Aufklärung literweise

„Die Schule ist gefordert. Die Kinder werden in der Schule nur ungenügend aufgeklärt.“ So die Schlagzeile einer Schweizer Tageszeitung.

Immer bin ich ja mit der Schule und ihren Lehrerinnen und Lehrern auch nicht einverstanden, aber sollen sie nun auch noch für die Aufklärung unserer Kinder verantwortlich sein?


Wir können doch nicht bald die gesamte Erziehung der Schule überlassen. Warum stellen wir denn Kinder in diese Welt, wenn wir alles, was uns fordert (oder muss man sagen überfordert?) an die Lehrpersonen übergeben.

Wenn dies unsere zukünftige Kindererziehung sein soll, verpassen wir die faszinierendsten, engsten und auch lustigsten Gespräche mit unserem Nachwuchs .
Ich erinnere mich an eine Begebenheit, die ein paar Jahre zurückliegt. Mein Sohn stand vor dem Übertritt in die Oberstufe. Es was Ferienzeit. Eben hatte ich es mir mit einem Buch auf dem Liegestuhl bequem gemacht, da hörte ich einen Riesenkrach. Meine Jungs stritten sich mal wieder was das Zeug hielt. Aber irgendetwas lies mich aufhorchen, es war ein anderer Streit als üblich. Er hörte sich ernster an. Also auf und ein Machtwort sprechen, bevor sie sich gegenseitig etwas antun.
„Wehe wenn du etwas erzählst. Dann bringe ich mich um.“ schrie der grössere. Ups, normalerweise will er doch seinen Bruder umbringen und nicht sich selbst!
„Was ist denn los?“ ging ich dazwischen. Der Grosse verschwand subito im Zimmer unter die Decke und der Kleine war nicht bereit auch nur ein Wort zu verraten. Beide machten nicht nur eine wütenden Eindruck. Nein, da war noch etwas anderes in ihren Gesichtern, aber ich kam einfach nicht drauf was es sein könnte. Alles gute Zureden, dass man Mami doch alles erzählen kann, auch wenn es noch so schlimm ist, half nichts.
Normalerweise ging es dann ein paar Minuten und ihre Probleme oder die Dinge, die sie als Ungerechtigkeit empfanden, sprudelten nur so aus ihnen heraus. Nichts. Von beiden war kein Wort zu erfahren. In der Zwischenzeit kamen mir die grässlichsten Gedanken was der Grosse wohl angestellt haben könnte. Wahre Horrorszenarien malte ich mir aus.
Zwei Stunden später, ich war schon fast mit meinem Latein zu Ende, überwand sich mein Sohn endlich zu einem „Geständnis“.
„Mein Schulkollege hat erzählt, dass er an seinem Zipfelchen rumspielt und dann kommt etwas raus. Das mache man so, wenn man ein Mann sein will. Aber ich hatte nur ein komisches Gefühl und es ist gar nichts rausgekommen.“ Aha. Der Kleine hatte ihn anscheinend beim „Erkunden seines Körpers“ erwischt. Ich stand da und versuchte ein möglichst ernstes, verständnisvolles Gesicht zu machen, innerlich platzte ich schier vor Lachen. Einerseits wegen der Erleichterung, dass er keinen Riesenmist gebaut hatte und andererseits, weil mir aufging, dass auch heute noch die genau gleichen Räubergeschichten unter den Klassenkameraden erzählt werden, wie zu meiner Zeit.
„Mein Schulfreund hat erzählt, dass bei ihm ein ganzer Liter käme und bei seinem Vater ein ganzer Kessel voll!“ Nachdem er sich beruhigt hatte, versuchte ich ihm die ganze „Sache“ zu erklären. Was es damit wirklich auf sich hätte (so gut das halt eine Frau kann) und dass bei jedem Mensch die Geschlechtsreife zu einem anderen Zeitpunkt einsetze. Zudem würden die Männer bei Gesprächen untereinander gerne ein bisschen übertreiben, was die Quantität ihrer Leistungen angeht.
Zum Schluss konnte mein Sohn über sich selbst lachen.
Diese für uns und unsere Kinder wichtigen Momente, diese Gespräche die uns immer wieder ganz nah zusammenbringen, dürfen wir nicht an die Schule abtreten. Wir nähmen uns damit die Möglichkeit unsere Kinder jeden Tag aufs neue kennen zu lernen.