Arzttätigkeit im Pamir

Swiss Surgical Team, Tadschikistan, medizinische Einsätze in Zentralasien, Pamir, André Rotzer waren Eckwerte einer Einladung in die Kulturbuchhandlung Wortreich in Glarus. Viele leisteten Folge, liessen sich von sehr berufener Seite informieren, lernten Fremdes, Neues kennen, das plötzlich eine willkommene Verdeutlichung erhielt. So voll sieht man das Wortreich selten. Die erfreulich zahlreichen Besucherinnen und Besuchern, die sich nach dem kurzweiligen Referat von Dr. André Rotzer – bis zu seiner Pensionierung Chefarzt der Chirurgie am Kantonsspital Glarus – weiterführende Informationen holten, für die verschiedenen Projekte bereitwillig spendeten, waren spürbar interessiert.



Dr. André Rotzer im Gespräch mit einer interessierten Teilnehmerin am Vortrag im Wortreich. (Bilder: p.meier) Das PublikumsinteresseaDas Publikumsinteresse an diesem spannenden Vortrag war sehr gross. an diesem spannenden Vortrag war sehr gross Bilderausschnitte aus dem Vortrag von Dr. André Rotzer.
Dr. André Rotzer im Gespräch mit einer interessierten Teilnehmerin am Vortrag im Wortreich. (Bilder: p.meier) Das PublikumsinteresseaDas Publikumsinteresse an diesem spannenden Vortrag war sehr gross. an diesem spannenden Vortrag war sehr gross Bilderausschnitte aus dem Vortrag von Dr. André Rotzer.

Christa Pellicciotta, Geschäftsführerin der Kulturbuchhandlung, begrüsste und wies auf Kommendes hin. An spannenden Filmen, Konzerten und anderem wird es auch im kommenden Jahr nicht mangeln. Auf Details darf man gespannt sein. Es mussten viele Stühle herbeigeschafft werden, bis alle Platz gefunden hatten. Dr. André Rotzer äusserte sich in herrlichstem Walliser Dialekt, geschickt zusammenfassend, von mannigfaltigen, uns zumeist fremden Befindlichkeiten Lebensgewohnheiten, Belastendem und Erfreulichem berichtend. Man spürte die Wertschätzung und Rücksicht, die einfühlende und kompetente Art, mit der er und die weiteren Fachleute Fremdem, Ungewohntem begegnen, Hilfen in den Bereichen Operationen, Hygiene, Umgang mit neuen medizinischen Gerätschaften und Pflege vermitteln, Mut und vertiefte Kompetenz für Neues beim Personal im jeweiligen Einsatzgebiet zu wecken vermögen. André Rotzer zeigte mit erfrischender Direktheit auf, wie Gastfreundschaft aussieht, wie notwendig intensive Gespräche und Kontaktnahmen vor Ort sind. Mit viel Bildmaterial brachte er Teile einer gar fernen Welt näher. Er sprach über wunderbare Landschaften, die schwierigen Strassenverhältnisse, die Lebensfreude der Einheimischen, medizinisch bedingte, grenzüberschreitende Kontakte zwischen Tadschikistan und Afghanistan, die allgegenwärtige Korruption, die ungenügend tiefen Einkommen von Berufstätigen, die Vielfalt der Angebote auf dem Markt, Kleidung, Tanz, Verweilen, die herzlicher gewordenen Kontakte nach einigen Einsätzen.

Die Mitglieder der Swiss Surgical Teams (SST) sind im Bereich der langfristigen medizinischen Entwicklungshilfe tätig. Sie leisten ehrenamtliche Arbeit und opfern dafür ihre Ferien. Auf eine Entschädigung verzichten sie. Zu den Teams gehören erfahrene Ärzte, Personal aus Anästhesie und OPs. Medizinaltechniker, Pflegefachkräfte und weitere Kreise.

