Anna-Göldi-Menschenrechtspreis 2018 geht an Mariella Mehr

Die Anna-Göldi-Stiftung zeichnet mit ihrem Menschenrechtspreis Menschen aus, welche entweder Opfer von Unrecht und Willkür wurden oder die sich für Menschenrechte und gegen Justiz- und Behördenwillkür einsetzen. Mariella Mehr verkörpert beides: Die 1947 als Tochter von Fahrenden geborene Mehr wurde ihren Eltern vom Pro Juventute-«Hilfswerk für Kinder der Landstrasse» weggenommen. Sie musste danach eine richtiggehende Odyssee in Heimen, Erziehungs-, Strafanstalten und Kliniken über sich ergehen lassen.



Mariella Mehr. (Bild: zvg)
Mariella Mehr. (Bild: zvg)

Ein Zeichen gegen das Vergessen

Doch Mehr stemmte sich gegen ihr Schicksal. Sie verwandelte ihre Demütigungen und Verletzungen in ein beispielloses Engagement für Minderheiten (namentlich für die Jenischen), sei dies als kämpfende Politaktivistin oder als Literatin. Wiederholt erhob sie ihre starke Stimme mit ungeheurer bis ungeheuerlicher Wortgewaltigkeit gegen das damalige Unrecht sowie gegen die Misshandlung von Frauen und Kindern in heutiger Zeit. Diesen Kampf um Gerechtigkeit anerkennt die Anna-Göldi-Stiftung mit ihrer Preisvergabe. Die Anna-Göldi-Stiftung setzt damit auch ein Zeichen gegen das Vergessen: Sie soll an all jene Kinder erinnern, die ihren Eltern weggenommen wurden und in Heimen oder als Verdingkinder oft ein hartes Schicksal erfahren mussten und die heute noch darunter leiden.

Die Preisverleihung findet am Samstag, 16. Juni, um 10.00 Uhr im Anna-Göldi-Museum in Glarus/Ennenda statt. Der öffentliche Anlass steht in Verbindung mit dem Andenken an Anna Göldi, die als «letzte Hexe» am 13. Juni 1782 in Glarus hingerichtet wurde.

Bisherige Träger des Anna-Göldi-Menschenrechtspreises: 2009: Prof. Luzius Wildhaber, langjähriger Präsident des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte in Strassburg. 2011: Amira Hafner, Religionswissenschaftlerin. 2015: Turi Honegger (Verdingkind, Journalist), Ursula Müller-Biondi (administrativ versorgt), Menschenrechtsaktivistin.