuestem Buch mit dem Titel «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet». Der bekannte Glarner Journalist und Bestsellerautor erläuterte im geschichtsträchtigen Anna-Göldi-Museum in Ennenda vor einem zahlreich anwesenden Publikum sein überarbeitetes und durch neue Erkenntnisse ergänztes Werk. Hausers neues Buch bewegt einmal mehr, rüttelt auf und polarisiert. Es ist die Geschichte des letzten Hexenprozesses und die Entdämonisierung der Frau. Eine Geschichte, die wohl nie zu Ende geschrieben sein wird.



Walter Hausers neuestes Anna Göldi-Buch hat das Potential zu einem Bestseller (Bilder: hasp)
Walter Hausers neuestes Anna Göldi-Buch hat das Potential zu einem Bestseller (Bilder: hasp)

Unter strengster Einhaltung der-Pandemie-Vorschriften konnte die Vernissage von Walter Hausers neuestem Buch «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet» im geschichtsträchtigen Hänggiturm in Ennenda problemlos durchgeführt werden. Die Kunst- und Kulturwissenschafterin Dr. Ursula Helg durfte dabei in ihrer Funktion als Co-Museumsleiterin zahlreiche Gäste, Freunde, Bekannte und Literaturinteressierte im proppenvollen Auditorium des Anna-Göldi-Museums herzlich willkommen heissen.

Symbol für Opfer, Willkür und Machtmissbrauch

Bei seiner Arbeit als Journalist und Buchautor erscheint mir Walter Hauser manchmal wie der Schweisshund eines Jägers. Das ist keinesfalls despektierlich gemeint, sondern widerspiegelt seine konsequente, hartnäckige Arbeitsweise. Hat Hauser nämlich einmal eine Fährte aufgenommen, verfolgt er diese eisern und beharrlich bis zum Schluss. Dabei stösst er immer wieder, wie im Fall von Anna Göldi, auf neue Puzzleteile, welche diese tragische Geschichte immer wieder ergänzen. Ein typisches Beispiel ist sein neuestes Buch mit dem Titel «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet». Im 220 Seiten umfassenden und mit Illustrationen aufgelockerten neuen Werk stellt Autor Hauser den Göldi-Fall in den Zusammenhang mit dem Bayerischen Hexenkrieg und dem Streit um den Exorzisten und Churer Priester Johann Joseph Gassner, der in der Spätaufklärung den Teufelsglauben neu entfacht hat. Die drei letzten europäischen Hexenprozesse im deutschen Kempten, im bündnerischen Tinizong und in Glarus waren von diesem neu entflammten Satansglauben geprägt. Hauser ordnet den Göldi-Fall als Justizmord ein, begangen durch staatliche Gerichte mit dem Segen der Kirche. Laut Hauser waren es Teufelsprozesse, denen in erster Linie Frauen zum Opfer fielen. Wie der Buchautor darlegte, wurden im Göldi-Prozess fundamentale Verfahrensregeln des alten glarnerischen Rechts etwa über den Ausstand und die richterliche Unabhängigkeit gravierend verletzt. Darum löste der Fall damals Empörung aus und bewegt die Menschen noch heute. Laut Walter Hauser ist er «ein exemplarischer Fall für staatliche Willkür und Machtmissbrauch – und darum auch heute noch hochaktuell», so Hauser. In seinem neuesten Werk legt er bis ins kleinste Detail recherchiert den tragischen Fall und offensichtlichen Justizmord an der Magd Anna Göldi in seinen Büchern schonungslos offen. Auch dank ihm lebt Anna Göldi als Symbol für Opfer, Willkür und Machtmissbrauch weiter. Im Jahr 2008 wurde Anna Göldi als «letzte Hexe Europas» vom Regierungsrat des Kantons Glarus nach 226 Jahren nach ihrer Hinrichtung vom Tatbestand der «Vergiftung» entlastet. Zugleich stellt die Regierung dem Parlament den Antrag, den Prozess vom Juni 1782 als «Justizmord» zu bezeichnen. Die Magd Anna Göldi gehört heute zu den bekanntesten Frauen der Schweizer Geschichte.

Die Entdämonisierung der Frau

Walter Hauser stellt sein neues Buch «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet», als letzten Hexenprozess und Entdämonisierung der Frau vor. Seine aufschlussreichen, hochinteressanten Erläuterungen zu seinem neuesten Werk stiessen beim Publikum auf grosses Interesse. Zugleich schilderte Hauser erstmals das rund 250 Jahre alte Stammbuch von Heinrich Ludwig Lehmann, welches die Familie Lehmann in Deutschland im Oktober 2020 der Anna-Göldi-Stiftung geschenkt hat. Dieses wird zurzeit an einem sicheren Ort aufbewahrt. Im Stammbuch kommen die Hauptfiguren des Göldi-Prozesses mit eigener Handschrift vor. Weitere Höhepunkte dieser interessanten Buchvernissage waren die Präsentation eines neuen Kurzfilmes über Anna Göldi, eine Produktion der St. Galler Jungfilmerin Melanie Zanga und die Vorführung eines Anna-Göldi-Chansons, komponiert und gespielt von der französischen Musikgruppe «Las Bernardo» unter Leitung von Jimmy Gmür, der ursprünglich aus dem sankt-gallischen Gaster stammt. Moderiert wurde der Anlass von Dr. Ursula Helga, Co-Leiterin Anna Göldi Museum, assistiert von Rahel Beyerle, Kulturwissenschafterin und Mitglied der Geschäftsleitung des Limmat Verlages in Zürich. Das Buch «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet» hat ohne Zweifel das Potenzial für einen Bestseller. Erste Stimmen zum neuen Buch könnten in diese Richtung zeigen: «Erst Walter Hauser schloss die Lücke, das Thema auch in Form eines Sachbuchs aufzuarbeiten. Das Werk des Glarner Journalisten belegt die Tragik der Anna Göldi und dokumentiert die Stimmung jener Zeit», so der Tages-Anzeiger.

Fragen des Publikums zum neuen Buch

Beim zweiten Teil der Vernissage am Samstagnachmittag bot sich dem interessierten Publikum nochmals die Gelegenheit, mit Autor Walter Hauser über sein Buch und dessen Inhalt zu diskutieren. Dabei liess es sich Regierungsrat Markus Heer, Kultur- und Bildungsdirektor des Kantons Glarus, nicht nehmen, einerseits die besten Grüsse der Glarner Regierung zu übermitteln und Walter Hauser zu seinem hochinteressanten dritten Anna-Göldi-Buch zu gratulieren, anderseits sich ebenfalls engagiert an der Diskussion zu beteiligen. Walter Hausers Buch «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet» ist ab sofort bei der Buchhandling Baeschlin an der Hauptstrasse 32 in Glarus oder im Schweizer Buchhandel erhältlich.