Zurzeit sind diese Leute in fünf Projekten (Nigeria, Tansania, Tadschikistan, den Solomon Islands und andernorts) engagiert. Mit lokalen, eigentlich gut ausgebildeten Fachleuten wird gemeinsam operiert. Fehlende fachliche Kenntnisse werden dabei aufgearbeitet. Es sind in den jeweiligen Partnerspitälern gemeinsame Sprechstunden, das Besprechen von operativen Einsätzen, Vorträge und das Vertrautwerden mit neuem, gespendetem Material (chirurgische Instrumente, Verbrauchsmaterial, medizinische Hilfsmittel) angeboten. Dank Stipendien ist es möglich, dass Fachleute aus den Einsatzgebieten mehrmonatige Praktika in der Schweiz absolvieren können. Mit der Eidgenössischen Stipendienkommission für ausländische Studierende besteht seit Jahren eine zielgerichtete erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Einsätze der Teams werden durch die Jürg-Ammann-Stiftung finanziert. Präsident des Vorstandes und zugleich Mitverantwortlicher des Projekts in Tadschikistan ist André Rotzer.

Es wird darauf geachtet, dass jüngere Fachleute den Teams angehören, um die Arbeit kontinuierlich weiterführen zu können. Die DEZA (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) unterstützt die Arbeit in verschiedenen Bereichen (Logistik, Finanzierung).

Leiter des Projekts Tadschikistan ist Dr.med. Jürg Bärtschi. Das zentralasiatische Tadschikistan ist die kleinste Republik dieser Gegend. Die Geschichte ist bis zur ungewollten Unabhängigkeit im Jahre 1991 (Zusammenbruch der UdSSR) eng mit der Sowjetunion verbunden. Kollektivierung, Umsiedlungsaktionen, politische Säuberungen, Atheismuskampagnen, Alphabetisierung, Aufbau eines Bildungs- und Gesundheitswesens prägen den Weg in die Moderne. Acht Millionen Einwohner besiedeln eine Fläche von 140 000 Quadratkilometern. Duschanbe ist die Hauptstadt. Die Armutsrate (weniger als ein Dollar pro Tag) liegt bei 27 Prozent. Nachbarstaaten sind unter anderem Usbekistan, Afghanistan, Pakistan, Kirgistan und China.

Zum Referat

André Rotzer zeigte auf, dass in Tadschikistan, dem ärmsten Land Zentralasiens, Hilfe gebraucht wird. Die abgeschlossenen Verträge belaufen sich auf fünf Jahre. Er zeigte auf, wie gearbeitet wird. Wissen wird weitergegeben, damit es sinnvoll und nutzbringend angewendet werden kann. Der Referent zeigte, wie prekär die Arbeitsbedingungen sind, wo Hilfe zielführend ist (hygienische Bedingungen, Begleiten und Aufklären der Hilfesuchenden, Operationstechniken, Operationsprozesse, Teamentwicklung). Mit den lokal Verantwortlichen ist man in stets engem Kontakt. Man gibt erworbenes Wissen weiter, arbeitet intensiv mit allen zusammen, die vor Ort verantwortlich sind.

Der Referent erwähnte, wie stark Frauen in vielen Prozessen Verantwortung übernehmen, realisieren, enorm aktiv sind. Er machte auf eine gar ruhige Art mit Essgewohnheiten, Kleidung, Gesprächskultur, Landschaften, Marktangeboten, Patientengeschichten, Schwefelwasserthermen, Häuserbau, überbordender Luxus in der Hauptstadt, Kargheit von Landstrichen, Heulager auf Dächern, Musik und Tanz, Verhandlungstechniken und anderes aufmerksam – sorgsam gliedernd, einfühlend erwähnt. Man spürte, wie hoch Rotzers Wertschätzung ist, wie behutsam er sich in Neues, Ungewohntes reingibt, wie notwendig Toleranz und Rücksichtnahme sind.

Es galt, viele Fragen zu beantworten. So erfuhr man einiges über den aufkommenden Tourismus, den Pamir-Highway, Spitalpflege, Lebensgewohnheiten, den Erwerb neuer Kenntnisse aufseiten der Verantwortlichen aus der Schweiz

Es war ein willkommenes, inhaltsstarkes Begegnen, das in vielen Bewunderung für alle weckt, die sich derart selbstlos, stark und nachhaltig einsetzen.