Aufschwung, Krisen und Umnutzung

Dieses Jahr feiert die Fritz + Caspar Jenny AG ihr 175-jähriges Bestehen. Die Weberei ist nach wie vor als Jenny Fabrics AG aktiv; die 2001 geschlossene Spinnerei wurde als Loftprojekt einer neuen Nutzung zugeführt.



aufgenommen im Jahre 1880. Umgenutzt: Aus der früheren Spinnerei wurden Lofts.
aufgenommen im Jahre 1880. Umgenutzt: Aus der früheren Spinnerei wurden Lofts.

Das Ensemble des vor 175 Jahren gegründeten Unternehmens ist einmalig in seiner Art. Das Areal als Ganzes ist denn auch im Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz aufgenommen und hat nationale Bedeutung. Jene Bauten, die nicht mehr ihrem früheren Zweck dienten, wurden umgenutzt oder umgebaut – jedoch stets so, dass einerseits der denkmalpflegerischen Seite gerecht wurde. Anderseits aber müssen auch die Bedürfnisse der Investoren berücksichtigt werden. Heute gibt es im Areal eine grössere Zahl von Wohnungen, Lofts, Büros, Gewerberäume und Lagerflächen in unterschiedlichem Standard.

Caspar Jenny, der die Immobilien unter der Immobilienfirma Immosupport verwaltet und die sechste Generation des Unternehmens verkörpert, spricht von besonderen Meilensteinen in der Umnutzung. Dabei denkt er vor allem an die Umbauten des Kosthauses im Jahre 2003 oder an die Umnutzung der «neuen Spinnerei» in Lofts und Büroflächen. «Acht Jahre nach der Stillegung der Spinnerei sind damit die neuen Nutzungskonzepte weitgehend umgesetzt», sagt er. Damit sei sichergestellt, dass es auch in Zukunft in Ziegelbrücke keine Industriebrache geben werde.

Die grösste Spinnerei-Weberei

In einer Zeit rascher wirtschaftlicher Umwälzungen ist es keine Selbstverständlichkeit, dass ein Unternehmen sein 175-jähriges Bestehen feiern kann. Vor allem, wenn es – wie die Spinnerei, Zwirnerei und Weberei Fritz + Caspar Jenny – einer Branche angehört, die von Krisen nicht verschont geblieben ist. So weist auch die Firmenchronik Höhen und Tiefen auf. Bemerkenswert ist dabei, dass der Betrieb seit 1834 ununterbrochen im Besitz der Familie Jenny ist.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts eröffneten die rasche Mechanisierung und Industrialisierung zuerst des Spinnens und später auch des Webens eine enorme Produktivitätssteigerung. Zudem war jene Zeit vom Glauben an die Zukunft und vom aufbauenden Gründergeist geprägt. Firmengründer Fridolin Jenny stammte aus einfachsten Verhältnissen, erkannte jedoch die Möglichkeiten, die in der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung lagen. Er entschloss sich zur Gründung einer mechanischen Baumwollspinnerei in Ziegelbrücke. Die Fabrik begann mit 15 000 Spindeln; 35 Jahre später betrug die Spindelzahl bereits 54 000. Das Unternehmen beschäftigte 520 Mitarbeiter und war die grösste Spinnerei-Weberei des Kantons.

Umstrukturierung, Auslagerung

Ab 1875 verlor die Glarner Textildruckerei immer mehr an Bedeutung, was eine Anpassung im Artikel-Sortiment erforderte: In der Spinnerei erfolgte der Ausbau der Kämmerei; in der Weberei wandte man sich der Herstellung von Feingeweben zu, die in der Stickerei Absatz fanden.

Die Expansion des unterdessen Fritz + Caspar Jenny genannten Unternehmens ging bis in die 1980er Jahre weiter, wurde dann aber gebremst. Der Grund: Ein Teil der Produktion wurde nach Osteuropa und Asien verlagert. 1997 wurden die Betriebsgesellschaften in die Spinnerei Ziegelbrücke AG und die Jenny Fabrics AG ausgelagert.

Zurückhaltend feiern

Anders als die Ende 2001 geschlossene Spinnerei wurde die Weberei mit bedeutenden Investitionen in den Maschinenpark zukunftssicher aufgestellt. In der Weberei arbeiten rund 130 Angestellte. Sie stellen Stoffe für Hemden, Damenoberbekleidung und Heimtextilien her. Seit 2004 gehört auch ein Werk in der tschechischen Republik dazu und es wird auch mit Betrieben in Osteuropa und Asien zusammengearbeitet.

In den letzten Jahren konnte sehr erfolgreich gearbeitet werden und es wurde vor allem am Standort Niederurnen einiges investiert. «Diese Entwicklung wird durch die jetzige Krise stark gebremst und es wird sich zeigen, was die Zukunft bringen wird», sagt Caspar Jenny. Das Jubiläum werde vor allem mit den Kunden und Mitarbeitern gefeiert sowie mit den Behörden und den Geschäftspartnern. Auf Grund der geegenwärtigen schwierigen wirtschaftlichen Lage, werde das Jubiläum eher zurückhaltend angegangen, stellt Jenny in Aussicht.

*Presseverantwortliche der Glarner Handelskammer