Antrittsrede von Landratspräsident Hans-Jörg Marti

Der frisch gewählte Landratspräsident Hans-Jörg Marti begann sein Amtsjahr mit dem folgenden Zitat von Matthias Claudius: «Die grösste Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.»



(Bild: ehuber)
(Bild: ehuber)

In diesem Sinn bedanke ich mich für das Vertrauen, welches Sie mir bei dieser Wahl zum 136. Landratspräsidenten, der 3. aus Nidfurn, entgegengebracht haben.
Es ist für mich eine Ehre, zusammen mit Ihnen diese Aufgabe in vertrauensvoller Zusammenarbeit für das Land Glarus zu erfüllen.

Als erste Amtshandlung ist es mir ein persönliches Anliegen, Dir Hansruedi Forrer ganz herzlich für Deine hervorragende Arbeit zu danken. Du hast den Landrat sehr kompetent, umsichtig und mit Humor geführt. Deine Arbeit als Landratspräsident zeigt und widerspiegelt Deine sehr grosse, langjährige politische Erfahrung.
Dein Präsidialjahr wird in die Geschichtsbücher des Landes Glarus eingehen. Mit der Vereidigung der Frau Landammann Marianne Lienhard und des Regierungsrates Herr Markus Heer konntest Du als bisher einziger Landratspräsident das Landesschwert tragen und in den ansonsten, dem Landammann und der Landsgemeinde vorbehaltenen Aufgabe, wirken.

Dies soll ein Wermutstropfen dafür sein, dass während dem Corona-Jahr fast keine öffentliche Präsenz möglich war und Du den Kanton als deren Landtagspräsident repräsentieren konntest.

Ich habe grössten Respekt von Deiner Arbeit und ziehe meinen Hut. Im nächsten Amtsjahr werde ich Dich zu meiner Rechten sicherlich vermissen und bedanke mich für die letzten 4 Jahre der Zusammenarbeit im Büro ganz herzlich. So wünsche ich Dir als normaler Landrat im Plenum aber für die Zukunft alles Gute und vor allem gute Gesundheit.

Die seit mehreren Monaten anhaltende, aussergewöhnliche Situation rund um Corona wird uns weiter begleiten. Zu hoffen ist, dass sich die Lage weiter verbessert und wir die «alte» Freiheit mehr und mehr zurückerhalten. Es ist und muss uns jedoch allen klar sein, dass sich durch diese Krise das Leben in fast allen Belangen nachhaltig verändern wird.
Die gesamte Wirtschaft ist sich am Neuorientieren, die Arbeitswelt wird sich mit der neuen Kommunikationswelt verändern, das Zusammenleben der Menschen wird distanzierter.
Unter all diesen Szenarien liegen meine grössten Bedenken, dass sich die Menschen fremder werden. Die persönlichen Beziehungen verflachen und der Mensch wird noch mehr zum Einzelkämpfer und Egoisten gemacht. Was bewirkt das Home-Office wirklich? Kann das nur auf den positiven Effekt mit der Einsparung des Arbeitsweges reduziert werden? Man soll effizienter in der Erledigung der Arbeit sein, ist das so? oder fehlen nicht plötzlich die gemeinsamen Gespräche in der Firma, die sozialen Kontakte, der Arbeitsweg, bei dem man sich erholen und seine Gedanken auf das Privatleben und die Familie einstimmen kann?

Dies nur ein kleiner Teil von Überlegungen, die man mit all den Veränderungen machen muss. Bestimmt wird es ein Mittelweg geben aus dieser Krise positive Effekte mitzunehmen und nachhaltig eine gute Lösung zu finden.

Mit der Corona-Krise wurde auch die Demokratie auf die Probe gestellt. Plötzlich waren schnelle Entscheide und Massnahmen gefragt, die von der Exekutive gefällt werden mussten.

