Auf die Minute genau gesprengt

Ein riesiger Knall, dem darauf einige starke Druckwellen folgten und der Durchschlag beim Zugangsstollen wurde erfolgreich abgeschlossen. In einem kurzen Moment verflogen all die Unsicherheiten und die Spannung, ob der Durchschlag auch tatsächlich von Erfolg gekrönt war. Am vergangenen Mittwoch, kurz vor 15.00 Uhr wurde die letzte Sprengung durch die Mineure ausgelöst und eine kraftzehrende Arbeit konnte erfolgreich abgeschlossen werden.



Auf die Minute genau gesprengt

Wie bei solchen Durchschlagsfeiern üblich, sind die Mineure, die Arbeiter, die für den Abtransport des gesprengten Materials, die Mechaniker, kurz gesagt, alle die an der Arbeit bei einem solchen Stollen beteiligt waren, als die Hauptakteure eingeladen. Ihnen gilt der jeweilige Dank der Bauleitung und der verantwortlichen Planern. Für einmal stehen sie verdientermassen im Mittelpunkt. Noch mit Schmutz in den Gesichtern, die zum Teil schon alten und leicht beschädigten Schutzhelme aufgesetzt, warten sie auf die letzte, die entscheidende Sprengung. In einem sichern Abstand von gegen 600 Metern, die Ohren mit beiden Händen abgedeckt, warten sie auf diesen wichtigen Moment. Der Applaus der vielen Gäste die diesem Anlass beiwohnten, war ein erster, verdienter Dank für diesen während mehr als einem Jahr geleisteten Einsatz.

Pumpspeicherwerk Limmern - Zugangsstollen ZS2

„Der Zugangsstollen ZS2 ist ein Teil eines umfangreichen Stollensystems des geplanten Pumpspeicherwerkes Limmern.“ In seinen Erklärungen, noch unten in der Baubaracke der Bauleitung, erklärte Rolf W. Mathis, VR-Präsident der KLL, den anwesenden Pressevertretern, dass dieser neue Stollen von Zugangsstollen ZSO hinunter zur zukünftigen Kavernenzentrale führt. Mathis zeigte weiter auf, dass während des Baus des Pumpspeicherwerkes Limmern, insbesondere in einer ersten Phase, der Zugang zur Kavernenzentrale über die 25-Tonnen Bauseilbahn von Tierfehd zum Kalktrittli und von da über die Zugangsstollen ZS0 und ZS2 erfolgen wird. Beim Bau des Stollens wurde von zwei Seiten vorgetrieben: vom Sondierstollen, der eine Länge von 800 Metern aufweist und bereits 2007 erstellt wurde, über einen 200 Meter langen Verbindungsstollen und vom Zugangsstollen ZS0. Wie er weiter ausführte, überwindet der Zugangsstollen auf einer Länge von 1 500 Metern eine Höhendifferenz von rund 1 600 Metern, was einem Gefälle von über elf Prozent entspricht. Er weist im Normalfall eine Breite von 5.5 Metern und eine Höhe von 5.7 Metern auf.

Baumaterial und Arbeiten

Wie Mathis den gespannt zuhörenden Medienvertretern weiter erklärte, mussten sämtliche Baugeräte und Materialien über eine temporäre sieben-Tonnen-Materialseilbahn vom Tierfehd ins Kalktrittli und von da zur Baustelle transportiert werden. Die schweren Geräte wurden für dem Transport in ihre Einzelteile zerlegt und auf der Baustelle wieder zusammengesetzt. Der Stollen wurde im konventionellen Sprengvortrieb erstellt. Diese Vortriebsarbeit besteht aus vier Arbeitsschritten: Bohren, Laden, Sprengen und Schuttern. Diese Arbeiten werden von eingespielten Teams welche über eine jahrelange Erfahrung verfügen, ausgeübt. Teams, die von einem Stollenbau zum nächsten „wandern“ und auf Grund ihres Könnens höchste Anerkennung geniessen. Für einen Abschlag wurden rund 90 vier Meter lange Löcher gebohrt, welche mit 280 kg Sprengstoff gefüllt wurden. Pro Schicht erfolgt eine Sprengung. Im fallenden wie im steigenden Vortrieb waren zwei Schichten an fünf Tagen pro Wochen im Einsatz. Somit konnten innerhalb 24 Stunden rund 15 Meter vorgetrieben werden. Bei der Länge dieses Zugangsstollens von gegen 1 900 Metern waren rund 100 volle Arbeitstage nötig.

Der Durchschlag und die anschliessende Feier

Nach diesen ersten Eindrücken und Informationen begab sich der Tross in Richtung Seilbahn um hinaus zum Stollen transportiert zu werden. Bevor es zum eigentlichen Höhepunkt kam, konnte noch die imposante Baustelle auf Ochsenstäfeli besichtigt werden. Als erstes fiel der Kran mit einer Höhe von gegen 70 Metern ins Auge, der höchste Kran in der Schweiz, wie Mathis betonte, und das auf einer Höhe von gegen 1 900 Metern über Meer. In der neuerstellten überdeckten Galerie wurde bereits emsig gearbeitet und die Tische für die Feier festlich gedeckt. Anschliessend mit einem Kleintransporter auf abenteuerlicher, aber sicherer Fahrt, zurück zum Zugangsstollen ZS2 wo die eigentliche Feier, mit der letzten Sprengung stattfinden sollte. Hier warteten bereits über 100 Mitarbeiter und Gäste, sämtliche ausgerüstet mit einem Schutzhelm und einer Schutzjacke, auf den entscheidenden Moment. Nach kurzen Reden der Bauleitung, von Regierungsrat Röbi Marti, Verantwortlichen der ausführenden Firmen war es soweit, die letzte, entscheidende Sprengung stand bevor. Die Anwesenden wurden aufgefordert, die Ohren zu verschliessen, da mit einem starken Knall zu rechnen war. Mehr überrascht wurde man aber eher von den dem Knall folgenden Druckwellen. Applaus brauste auf, als der verantwortliche Bauleiter den Erfolg der Sprengung, und damit auch das Aufeinanderstossen der beiden Vortriebe, bekanntgab. Die Spannung fiel von den Schultern der Verantwortlichen ab und es konnte endlich gefeiert werden.

Der Imbiss im Ochsenstäfeli, organisiert durch das Ehepaar Bernard vom Restaurant Bergli oberhalb Linthal und von der Metzgerei Kern aus Ennenda begeisterte und war eine weitere Auszeichnung für die grossartige Leistung der vielen Arbeitern, die diesen Zugangsstollen mit grossem persönlichen Einsatz erbauten.