Sehr geehrte Damen und Herren
Vertrauen ist ein geliehenes Geschenk. Mit diesem Zitat danke ich Ihnen ganz herzlich für die Leihgabe, die ich von Ihnen mit der eben erfolgten Wahl zur Präsidentin erhalten habe. Ich bin mir der Ehre, der Würde und ganz besonders der Verpflichtungen, die mit dem Amt als Landratspräsidentin verbunden sind, bewusst. Ich werde versuchen, meine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen auszuüben. Dafür brauche ich aber auch Sie, meine Damen und Herren, Sie, die Ihr Amt mit dem nötigen Ernst, der erforderlichen Zeit und viel Leidenschaft und Freude ausüben. Damit hätte ich auch bereits meine drei Wünsche angebracht, die offenbar frisch gewählten Landratspräsidenten und -präsidentinnen zustehen.
Es ist mir ein grosses Anliegen, meinem Vorgänger Fridolin Luchsinger, für seine hervorragende Arbeit zu danken. Fridolin, Du hast den Rat kompetent, umsichtig und speditiv geführt. Das war eine tolle Leistung, die unser aller Respekt und Dank verdient. Als Deine Vizepräsidentin durfte ich im vergangenen Jahr von einer perfekten Sitzungsvorbereitung und offener, kollegialer Kommunikation und Diskussion profitieren. Du hast mich einbezogen und gut vorbereitet, hierfür danke ich Dir ganz herzlich. Ich wünsche Dir, nun wieder als «normaler» Landrat im Plenum, alles Gute.
Zur Antrittsrede gehört auch immer etwas Statistik. Seit der Verfassungsrevision 1887 standen bereits 130 Präsidenten, davon gerade einmal drei Frauen, diesem Rat vor. Ich bin also die Nummer 131. Als gebürtige Netstalerin vertrete ich heute meine Gemeinde Glarus; für den Ortsteil Ennenda bin ich die 11. Repräsentantin. Und weil mir Zahlen doch sehr liegen, noch dieses Detail: Vor mir gab es bereits vier Amtsinhaber mit Nachnamen Elmer, mir scheint, das ist kein allzu schlechtes Attribut. Eine Susanne gab es allerdings ganz sicher noch nie.
Und: Ich bin die vierte Frau in diesem Amt; dreizehn Jahre hat es nun gedauert, bis wieder eine Frau auf diesem Stuhl Platz nehmen durfte.
Alt-Landratspräsident Rolf Hürlimann hatte in seiner Eröffnungsansprache vor acht Jahren ein schlechtes Gewissen, weil schon wieder ein Mann an der Reihe war. Ein schlechtes Gewissen brauchen wir heute sicherlich nicht zu haben. Ich persönlich bin überzeugt, dass wer sich engagieren möchte, dies gerade bei uns im Kanton Glarus überaus einfach, überaus gut und überaus schnell tun kann. Auch wenn ich, mit Blick in unsere Runde, befürchte, dass Rolfs damalige Hoffnung auf mehr politisch aktive Frauen nicht ganz erfüllt worden ist. Wir sind noch lange nicht an dem Punkt angelangt, wo es keine Rolle mehr spielt, ob ein Mann oder eine Frau gewählt wird und die Wahl einer Frau die Regel und nicht mehr die Ausnahme ist. So hat es Annemai Kamm, Landratspräsidentin vor 18 Jahren, formuliert. Weshalb es nach wie vor schwierig ist, diese Selbstverständlichkeit zu erreichen, hat sicher nicht nur einen Grund. Nein, die Gründe sind zahlreich, verschiedenartig und manchmal wohl auch kaum fassbar. Diese hier und heute abschliessend zu erläutern und zu analysieren wird mir ganz sicher nicht gelingen. Vielleicht sind wir zu leise, zu zurückhaltend, zu dezent? Vielleicht passt auch das gängige Politsystem nicht so sehr zu den eher weiblichen Attributen? Ich selbst habe in den vergangenen acht Jahren, die ich mich schon als Landrätin für unseren Kanton einsetzen darf, nie Vor- oder Nachteile zu spüren bekommen. Es gab Arbeit und die wollte ich tun. Die habe ich getan. Vielleicht etwas leiser, vielleicht etwas zurückhaltender. Aber: ich habe es immer gerne getan. So einfach empfinde ich mein Engagement für Land und Lüüt.
Sie haben heute mir Ihre Stimme gegeben. Ich freue mich auf diese Aufgabe und hoffe darauf, dass ich vielleicht der einen oder anderen Frau einen Weg aufzeigen kann hier mitzutun. Politik ist keine Zauberei. Leidenschaft und Arbeit sind die grundsätzlichen Voraussetzungen, die es braucht, um das Amt eines Landrates ausüben zu können. Und das System der Politik funktioniert oder ändert nur mit und durch uns. Jeder von uns, hier, trägt etwas dazu bei.
Meine Damen und Herren, erwarten Sie keine Wunder. Es wird nicht alles anders. Es wird nicht alles besser. Die Regeln bleiben gleich. Unser aller Arbeit bleibt gleich. Jeder und jede von uns ist hier, aus seiner tiefsten Überzeugung, um mit seinem Wissen, seinem Engagement und seiner Erfahrung etwas Gutes, etwas Sinn- und Wertvolles für unseren Kanton beitragen zu können. Wir alle kennen die Verantwortung, die wir für unseren Kanton und unsere Zukunft, unsere Kinder und Grosskinder, tragen.
ArtikelIch habe tiefsten Respekt vor allen, die sich hier aktiv beteiligen. Und aktive Mitarbeit ist auch im kommenden Jahr wichtig. Mit Blick auf die Traktandenliste und weil auch heute noch einiges ansteht, verlieren wir keine Zeit und fangen an. Ich freue mich darauf!