«Armutspolitik ist Genderpolitik»

Im Zusammenhang mit der Kampagne der Hilfswerke Brot für alle und Fastenopfer, die am Aschermittwoch beginnt, laden die beiden Glarner Landeskirchen zu einem offenen Informationsabend ein. Referentin ist Frau Dr. Annemarie Sancar, Sozialanthropologin und Beauftragte für Geschlechterfragen bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) der EDA.



Referentin ist Frau Dr. Annemarie Sancar
Referentin ist Frau Dr. Annemarie Sancar

70 Prozent der weltweit Hungernden sind Frauen, ein Grossteil von ihnen lebt in ländlichen Gebieten. Diese Tatsache nehmen Brot für alle und Fastenopfer zum Anlass, um in der ökumenischen Kampagne 2012 aufzuzeigen, wie ungerechte Strukturen die Lebenswelten von Frauen und Männern prägen.

Armut verursacht Hunger

Hunger und Armut sind miteinander verknüpft. «Armutspolitik ist auch Genderpolitik», sagt Annemarie Sancar. Denn eine der Armutsfallen sei die geschlechtliche Hierarchie und die Rolle der Frau in der Familie. Es sei hauptsächlich die Frau, welche die (unbezahlte) Sorge- und Pflegearbeit innerhalb einer Familie erledige – unter enormen Druck und zulasten der psychischen Stabilität. Zeitknappheit sei eine weitere Falle: Wer viel Zeit für intensive, personenbezogene Arbeiten wie die Zubereitung gesunder Nahrung sowie Zuwendung oder Bildungsunterstützung für die Kinder aufwenden müsse, habe weniger Möglichkeiten, ausserhäusliche und somit bezahlte Arbeit anzunehmen. Deswegen könne «Armut nur bekämpft werden, wenn Geschlechtergleichheit besteht», ist Annemarie Sancar überzeugt.

Ihr Grundsatzreferat und ihre Erfahrungsberichte legen die Grundlage für die anschliessende Diskussionsrunde.

Der Informationsabend findet am Donnerstag, 2. Februar, von 19.00 bis 21.30 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus Glarus statt. In der Pause laden die Kirchen zu einem Apéro aus dem Claro-Laden ein.