Auftakt – musikalisch enorm Gehaltvolles ab Bühne Schwanden

Der Titel «Auftakt» war ein klares Signal des Kulturvereins Glarus Süd, das erfreulich viele Konzertbesucherinnen und – besucher wahrnahmen und sich spürbar erwartungsfreudig ins Gemeindezentrum von Schwanden begaben, standen doch Begegnungen mit dem Neuen Zürcher Orchester unter Leitung von Martin Studer, Interpretierenden der Glarner Musikschule und den Solisten Manuel Leuenberger, Marimbaphon, Lisa Stoll, Alphorn und dem Trompeter Simon Gabriel auf dem Programm.



Auftakt – musikalisch enorm Gehaltvolles ab Bühne Schwanden

Und dieser Auftakt hatte es in sich. Es galt zwei echt runde Geburtstage und einen Jubilar mit bald geschichtsträchtigen 100 Jahren zu feiern; es handelt sich um 30 Jahre Orchester, 50 Jahre Musikschule Glarus und 98 Jahre Kulturverein. Von Alter, Müdigkeit, gemächlichen Tempi und genussvollem Verweilen in irgendwelchen ausgespielten Momenten war bei den Interpretierenden rein gar nichts zu spüren. Es wurden vonseiten des Kulturvereins mit Präsidentin Ruth Tüscher, des Neuen Zürcher Orchesters mit Martin Studer und den Leiter der Musikschule Glarus, Jürg Wickihalder herzliche Grussbotschaften an die Konzertbesucher gerichtet. Das Coronavirus hatte keine Ausbreitungschance, man sass weit genug auseinander und der zu erwartenden musikalischen Fülle in doch guter Nähe.

Gemeinsames Üben, so eines der Voten sei kaum möglich gewesen; die Musikschulverantwortlichen arbeiten an der Herausgabe eines Jubiläumsbuches, man freue sich ungemein aufs gemeinsame Interpretieren des ersten der insgesamt fünf angekündigten Werke. Es handelte sich um Händels «Feuerwerksmusik». Das ertönte majestätisch, erhaben, dann wieder mit tänzerischer Leichtigkeit, nachvollziehbarer, eingänglicher Dramatik. Recht fordernde Momente waren zu meistern. Zuweilen waren kleine Ungenauigkeiten rauszuhören, verzeihlich nach so langen Wartezeiten ohne gemeinsames Einstudieren. Man spürte Ernsthaftigkeit, musikalische Reife und die Sorgfalt der noch jugendlichen Laien und der Orchesterprofis. Etwas ungewohnt war zu Beginn der jeweilige Zwischenbeifall nach einzelnen Sätzen.

Martin Studers Dirigat ist bemerkenswert, frei von jeglicher Theatralik, mit sympathischer Direktheit, sich auf Wesentliches mit spürbarer Direktheit zu seinen Orchesterleuten beschränkend, mit knapper Direktheit fordernd und mit einem Lächeln zu danken.
Das Zusammenführen der beiden Klangkörper gedieh absolut überzeugend.

Es schloss Johann Sebastian Bachs (1685 – 1750) Klavierkonzert d-Moll, BWV 1052 für Orchester und Marimbaphon an. Manuel Leuenberger tat sich solistisch in beeindruckendster Weise hervor, von den Orchesterleuten sorgsam und mit hohem Einfühlungsvermögen begleitet. Die Wechsel zwischen Solistischem und Gemeinsamem weckten verständliche Anteilnahme und begreifliche Bewunderung. Das war so kompakt, präzise, elegant, beschwingt, dann wieder verträumt, wirblig dahineilend. Feinste Piani wurden behutsam ausgedrückt, urplötzlich ging es temporeich weiter.

Lisa Stoll, Alphornbläserin, entführte mit der Komposition von Hans-Jürg Sommer (*1950) auf irgend eine Alp und deren Umgebung. Sie erwähnte in kurzweiliger Kürze, was sich denn so alles abspielen werde mit Alpaufzug, Alpsommer, Bergen, wechselndem Wetter, fordernder Arbeit und Rückkehr. Sie gestaltete in ruhiger, eleganter, kenntnisreicher und untadelig erhabener Art aus, vom Orchester einfühlend und in kurzweilig aufklingender Weise begleitet. Man wurde in willkommener Weise verwöhnt, genoss die ausgespielte Stimmungsbreite zwischen Tanz, brummeligem Mahnen, lockendem Rufen, Meditativem und Verweilen. Man vermeinte Tanz, Alpsegen, Trauer, Freude über die Heimkehr, Bet-Ruf oder Tänzerisches zu vernehmen.

Simon Gabriel, Solotrompeter, klein von Gestalt, mit stimmungsreicher, spieltechnisch brillanter Eleganz, interpretierte Variationen in F für sein Instrument und Orchester von Friedrich Dionys Weber (1766 – 1842) mit riesiger Eleganz und einfach grandioser Leichtigkeit und hoher Präsenz. Er spielte sich – wie man gemeinhin zu sagen pflegt – «in die Herzen der genussvoll Hinhörenden». Es war Musik vom Feinsten, ungemein variantenreich und mit riesiger spieltechnischer Reife ausgedrückt. Und die Orchesterleute drückten ihre Achtung mit ebenso viel Herzlichkeit aus, wie sie vonseiten der Zuhörenden kam.

Von Joseph Haydn (1782 – 1809) stammt die Sinfonie Nr. 27 G-Dur. So viele Stilelemente wurden lebendig und klangen mit beeindruckender Leichtigkeit, variantenreich und kurzweiligen Wechseln auf. Es war beeindruckend, mit welcher Präsenz und Reife alles gemeistert wurde, wie Tanz, Verspieltheit, Enteilen, Einherträumen ausgespielt wurden.

Und wenn am Ende des jeweiligen Programmteils ganz viel Beifall aufkam, wenn Zugaben notwendig wurden, ist das durchaus verständlich. Es war ein Saisonauftakt, der keine Wünsche offengelassen hat.