Es war ein Abend der kompositorischen und klanglichen Gegensätze, wie er spannender und attraktiver nicht hätte sein können. Zu Beginn stellte der Tenor Mark Padmore seine musikalische Erzählkunst in drei von Henry Purcell (1659–1695) für Tenor und Orchester geschriebenen Gesängen gar wechselvoll dar. Er flehte, beschwor, fragte, vermochte zu geniessen, zu träumen – gar stimmungsreich und verinnerlichend. In der anschliessenden Serenade für Horn, Tenor und Streicher, op. 31 (1943) von Benjamin Britten (1913–1976) begegnete man dem solistisch gestaltenden Hornisten Olivier Darbellay, der sich behutsam, variantenreich und innig mit Ruhe, Weite,leichter Dramatik und zuweilen Wirbligem befasste und im Einklang mit Tenor und Streichern gar überzeugend interpretierte. Eine Fortsetzung erfuhr dieses innige und faszinierende Ausgestalten im drei Sätze umfassenden Konzert für Horn und Orchester, geschrieben von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791). Es ist nicht vermessen, wenn von der «Leichtigkeit des Seins» geschrieben wird. Es waren Farbtupfer in unserer zuweilen gar düsteren Realität. Die Klangfüllen kamen einem prachtvollen, riesigen Blumenstrauss gleich. Im Zentrum stand gewiss die mit etwelcher Spannung erwartete Uraufführung des Konzerts für Alphorn und Orchester, 2011 entstanden und von Helena Winkelmann (geb. 1974) komponiert. Das Alphorn steht für Natur, Kühe, Weiden, Alphütten, Sturmwinde und liebliche Lüftchen, Wärme, garstigen, ja gefährlichen Gewittern, malerischen Wolkenbildern, Glockengebimmel. Die äusseren Gegebenheiten sind durch die Natur und dem «Alpenleben» in fast klarer Gesamtheit vorgegeben. Die reizende Frage ist, wie sich das in neuartige Musik adäquat einbetten lässt, wie man sich von Jodelklang und Handorgelweises abhebt, ganz neue Bezüge und Begegnungsformen schafft. Helena Winkelmann hat das mit einer Kombination von stark rhythmischen Momenten, sanftem Glockenklang (die Streicher setzten sich mit den Glöcklein gar diskret ein), Meditativem, Verträumtem, spannenden kurzen Sequenzen aus Zusammenleben und Erleben in der Bergwelt, den Dialogen der Büchelbläser, Verbindung von Trompete und Alphorn, raffiniertem Einbezug der Perkussion und beinahe wilder Dramatik, Urtümlichem in einer Form umgesetzt, die Interpretierende nachhaltig fordert. Balthasar Streiff, Alphorn, verlieh dem Ganzen nachklingendes, vielschichtiges Erleben. Der Glarner hat – mit Bezug auf eine Voranzeige – das Alphorn erforscht und die Entdeckung gemacht, dass es weit vielseitiger als bisher angenommen ist. Solistisch ebenfalls hervorragend trug zuweilen Simon Lilly, Büchel, mit. Aus dem starken, langen Beifall war Bewunderung und Anerkennung, Freude über die durchlebte Kurzweil und Bewunderung über Vielfalt und Geschlossenheit herauszuhören. Und mit der Sinfonie Nr. 52, c-Moll von Joseph Haydn (1732–1809) schloss ein erlebnisreiches, inhaltsreiches Begegnen. Das Kammerorchester Basel, geleitet von Yuki Kasai, verabschiedete sich mit einer exzellenten, wechselvollen Interpretation, die wie ein «Zückerli» für Harmoniebedürftige aufzuklingen schien.Artikel
Annäherung dank Kammerorchester Basel?
Dass sich die planenden und leitenden Magistraten unseres Kantons und mit ihnen gar viele Besucherinnen und Besucher in der Aula Glarus mit musikalischen Naturtönen vertieft befassen konnten, war in erster Linie dem herausragend disponierten und experimentierfreudigen Kammerorchester Basel mit seinen gar exzellent aufeinander abgestimmten Streichern, Bläsern und Perkussionisten und der bezüglich Stilepochen weit gefassten Werkwahl zu verdanken.