Doch auch da waren die Kritiker schnell auf dem Tisch, die genau gleichen, die immer und immer wieder gefordert haben, dass die Exekutive Führung zeigen muss, waren diejenigen, die jetzt die Entscheidungsfreudigkeit der Regierungen kritisierten! Aus heutiger Sicht darf erwähnt werden, dass wir im Glarnerland und in der Schweiz aus meiner persönlichen Sicht die Krise bis zum heutigen Tag gut gemeistert haben. Sicherlich hätte im Nachhinein das eine und andere optimaler gelöst werden können, doch in Krisenzeiten fehlt die Zeit, breit abgestützte und durch lange Diskussionen geführte Lösungen zu finden. So können wir das bei allen Wahlen viel zitierte Vertrauen in die vom Volk gewählte Regierung, einfordern.

Und so hat es Albert Camus, Nobelpreisträger für Literatur, auf den Punkt gebracht: Es gibt keine Freiheit ohne gegenseitiges Verständnis.

Weiter wird uns die ganze Klimapolitik in den nächsten Jahren fordern.

Wie werden wir es schaffen weltweit die richtigen und wirkungsvollen Massnahmen und Wege zu finden, die das Weltklima verbessern?

Es muss ein Anliegen sein, dass wir im Kanton Glarus und der Schweiz eine Vorreiterrolle mit Vorbildfunktion übernehmen. So dürfen wir auch sinnvolle Massnahmen einführen und umsetzen, doch müssen diese immer auch verhältnismässig sein.

Es dürfen nicht laufend neue Abgeltungen, Gebühren, Massnahmen und Steuern erhoben werden, die vordergründig nachhaltig sein sollen, die sich am Schluss ironischerweise nur noch die vermeintlich Reichen leisten können, die viel verschmähte 2.-Klassen-Gesellschaft damit fördern. Dies ist mit Sicherheit nicht im Sinn einer nachhaltigen, langfristigen Politik.
Man kann den Menschen nicht auf Dauer helfen, wenn man für sie tut, was sie selber tun können und sollten.

Ist ein Zitat von Abraham Lincoln, welches in unserem Leben wieder vermehrt zum Tragen kommen muss. Es ist nicht Aufgabe der Politik und des Staates in jedem Fall alles zu richten und am Schluss auch noch alles bezahlen. Eigenverantwortung ist gefragt, auch wenn es aus dem eigenen Sack bezahlt werden muss.

In diesem Sinn appelliere ich an euch liebe Kolleginnen und Kollegen wieder vermehrt Sachpolitik mit gemeinsamen, guten Lösungen zu machen. Es ist wirklich schade, wenn ideologische Extremlösungen von links und rechts gefordert werden, fordern können sie das ja noch, doch im Endeffekt muss aus beiden Extremen ein sinnvoller und umsetzbarer Weg gefunden werden. Es ist in jedem Fall besser, den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach zu haben und Schritt für Schritt für nachhaltige, von allen tragbare Lösungen zu finden. Bedenken Sie, Veränderungen sind dem Menschen mit dem Teelöffel und nicht mit der Schöpfkelle einzugeben.

Traditionsgemäss darf der neue Landratspräsident drei Wünsche anbringen.

Den ersten Wunsch beziehe ich auf die oben erwähnten Ausführungen. Nur gute Kompromisslösungen, wo beide Seiten etwas hergeben müssen und beidseitig moralische Schmerzen bereiten, sind gute Lösungen. Helfen Sie mit, insbesondere in Ihrer Kommissionsarbeit, solch guten Lösungen für den ganzen Kanton Glarus zu erarbeiten.

Doch nur Lösungen, die umgesetzt werden, sind gute Lösungen, Extreme bringen uns nicht weiter, da sie nicht mehrheitsfähig sind.

Der zweite Wunsch betrifft den Ratsbetrieb. Reden Sie kurz – und sie werden dir zuhören, reden Sie klar – und sie werden es verstehen, reden Sie bildhaft – und sie werden es im Gedächtnis behalten. Diese Weisheit stammt von Joseph Pulitzer, ungarisch/amerikanischer Journalist und Politiker.

Mein dritter Wunsch gilt für Sie meine Damen und Herren wie auch für den Rest der Welt.
Gesundheit ist das höchste Gut, welches wir besitzen. Deshalb wünsche ich allen Menschen beste Gesundheit und tragen Sie sorge dazu.

Ich freue mich sehr, diese Aufgabe des Landratspräsidenten mit bestem Wissen und Gewissen zusammen mit Ihnen zu erfüllen.