«Apfelglück» und Luftballons im Güterschuppen Glarus

Unter dem «Titel «Verrückt im Apfelglück» haben sich die Sängerin Lanik (Annick Langlotz) und die Clownin Milu (Barbara Muggli) an die Verwirklichung eines knapp eine Stunde beanspruchenden Geschehens gemacht, das so richtig «hinhaut» und anlässlich der Premiere im Güterschuppen Glarus eine Vielzahl von Kindern und Erwachsenen zu faszinieren vermochte. Es ist eine attraktive Vermischung von Klamauk, Gesang, Artistik, Clowneskem, unerklärlich Zauberhaftem angeboten.



«Apfelglück» und Luftballons im Güterschuppen Glarus

Lanik ist die Sängerin aus Paris, wortreich, mit vielen Gesten ordnend, rumkommandierend, mit Hang zu Pedantischem, das zu ihren Auftritten gehört. Französische Chansons, besinnliche Klänge und melodiegebundene Träumereien haben da noch keinen Platz. Und alles würde wohl so funktionieren, wie es Lanik vorgibt – wäre da nicht Milu, voller Lebenslust, Spielfreude, mit charmanten Bezügen zu leicht Chaotischem, das so wunderbar in ihre Welt passt, mit der überbordenden kindlichen Freude und dem lauten Lachen. Sie will auch musizieren, tanzen, singen, ansteckend wirblig rumagieren. Sie fischt die kleine Handorgel aus einer der verschiedenen, aufeinandergeschichteten Koffer und möchte sofort loslegen, aber es fehlen die Noten. Und als sie die eine, alles rettende Note gefunden hat, macht sich die selbstständig, entflattert. So braucht es noch einen Notenständer, der richtig montiert sein will. Das gibt ein riesiges Hin und Her vor dem grossen, so schön dekorativen Apfelbaum mit dem einzigen, hoch oben thronenden, gluschtigen Apfel. Den muss man zuerst erreichen und runterpflücken, bevor es zum Genuss kommt. Und wenn zwei des gleiche begehren, sind Konflikte unausweichlich vorprogrammiert.

Wie wird das wohl enden?

Das Gerangel um den Apfel setzt ein. Herzhaftes Reinbeissen ist nicht ohne Weiteres möglich. Lanik lässt Milu schaurig ins Leere laufen, aber erst nachdem sie sich jener Musik hingegeben hat, die man aus ihren ekstatischen Körperbewegungen rauslesen kann. Dass ein Notenständer auch Radioantenne sein kann, der Apfel wie von Zauberhand gesteuert ganz lange am Rand des Baumes entlangwandert, sogar fliegen und sich auf Milus Hut festsetzen kann, dass kabelloses Radiohören nicht funktioniert oder Ballons zu rumfliegenden Äpfeln werden, sich urplötzlich in riesigen Netzen befinden, das Publikum zum Mitspielen in klug dosierter Weise einbezogen wird – charmant, wirblig und so wohltuend kindbezogen kommt das kurzweilige Geschehen einher. Das ist klug gestaltet, vermag Kurzweil und Anteilnahme zu wecken. Die Kinder gehen mit, lassen sich von gar Vergnüglichem auf diese willkommene Reise bereitwillig mitnehmen.

Da wird gerne in den ab Bühne geforderten Apfelsong eingestimmt. Und die beiden temperamentvollen und charmanten Damen ergänzen sich bestens. Milu lässt sich von der zuweilen aufkeimenden Ungeduld und dem dezidierten Fordern der Sängerin aus Frankreich ganz und gar nicht beeinflussen. Ihr Charme und die riesige Verspieltheit, gepaart mit spürbar grosser Zirkuserfahrung und artistischem Geschick sind höchst unterhaltsam. Sie wirbelt temporeich herum, meistert alles mit enormem Geschick.

Und alles endet in einer Vermischung von Leidenschaft, Sehnsucht, Traum und Wunsch – kindgerecht schön, bei begleitenden Erwachsenen Gefühle provozierend, die glücklicherweise in vielen schlummern und einfach geweckt sein wollen.

Urplötzlich mutiert der Apfelbaum zum Luftballon, man braucht ihn bloss sachte um hundertachtzig Grad zu kehren. Und schon wird von gemeinsamem Fliegen, dem Erreichen ferner Ziele, dem genussvollen Erleben und Meistern neuer Situationen gesungen, das ist gelebtes «Zämeschtuh und Zämegu».

Ganz, ganz viel verdienter Beifall, der Dank an jene, die das Projekt bereitwillig mitgetragen haben und der Hinweis auf weitere Vorstellungen im Herbst (Niederurnen am 3. und Schwanden am 31. Oktober) waren Abschluss, bevor bei nassem und kaltem Wetter der Heimweg erfolgte - vielleicht zu früh nach derart erfrischenden, herzerwärmenden Geschenken.