Seit Juli 2003 bieten die Zentralschweizer Kantone und Glarus ihren Kunstschaffenden diverser Sparten (Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Theater, Fotografie, Film) die Möglichkeit eines viermonatigen Aufenthalts in Berlin an. Das Stipendium beinhaltet die unentgeltliche Benützung der Wohnung sowie einen monatlichen Lebenskostenzuschuss. Das Zentralschweizer Künstleratelier befindet sich in einem eigens für Ateliers zur Verfügung stehenden Haus in Berlin-Wedding. Neben den Zentralschweizer Kantonen sind ebenfalls die Kantone Zürich, Basel-Stadt, Freiburg, Genf und Wallis eingemietet. Damit ist ein reger Austausch unter den Kunstschaffenden gewährleistet.
Folgende Kulturschaffende sind von den jeweiligen Kulturkommissionen ausgewählt worden:
Angela Hausheer, Performerin/Künstlerin, Kanton Glarus
Leo Bachmann, Musiker/Tubist, Kanton Glarus
Oktober 2026 bis Januar 2027
Leo Bachmann (*1956, Hochdorf) und Angela Hausheer (*1967, Luzern) sind beide in der Innerschweiz aufgewachsen, leben und arbeiten heute in Braunwald. Hausheer studierte Schauspiel (BA) am Konservatorium für Musik und Theater Bern sowie Contemporary Arts Practice (MA) an der Hochschule der Künste Bern. Seit 2000 realisiert sie eigene und kollaborativ entwickelte Kunstprojekte in unterschiedlichen Kontexten. Bachmann erlangte das Lehrdiplom für Gitarre am Konservatorium Luzern und wechselte danach zur Tuba. Seine Forschung an der Klangsprache auf der Tuba führte zu zahlreichen Konzerten und CD-Veröffentlichungen als Solist und mit Ensembles in den Bereichen Freie Improvisation und Neue Musik. Während 30 Jahren war er Teil vom Luzerner KONTRA-Trio, das sich auf Uraufführungen zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten spezialisiert hatte. In gemeinsamen künstlerischen Projekten erkunden Angela Hausheer und Leo Bachmann seit 2007 das Spannungsfeld von Sprache und Klang, Raum und Aktion, Komposition und Improvisation.
In Berlin wird sich Bachmann auf Tuba Solo und die Freie Improvisation mit Berliner Musikerinnen und Musikern fokussieren. Hausheer wird an ihrem Langzeitprojekt «Ich war eine Schauspielerin» arbeiten, das im erweiterten Berliner Theater-Umfeld verortet ist.
Bettina Glaus, Theaterschaffende/Regisseurin, Kanton Luzern
Februar bis Mai 2026
Bettina Glaus (*1978) lebt als freischaffende Regisseurin in Luzern. Sie arbeitet mit professionellen wie nicht professionellen Darstellenden in den verschiedensten Projekten. Seit 2008 inszeniert und produziert sie unter dem Label «Grenzgänge» Theaterproduktionen. Sie fokussiert dabei auf Neubearbeitungen von Theater- und Schulliteratur sowie deren Vermittlung. Dabei arbeitet sie mit Autorinnen wie Anaïs Clerc, Eva Rottmann oder Esther Becker zusammen. Ihre Inszenierungen «Nora Nora Nora» und «Kassandra und keine mehr» werden in der gesamten Deutschschweiz gezeigt und regelmässig von Schulklassen besucht.
Während ihres Atelieraufenthalts in Berlin wird sie sich erneut mit Frauenfiguren aus der Theater- und Schulliteratur auseinandersetzen. Die Zeit in Berlin ist aufgeteilt in die Schwerpunkte Recherche, Inspiration, Reflexion und Konzeption. In Zusammenarbeit mit der Autorin Anaïs Clerc soll in Berlin eine Neuinterpretation entstehen, die in Luzern uraufgeführt wird.
Anita Zumbühl, Kunstschaffende bildende Kunst, Kanton Nidwalden
Juni bis September 2026
Anita Zumbühl (*1975) ist in Oberdorf aufgewachsen, sie lebt und arbeitet heute in Bern und Luzern. Sie absolvierte den MA Contemporary Arts Practice, Fine Arts an der Hochschule der Künste Bern und den BA-Studiengang Visuelle Kommunikation, Illustration an der Hochschule Luzern Design Film Kunst. Ihre künstlerische Auseinandersetzung ist geleitet von der Neugier, Dinge zu erforschen: sie experimentiert mit Materialien, Worten, Bildern und Arbeitsprozessen. Neben ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit realisiert sie kollaborative Projekte in wechselnden Konstellationen und ist Teil des Künstlerinnenkollektivs Salon Liz. Ihre Werke wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert und mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.
Mit der Vergabe des Atelierstipendiums Berlin 2026 an Anita Zumbühl würdigt die Kulturkommission des Kantons Nidwalden das konstante Kunstschaffen von Anita Zumbühl über Jahre. Ihr künstlerischer Ausweis ist beachtlich. Die Kommission ist der Ansicht, dass ein Atelieraufenthalt ihr nochmals neue Entwicklungen ermöglichen kann. Ihr Ziel in Berlin ist es, ihr bestehendes künstlerisches Schaffen in Ruhe zu untersuchen, zu verdichten und zu verbinden. Thematisch will sie ihre Beschäftigung mit posthumanistischen Theorien vertiefen. Die Untersuchung und die Sensibilisierung des eigenen, auch künstlerischen, Denken und Handelns sind Teil dieses Vorhabens.