Mit der Wahl ehren Sie nicht nur mich und meine Familie, sondern auch meinen Wohnort, die ehemalige Gemeinde Netstal. Seit der Verfassungsrevision von 1887 bin ich der 126. Landratspräsident und der 11. aus Netstal Stammende. Mit meiner heutigen Wahl können die Statistiker eine weitere Abteilung eröffnen. Ich bin der 1. seit Inkrafttreten der Gemeindefusion gewählte Landratspräsident und auch der 1., den die heutige Gemeinde Glarus stellen darf. Diese Tatsache bereitet mir Freude und sie macht mich auch ein bisschen stolz, zumal ich aus Netstal stamme.
Es ist mir ein grosses Anliegen, meinem Vorgänger, Richard Lendi, für die kompetente, umsichtige und speditive Rats- und Verhandlungsführung persönlich bestens zu danken. Im Sinne einer ersten Amtshandlung tue ich dies auch in Ihrem Namen; ich gehe davon aus, dass Sie damit einverstanden sind.
Wie Sie der regierungsrätlichen Jahresplanung 2011/2012 und der Übersicht der Landsgemeindegeschäfte 2012 unschwer entnehmen können, ist unser parlamentarisches Auftragsbuch ordentlich voll. Auch wenn unter den anstehenden Geschäften kein «grosser» Brocken auszumachen ist, werden wir uns doch mit verschiedenen mehr oder weniger gewichtigen Themen auseinanderzusetzen haben. Aber auch diese Themen werden uns fordern und von uns abverlangen, dass wir rasch vernünftige, kluge und vorausschauende Beschlüsse fassen; dies, damit ein Mosaik entsteht, das sich sehen lassen kann.
In der «NZZ» vom 16. Juni 2011 findet sich ein Artikel von Jörg Krummenacher, Glarus, mit der Überschrift «Den Effort der letzten Jahre in den Knochen» und dem Vorspann:
«Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich der Kanton Glarus grundlegend erneuert und seine Finanzen ins Lot gebracht. Nach erfolgter Gemeindereform ist nun eine Phase der Konsolidierung angesagt. Bereits wartet eine Reihe neuer Baustellen». Der Autor zeichnet ein positives Bild von unserem Kanton, was er auch darf.
Positiv wird unser Kanton auch von aussen her wahrgenommen. Insbesondere die Kraft der Landsgemeinde, welche die Gemeindestrukturreform erst möglich gemacht hat, erstaunt immer wieder. Die Bevölkerung unseres Kantons und die «Aussenwelt» erwarten von uns, dass wir uns weiterentwickeln, den eingeschlagenen Weg mit Weitsicht, Mut, Kraft und Schwung weiterverfolgen, dass wir hierbei zum Wohle aller am gleichen Strick ziehen und nicht stehen bleiben, die Hände in den Schoss legen und uns auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wenn wir unsere Kräfte bündeln und es wirklich wollen, werden wir es schaffen, unseren Kanton Schritt für Schritt weiterzubringen. Die Voraussetzungen sind vorhanden; wir müssen einfach nur das Richtige tun. Das alles ist mit Arbeit verbunden, die erledigt sein will. Ich bin überzeugt, dass Sie alle mitmachen und wie bisher tatkräftig Ihren Beitrag leisten.
Traditionsgemäss darf der Landratspräsident nach der Wahl drei Wünsche anbringen. Ich tue dies, wie es viele meiner Vorgänger getan haben, sehr gerne.
Der erste Wunsch steht im direkten Zusammenhang mit vorher Gesagtem. Wir bringen den Kanton nur dann weiter, wenn wir nicht nur am gleichen Strick ziehen, sondern unserem Amt als Landräte und Landrätinnen auch die erforderliche Bedeutung beimessen. Wir sind nur noch 60 Landräte und Landrätinnen. Die Arbeitslast ist die gleiche geblieben; daran hat sich nichts geändert. Im Unterschied zu früher, verteilt sich die Arbeit schlicht und einfach auf weniger Schultern; die Belastung eines jeden ist, wie es sich gezeigt hat, spürbar grösser geworden. Aber, als gewählte Landräte und Landrätinnen stehen wir in der Pflicht, dem Land Glarus die für die Ausübung des Amtes erforderliche Zeit zur Verfügung zu stellen. Deshalb meine dringende Bitte an Sie: Tragen Sie die Landratstermine in Ihren Agenden nicht mit Bleistift ein, sondern mit Kugelschreiber, damit diese Termine auch stehen bleiben und nicht so leicht radiert werden können. Ich danke Ihnen dafür.
Der zweite Wunsch ist interner Natur; er betrifft die revidierte Landratsverordnung, speziell das System mit den ständigen Kommissionen. Dieses System hat sich bewährt und ist weiterzuentwickeln. In den ständigen Kommissionen soll Fach- und Spezialwissen aufgebaut, bewahrt und angewendet werden. Dies ist Sinn, Zweck und Vorteil des neuen Systems. Als Nachtteil ist indessen auszumachen, dass unsere Tätigkeit nicht mehr so breit ausgelegt ist wie früher. So muss sich jeder Landrat, jede Landrätin selbst vermehrt darum bemühen, auch in den anderen Sachgebieten heimisch zu werden und zu bleiben. Wir dürfen den Blick für das Ganze nicht verlieren, damit wir uns gegebenenfalls im Plenum einbringen können. Weiter hat es sich gezeigt, dass die Kommissionsanträge wie bisher durch die Kommissionspräsidenten und Kommissionspräsidentinnen vertreten werden. Im Vergleich zu früher, kommen weniger Landräte und Landrätinnen zu Wort. Ich empfinde dies als Mangel, welcher in den Kommissionen selbst behoben werden kann, indem sie etwa abmachen, Geschäfte oder Teile davon nicht allein vom Präsidenten, sondern fallweise von sogenannten Kommissionssprechern vertreten zu lassen.
Mein dritter Wunsch richtet sich an die Regierung. Es handelt sich hierbei um ein altes Anliegen. Eine seriöse Parlamentsarbeit ist nur dann gewährleistet, wenn die Arbeit des Landrates auf das ganze Jahr verteilt wird. Das setzt voraus, dass die Vorlagen des Regierungsrates frühzeitig dem Landrat unterbreitet werden. Der Zeitpunkt für diesen Wunsch könnte nicht besser liegen. Denn derjenige, der vor Jahren diesen Wunsch von diesem Platz aus an den Regierungsrat gerichtet hat, ist heute Adressat dieses Wunsches, der eigentlich eine Forderung ist. Sie ahnen es, Empfänger meines Wunsches ist Landammann Robert Marti. Er kann mir diesen Wunsch nicht abschlagen, gehört er doch selbst zum Kreis der Wünschenden und ist heute direkter Wunschempfänger. Hinzu kommt, dass es nach wie vor unser aller Ziel sein muss, der Landsgemeinde wohlüberlegte, gut durchdachte und weitsichtige, schlicht kluge Vorlagen zur Beratung und zum Entscheid vorzulegen. Gutes Gelingen bedingt gute Zusammenarbeit. Ich bin überzeugt: Dies wird auch in meinem Amtsjahr der Fall sein.
Ein Blick auf die Traktandenliste befiehlt mir, zum Schluss zu kommen und mit der Abarbeitung der Geschäfte zu beginnen. Und wie mein Vater hier schon vor 25 Jahren sagte: «Es gibt noch viel zu tun. Packen wir es an!»
Ich danke Ihnen.